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18:50 Uhr - 30.05.2016

Ascom enttäuscht schon wieder

Erneut warnt der Telecomspezialist vor einem schlechteren Ergebnis als gedacht. Der neue CEO hat nun freie Bahn.

War es das mit schlechten Nachrichten für Ascom-Investoren, bevor der neue CEO an diesem Mittwoch endlich seine Arbeit aufnimmt? Zuletzt hat im November eine Gewinnwarnung die Anleger von einem Enga­gement in die Papiere des Technologie­unternehmens abgehalten. Nun, nur ein halbes Jahr später, der nächste Schlag.

Am Montag nach Börsenschluss warnte das Unternehmen erneut vor einem schlechter als erwartet ausfallenden Ergebnis. Das erste Halbjahr dürfte mit einem Verlust enden. Da war es nur ein schwacher Trost, dass es im zweiten Halbjahr runder laufen soll, wie Ascom (ASCN 15.85 -4.52%) noch einmal ­betonte. Die Aktien büssten am Dienstag in der Spitze mehr als ein Zehntel ein. Das Schlimmste sollte nun überstanden sein.

Mangel an Impulsen

In den vergangenen Jahren ist Ascom von einem Konzern mit einem Milliarden­umsatz zu einem Small Cap geworden. Unter dem scheidenden CEO Fritz ­Mumenthaler und Verwaltungsratspräsident Juhani Anttila hat das Unternehmen ­Investoren schon mehrere Male mit ­Gewinnwarnungen verschreckt. In den vergangenen sechs Monaten haben Ascom-Papiere knapp ein Fünftel an Wert eingebüsst. An Impulsen mangelt es.

Das Ascom-Management liess nun mitteilen, die Division Network Testing leide weiter unter einem schwierigen Marktumfeld. In diesem Segment wird die Qualität von Mobilfunknetzen gemessen, beobachtet und gegebenenfalls ver­bessert. Den Kunden, Telecomgesellschaften und Netzausrüstern, geht es allerdings nicht sonderlich gut. Sie knausern mit Aufträgen. Im Vergleich zum ersten ­Halbjahr des Vorjahrs rechnet das Unter­nehmen nun bei einem sinkenden ­Umsatz im Segment mit einem Verlust im mittleren einstelligen Millionenbereich auf Stufe Ebitda (Betriebsergebnis vor Abschreibungen und Amortisationen).

Für das Segment Wireless Solutions ­erwartet die Ascom-Führung eine stagnierende Umsatzentwicklung, «die durch den zeitweiligen Nachfragerückgang im Bereich OEM erheblich beeinträchtigt wird». Das schlage sich auch negativ auf die Profitabilität der Sparte nieder. Im Bereich Wireless Solutions entwickelt Ascom Kommunikationslösungen vor ­allem für den Gesundheitssektor. Dies teilweise im Auftrag und unter anderer Marke als OEM – Original Equipment ­Manufacturer).

Am 1. Juni übernimmt Holger Cordes den Chefposten bei Ascom. Er soll den ­Fokus auf Informationstechnik (IT) und Kommunikationsprodukte für den Gesundheitssektor schärfen. Cordes wird das zugetraut. Der 47-Jährige kommt von der Cerner (CERN 49.29 -0.82%) Group, einem Anbieter für IT im Gesundheitsbereich. Seine Aufgabe wird es sein, die Strategie rasch umzusetzen.

Befreiungsschlag steht aus

Dazu wird auch gehören, dass sich Ascom vom Bereich Network Testing trennt. Im Dezember wurde bereits ein Teil verkauft. Seither ist nichts mehr passiert. Der ­Befreiungsschlag steht also aus.

Vontobel-Analyst Panagiotis Spiliopoulos knüpft eine Verbindung von der Gewinnwarnung zum neuen CEO. Cordes könne mit einer realistischeren Prognose für das laufende Geschäftsjahr ans Werk gehen. «Finanz und Wirtschaft» senkt die Gewinnschätzung für 2016 von 1.00 auf 0.78 Fr. je Aktie und für 2017 von 1.20 Fr. auf 1.08 Fr. je Titel. Solange sich keine nachhaltige Besserung abzeichnet und der Verkauf von Network Testing weiter hakt, sind die Aktien kein Kauf.

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