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07:16 Uhr - 01.09.2021

Dormakaba im falschen Fahrwasser

Seit der Fusion mit der deutschen Dorma geht es beim Zürcher Schliesstechniker nicht mehr vorwärts. Die neue CEO Sabrina Soussan muss den Kurs korrigieren.

Die vergangenen Jahre waren für Dormakaba (DOKA 646.00 -2.2%), Hersteller von Schliesstechnik und Zutrittssystemen, kein Ruhmesblatt. Das Unternehmen, 2015 aus der Fusion der Schweizer Kaba und der deutschen Dorma entstanden, stagniert. Das per Ende Juni 2021 abgeschlossene Geschäftsjahr 2020/21 brachte weder Umsatz noch Reingewinn auf das Niveau vor Corona zurück. Die Zahlen liegen sogar unter denen von 2016/17. Das gilt nicht nur für die Umsatzzahlen, sondern auch für das Profitabilitätsniveau, also der Gewinnanteil an einem Umsatzfranken. Die Betriebsgewinnmarge sank in den vergangenen vier Jahren von 13% auf 11%, die Reingewinnmarge gab von 8,9% auf 7,7% nach.

Angesichts dieser gefährlichen Entwicklung steht die im April 2021 neu angetretene CEO Sabrina Soussan vor einer grossen Aufgabe. An der Medienkonferenz zum Jahresabschluss betonte sie eingangs, wie intensiv sie sich in ihren ersten 100 Tagen mit dem Unternehmen und seinen Mitarbeitenden auseinandergesetzt habe. Sie versprach nach aussen künftig mehr Transparenz und wird innerbetrieblich mehr Kundenzentrierung verlangen. Wie das konkret aussehen soll, enthüllte sie nicht, sondern verwies auf eine Investorenkonferenz Mitte November. Soussan liess aber durchblicken, dass eine neue Organisationsstruktur zur besseren Synergienutzung und höheren Kundenorientierung im Unternehmen beitragen wird.

Mittelmässiger Geschäftsgang

Dormakaba schloss das Geschäftsjahr 2020/21 mit einem marginalen Umsatzrückgang auf 2,5 Mrd. Franken ab. Das in Lokalwährungen erzielte organische Wachstum von 1,3% wurde vom starken Franken – sprich negativen Wechselkurseffekten – mehr als aufgezehrt. Obwohl die Frankenstärke den Umsatz in den zwei letzten Geschäftsjahren um 3% und 3,7% verringerte, erteilte Finanzchef Bernd Brinker weitergehenden Massnahmen als dem natürlichen Hedge aus Kosten- und Einnahmenkongruenz hinsichtlich Fremdwährungen eine Abfuhr.

Es ist bemerkenswert, dass die erste Jahreshälfte des Kalenderjahres 2021 zwar rund 10% mehr Umsatz als der Vergleichszeitraum 2020 brachte, dieser Umsatz aber noch immer rund 10% tiefer ist als derjenige der zweiten Jahreshälfte 2019 – dem letzten Halbjahr vor der Coronapandemie. Auch die aktuelle Betriebsgewinnmarge sieht nur im Vergleich gegen die schlechte Pandemiezeit gut aus – gegenüber dem Halbjahr davor liegt sie rund 200 Basispunkte tiefer.

Probleme in den USA

Besonders akzentuiert ist der Einschnitt im amerikanischen Geschäft: Der Umsatz des ersten Halbjahres 2021 liegt fast ein Viertel tiefer als der vom zweiten Halbjahr 2019. Die Ebitda-Marge fiel von fast 21% auf 15,6%. Dahinter steht vor allem die schwache Entwicklung der auf Stahltüren spezialisierten US-Tochterfirma Mesker. Für CEO Soussan führte die erste grosse Geschäftsreise im Sommer dorthin, um mit Belegschaft und Kunden zu sprechen. Die Lösung der Probleme hat für sie höchste Priorität. Entweder klappt der Turnaround, oder man evaluiert strategische Optionen – vermutlich ist das ein Verkauf der Einheit.

Für das abgelaufene Geschäftsjahr ist eine Dividendenzahlung von 12.50 Fr. (VJ: 10.50) beantragt. Der Ausblick auf das neue Geschäftsjahr 2021/22 ist vorsichtig. Soussan wollte darüber nicht spekulieren. Man erwarte – wie in der Medienmitteilung kommuniziert – ein moderates organisches Umsatzwachstum und einen leichten Anstieg der neu als relevant deklarierten bereinigten Ebitda-Marge über das aktuelle Niveau von 14,2%.

Zukunft abwarten

Die Aktien könnten von einer entschlossenen Strategieänderung profitieren, aber nur wenn diese in den Absatzmärkten greift. Somit ist abwarten angesagt. Der Weltmarkt für die von Dormakaba feilgebotenen Produkte ist primär von kleineren, auf nationale Markteigenheiten fokussierten Anbietern besetzt. Nur die schwedische Assa Abloy hat sich in den vergangenen Dekaden zu einem international erfolgreichen Player aufschwingen können. Dormakaba hat sich mit der Fusion von 2015 in dieses Fahrwasser begeben – bisher nicht besonders erfolgreich. Es bleibt zu hoffen, dass an der Investorenkonferenz im November eine überfällige Kurskorrektur publik wird.

Die komplette Historie zu Dormakaba finden Sie hier.»

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