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10:31 Uhr - 07.07.2015

China-Aktien korrigieren trotz Stützprogramm

Die Aktien in Festlandchina sind heute Dienstag weiter gefallen. Obwohl die Regierung den Kursverfall aufhalten will.

Der chinesische Leitindex Shanghai Composite ist am Dienstag um 1,3% gefallen, zeitweise notierte er gar mehr als 3% tiefer als am Vortag. Der Index hat seit dem Jahreshoch vom 12. Juni über 27% verloren. Der breite CSI-300-Index mit den dreihundert grössten in Schanghai und Shenzhen kotierten Unternehmen sank 1,8%. Dabei sollte ein Stützprogramm der chinesischen Regierung den Kursverfall aufhalten. Doch davon profitiert nur der Finanzsektor. Bisher ist der Wert der börsengehandelten Unternehmen seit Mitte Juni um insgesamt fast 3 Bio. $ zurückgegangen.

Am Samstag haben Broker auf staatlichen Druck hin angekündigt, für umgerechnet etwa 20 Mrd. Fr. Aktien zu kaufen. Auch der staatliche Investmentfonds Central Huijin will Aktien erwerben. Chinas Zentralbank, die People’s Bank of China, will 250 Mrd. Yuan (38 Mrd. Fr.) zusätzliche Liquidität an Finanzunternehmen zur Verfügung stellen.

Eine weitere Massnahme von vergangener Woche war das Aussetzen von Neukotierungen (IPO), damit nicht noch mehr Liquidität aus den bereits gehandelten Titeln abfliesst. Hunderte von Unternehmen wollten über ein IPO neues Kapital aufnehmen. Ausserdem sollen Pensions- und Versicherungsfonds vermehrt in Aktien investieren.

Rally auf Kredit

Die gelockerte Liquidität soll wohl Anleger davon abhalten, ihre Aktienkredite (Margin Trading) zurückzufahren. Ein grosser Teil der Rally bis Mitte Juni basierte auf dem kreditfinanzierten Kauf. Das Kreditvolumen für diese gehebelten Käufe hat am Montag um 93 Mrd. Yuan (14 Mrd. Fr.) abgenommen. Da aber die Kurse schneller fallen als das Kreditvolumen, ist die Hebelung am chinesischen Aktienmarkt so hoch wie nie zuvor.

Als einziger Sektor im CSI 300 profitierte die Finanzindustrie, der Sektorindex stieg 1,2%. Der Shanghai Composite Index zeigte sich deutlich resistenter als die Börse Shenzhen (–5,3%). Grund dafür ist, dass in Schanghai staatlich dominierte Grossunternehmen gehandelt werden, die von staatlichen Massnahmen eher profitieren. Der Technologieindex ChiNext in Shenzhen verlor 5,7% und notiert 38% tiefer als Mitte Juni. Technologietitel waren die grössten Gewinner der Rally.

Vertrauensverlust wird verdeckt

Das wahre Ausmass des Vertrauensverlusts an der chinesischen Börse ist in den Indizes wohl noch gar nicht abgebildet. Eine Einschränkung ist die maximal erlaubte Tagesveränderung von 10% für Einzeltitel. Im ChiNext haben so gut wie alle Valoren über die letzte Woche schon einmal die tägliche Verlustgrenze ausgereizt. Nun haben gemäss einem Bericht der chinesischen «Security Times» über 800 Unternehmen (27% aller kotierten Titel) entschieden, dass ihre Papiere «freiwillig» vom Börsenhandel ausgesetzt werden.

Die chinesische Regierung wollte durch ein Kursfeuerwerk Anleger an die Börse locken, um Privatunternehmen leichter an Kapital kommen zu lassen. Dieses Projekt ist wohl gescheitert.

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