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15:08 Uhr - 19.12.2014

Alfred N. Schindler: «Keine Sippenhaft wegen Sika!»

Der Mitbesitzer und Präsident des Aufzugsherstellers warnt vor Überregulierung wegen des Falls Sika. Bei einem Verkauf von Schindler sollen alle Teilhaber ein freiwilliges Angebot erhalten.

Alfred N. Schindler (SCHN 140.8 0.79%) meldet sich selten zu Wort. Aber wenn der Miteigentümer, jahrzehntelange CEO und heutige Verwaltungsratspräsident des gleichnamigen Aufzugs- und Fahrtreppenherstellers es tut, hat es Gewicht.

In den Deal selbst kann und will er sich nicht einmischen, aber in die Debatte rund um den umstrittenen Verkauf der Stimmenmehrheit von Sika (SIK 2897 -3.11%) an die französische Saint-Gobain (SGO 34.935 -0.6%) sehr wohl. «Das Vorgehen der Familie war unprofessionell – gegenüber Verwaltungsrat, Management, Mitarbeitern und Drittaktionären», betonte Alfred N. Schindler an einem Pressegespräch am Holdingsitz in Hergiswil/NW. Im Vorfeld von Abstimmungen wie Kapitalgewinnsteuer und Erbschaftssteuer habe das Timing nicht schlechter sein können.

«Überregulierung ist ein Riesenproblem»

Als Folge der Debatte rund um den Sika-Fall befürchtet der Patron des Innerschweizer Unternehmens, dass nun alle Familiengesellschaften in «Sippenhaft» genommen werden. Die Folge wäre eine Überregulierung im neuen Aktienrecht, welche die unternehmerische Freiheit weiter beschneiden würde. Schon jetzt sei Überregulierung «ein Riesenproblem» für eigentümergeführte Gesellschaften, sagte Alfred N. Schindler.

Wie Sika hat das Unternehmen mit einem Opting-out einen potenziellen Käufer von der Pflicht befreit, ab der Stimmrechtsschwelle von 33 1/3% ein öffentliches Übernahmeangebot zu formulieren. Für Familienunternehmen ist ein Opting-out etwa dann sinnvoll, wenn sich infolge Austritt eines Gruppenmitglieds – bei Schindler sind es etwa 25 Personen – die Zusammensetzung der Gruppe ändert. In einem solchen Fall könnte die Schwelle von 33 1/3% überschritten und damit die Angebotspflicht ausgelöst werden.

«Ohne Opting-out geht es nicht»

Alfred N. Schindler verteidigt das Opting-out deshalb vehement: «Es ermöglicht einem Unternehmen, auch im Fall interner Eigentümerumwälzungen eine langfristige Strategie zu verfolgen. Und es ist ein Schutz vor Heuschrecken, vor allem in Kombination mit einer Vinkulierung.» Schindler hat das Stimmrecht auf 3% des Namenaktienkapitals beschränkt.

Für Finanzinvestoren und industrielle Grosskonzerne wäre die 1874 gegründete Schindler ein attraktives Kaufobjekt. Die Branche weist ein hohes organisches Wachstum auf. Schindler ist weltweit die Nummer zwei, das Geschäftsmodell ist wenig kapitalintensiv, die Eigenkapitalrendite erreicht regelmässig 25 bis 29%. Und die Bilanz des Unternehmens strotzt mit einer Nettoliquidität von mehr als 2,5 Mrd. Fr. und einem Eigenkapitalanteil von 45 bis 48% (ohne Nettoliquidität) vor Kraft.

Das Opting-out schützt laut Alfred N. Schindler kleine und mittelgrosse Unternehmen, «solange die Mehrheitsaktionäre hinter dem Unternehmen stehen». Der Patron sagt jedoch unmissverständlich: «Solange ich anwesend bin, gibt es sicher keinen Verkauf bzw. keinen Gesamtausstieg der Familie, ohne dass der Käufer ein Angebot an alle Anteilseigner unterbreiten muss.»

«Wasserdichte» Lösung gesucht

Wer ihn kennt, zweifelt nicht daran. Aber wie steht es um die nachfolgende Generation? «Wir arbeiten am Übergangsprozess», sagt Alfred N. Schindler. Die fünfte Generation ist bereits ins Geschäft eingebunden, in verschiedenen Führungspositionen in Europa und in Asien sowie im Verwaltungsrat.

Der Patron ist bestrebt, die fünfte Generation ebenfalls zu diesem Versprechen zu verpflichten: «Wir versuchen, nächstes Jahr eine ‹wasserdichte› Lösung zu finden, sodass im Verkaufsfall ein freiwilliges Angebot für alle Beteiligungspapiere unterbreitet werden muss.» Sobald das Vorhaben in Stein gemeisselt ist, wird informiert.

Was die Rendite betrifft, können sich treue Anteilseigner nicht beklagen. Seit der Kotierung der Partizipationsscheine (PS) 1987 resultiert ein Mehrwert von 13% pro Jahr im Durchschnitt. Zahlungen an die Teilhaber sind darin nicht eingerechnet. Seit 2000 habe die Gesellschaft nahezu 4 Mrd. Fr. in Form von Dividenden, Nennwertreduktion und Titelrückkäufen zurückgegeben.

«Ich habe Sika-Aktien sofort zugekauft»

Apropos Sika: Alfred N. Schindler erachtet die Reaktion der Börse als übertrieben, er habe nach dem Kurssturz sofort zugekauft. Das Unternehmen bleibe solide, Saint-Gobain sei auch nicht irgendwer, und die Gefahr, dass das ganze Management aussteige, sei gering.

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