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07:15 Uhr - 23.10.2014

Credit Suisse wandelt auf schmalem Grat

Trotz Milliardengewinn im dritten Quartal ist das Kapitalpolster der Grossbank weiterhin zu dünn. Um dennoch Dividenden zahlen zu können, will sie ihr Geschäft weiter verkleinern.

Es ist erfreulich: Die Credit Suisse (CSGN 24.57 -1.92%) weist einen Milliardengewinn aus. Die Zahlen des dritten Quartals waren kaum durch Rückstellungen belastet – ganz anders als in den Vorquartalen, in denen die Grossbank Hunderte Millionen für Rechtsstreitigkeiten auf die Seite legen musste und im US-Steuerstreit mit 2,5 Mrd. Fr. gebüsst wurde. Das dritte Quartal bot nun Gelegenheit zu zeigen, was ihr Geschäftsmodell zu leisten vermag. Doch es zeigt sich ein gemischtes Bild.

Der Margendruck in der Vermögensverwaltung hält an, und Entspannung ist kaum in Sicht. Hingegen überraschte die Investmentbank positiv. Doch ihre Ergebnisse sind aufs Engste mit dem Marktumfeld verknüpft. So üppig die Gewinne in einem Quartal sprudeln können, so schnell kann diese Ertragsquelle auch versiegen. Und der Ausblick, den Konzernchef Brady Dougan den Investoren an einer Telefonkonferenz gab, ist durchzogen.

Geschäftstreiber Volatilität

Die Kursschwankungen an den Märkten haben sprunghaft zugenommen, wovon einige Geschäftsbereiche der CS-Investmentbank profitieren dürften. Das gilt einerseits für den Handel mit Aktien, der im abgelaufenen Quartal eher verhalten war und gut 1 Mrd. Fr. Ertrag lieferte, 10% unter dem Vorquartal.

Weiter dürften Teile des Anleihengeschäfts (Fixed Income) davon profitieren. In diesem Kernbereich hat Credit Suisse im dritten Quartal geglänzt. Im September haben die nervösen Märkte zu einer regen Handelstätigkeit im Fixed Income geführt und den Ertrag der Sparte auf 1,5 Mrd. Fr. anschwellen lassen, 50% über den Vorjahreswert.

Grosse Börsengänge – hohes M&A-Volumen

Ebenso boomte das Beratungsgeschäft. Die rege Übernahmetätigkeit und grosse Börsengänge – beispielsweise die über 20 Mrd. $ schwere Publikumsöffnung von Alibaba (BABA 93.8499 2.42%), die Credit Suisse federführend mitbegleitete – brachten der Bank wie bereits im Vorquartal Beratungshonorare und Emissionsgebühren von 900 Mio. Fr.

Zwar lobte Dougan die weiterhin volle Pipeline seiner Investmentbanker. Halten die Marktschwankungen aber an, könnten vorbereitete Börsengänge verschoben werden, Übernahmen und Fusionen platzen. Dann würde der erhoffte Gewinn dieser Paradedisziplinen schnell ausbleiben.

Kurzfristig von weiteren Marktschwankungen profitieren würde die Vermögensverwaltung, erklärte Dougan. Verschiebungen an den Märkten animieren die Anleger zum Handeln, was den Transaktions- und leistungsabhängigen Ertrag des Private Banking stützt. Hält die Verunsicherung allerdings an, schwindet die Investitionsbereitschaft wieder.

Vermögensverwaltung unter Margendruck

Doch der Kundenhandel ist für den Erfolg der Vermögensverwaltung derzeit zentral, denn das tiefe Zinsniveau drückt auf die Profitabilität. Die für das Wealth Management richtungsweisende Bruttomarge ist von 105  Basispunkten im Vorjahreszeitraum und 99 im Vorquartal auf derzeit 97 Punkte gesunken. Allein Sparanstrengungen sorgten dafür, dass im dritten Quartal der Vorsteuergewinn im strategischen Geschäft gehalten werden konnte.

Der Druck auf die Profitabilität im Wealth Management wird anhalten. Denn noch immer verlassen lukrative, grenzüberschreitend verwaltete europäische Gelder die Bank. Im Rahmen der Regularisierung der Vermögen zogen Kunden seit 2011 bereits über 35 Mrd. Fr. von der  Credit Suisse ab – im dritten Quartal waren es 1,5 Mrd. Und Dougan rechnet in den nächsten zwei Jahren mit Abflüssen von bis zu weiteren 30 Mrd. Fr.

Neues Kapitalziel

Im Fokus steht weiterhin die Kapitalposition. Neu strebt Credit Suisse per Ende 2015 eine ungewichtete Kapitalquote (Leverage Ratio) von 4,5% an. Um diese zu erreichen, will sie neben den bereits geplanten Abbaumassnahmen zusätzliche Geschäftsbereiche reduzieren, um die Bilanz um weitere 140 Mrd. Fr. zu verkleinern.

Vorwiegend im Investment Banking sollen Handelsaktivitäten abgebaut werden, deutete Dougan an, ohne konkret zu werden. Dies schmälert zwar das zukünftige Gewinnpotenzial der Bank. Die Massnahme befreit aber Kapital, das an die Investoren ausgeschüttet werden kann. Finanzchef David Mathers betonte die Wichtigkeit einer Bardividende für die Aktionäre und verwies als Orientierungsgrösse auf die 70 Rappen des Vorjahres.

Dividende unter Druck

Nach den Bussenbelastungen in der Vorquartalen muss Credit Suisse mit dem Gewinn des dritten Quartals aber vordringlich ihr Kapitalpolster stärken. Sie wies per Ende September eine risikogewichtete Quote von 9,8% aus. Die Bank stellt zudem in Aussicht, die künftig gesetzlich geforderte Minimalmarke von 10% im vierten Quartal wieder erfüllen zu wollen. Ab dann verspricht sie, 50% der Gewinne als Dividende an die Aktionäre auszuschütten.

Für das laufende Geschäftsjahr dürfte dieses Verhältnis nach Einschätzung von «Finanz und Wirtschaft» jedoch noch nicht erreicht werden – auch wenn die Bank bereits Abgrenzungen für eine Ausschüttung an die Aktionäre vorgenommen hat.

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