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14:20 Uhr - 26.04.2016

AMS verspielt Geduld der Aktionäre

Der Chiphersteller schliesst schlechter ab als gedacht – und vertröstet auf nächstes Jahr. Die Aktien büssen deutlich ein.

AMS (AMS 24.55 -16.64%) entzaubert. Zwar hat der neue CEO nur einen von drei Monaten des abgelaufenen Quartals zu verantworten: Doch die erste Bilanz, die Alexander Everke in seiner Position als CEO seit März beim österreichischen Chiphersteller am Dienstag vorgelegt hat, nahm sich mehr als bescheiden aus. Der Umsatz im ersten Quartal sank, was so erwartet worden war; auf dem falschen Fuss wurden Beobachter jedoch beim Gewinn erwischt. Der fällt überraschend niedrig aus.

Die Prognose des AMS-Managements für das laufende Quartal geht von weiter zurückgehenden Ergebnissen aus. Die «Nachfrageschwäche» im Markt sowie «volatiles Kundenverhalten» seien daran schuld. Die Abhängigkeit bei AMS von nur einem Grosskunden dürfte auch eine Rolle spielen. «2016 wird ein Übergangsjahr für AMS», erklärte Everke in einer Telefonkonferenz. Die Papiere der Österreicher, die an der Schweizer Börse kotiert sind, verloren ein Fünftel an Wert.

Übersetzer für Analoges

Spezialität der Ingenieure von AMS: Sie übersetzen analoge Signale aus der echten Welt in digitale der virtuellen. Ob Geräusche, Gerüche oder Schwankungen in der Beleuchtung – AMS-Sensoren machen Sinneseindrücke für Computer verständlich, im Smartphone, Tablet, im Auto, der Lichtleiste oder Werkzeugmaschine. Das Problem: Der Siegeszug von Smartphones und Tablets hat AMS zwar erfolgreich gemacht, aber auch in die Abhängigkeit weniger Grosskunden gebracht, vor allem von Apple (AAPL 105.08 -0.57%) und Samsung (SMSD 415.1 1.84%). Apple dürfte ein Fünftel zum Umsatz von AMS beitragen, Samsung etwas mehr als ein Zehntel. Vergangenen Sommer hat AMS bereits einen wichtigen Auftrag von Apple verloren. Im Herbst kamen Spekulationen auf über neuen Ärger.

Nun teilt AMS mit, dass die «endmarktbezogenen und makroökonomischen Unsicherheiten» beginnen würden, sich «in den Bereich Industrieautomation für Endmärkte in China auszubreiten» und dort «eine unvorteilhafte Dynamik» erzeugen. Das Geschäft wird also harziger.

Der Quartalsumsatz ging 11% zurück auf 137 Mio. €. AMS hatte zwischen 131 bis 138 Mio. € prognostiziert. Der Betriebsgewinn auf Stufe Ebit (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) halbierte sich von 38,2 auf 19,7 Mio. €. Bereinigt um akquisitionsbedingten Aufwand sowie aktienbasierte Vergütung lag er bei 28,2 Mio. €. Der Gewinn sackte mehr als zwei Drittel ab auf 13,6 Mio. €. Hohe Entwicklungskosten aus den Übernahmen von CMOSIS und eines Teilbereichs von NXP (NXPI 83.34 -1.24%) sowie Währungsbewegungen haben das Ergebnis belastet.

Hoffen auf 2017 und danach

Das Management spielt auf Zeit. Im laufenden Quartal falle der Umsatz bei stabiler Bruttomarge. Das zweite Halbjahr werde stärker als das erste, sagte CFO Michael Wachsler-Markowitsch. Das Unternehmen richte sich bereits auf 2017 aus. «Es arbeiten mehr Ingenieure an Projekten mit unserem grössten Kunden als jemals zuvor», erklärte er weiter. Gemeint ist Apple. Rigide Verträge mit dem US-Konzern verbieten Zulieferern, seinen Namen oder Details zu Aufträgen zu nennen.

Am Ziel, im Jahr 2019 einen Jahresumsatz von 1 Mrd. € zu erzielen, hält das Unternehmen fest. «Wir brauchen keine zusätzlichen Akquisitionen, um dieses Ziel zu erreichen», sagte CEO Everke. Er sei überzeugt vom strategischen Kurs.

Analysten zeigten sich weniger begeistert. «Wir reduzieren unsere bereits unter dem Konsens liegende EPS-Schätzung für 2016 rund 15%», erklärte ZKB-Analyst Andreas Müller in einer ersten Einschätzung. Vontobel-Kollege Michael Foeth erwartet eine «weitere Runde von Herunterstufungen und weiteren Druck auf den Aktienpreis». Bernd Laux von Kepler Cheuvreux: «Alle Hoffnung liegt auf neuen Produkten, um das Wachstum 2017 zu befeuern.»

Und solange werden sich auch Aktionäre gedulden müssen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 2017 erreicht derzeit 11. Zum Vergleich: Dialog Semiconductor kommt ebenso auf 11. Die Papiere des deutsch-britischen Rivalen litten am Dienstag auch unter dem Kursverfall von AMS. Für ein Engagement in AMS-Titel mangelt es weiter an Argumenten.

Die komplette Historie zu AMS finden Sie hier. »

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