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14:45 Uhr - 21.02.2022

Geopolitik und Zinssorgen bremsen Kryptomarkt

Die Lage in der Ostukraine spitzt sich zu. Zudem wächst der Druck auf das Fed, die Zinsen schneller anzuheben als bislang erwartet.

Inmitten des Konflikts zwischen der Ukraine und Russland verabschiedet die ukrainische Regierung ein Gesetz zur Anerkennung digitaler Währungen als legale Vermögenswerte. Das Gesetz soll zum einen neue Geschäftsfelder im Rahmen der digitalen Transformation eröffnen und zum anderen der ukrainischen Bevölkerung gleichzeitig einen einfachen und sicheren Zugang zum globalen Markt digitaler Währungen ermöglichen.

Der Kryptomarkt gibt unter dem Druck steigender Zinsen und der Gefahr einer Eskalation in der Ostukraine nach.

Preise tiefer als zu Jahresbeginn

Ripple (XRP) kann sich dem Abwärtssog der Risikomärkte entziehen und legt seit Monatsanfang um 26% zu. Das umstrittene Zahlungsabwicklungssystem reduziert den Jahresverlust auf 6% und weist damit das beste Ergebnis innerhalb der zehn grössten Kryptowährungen seit Jahresanfang aus. Bitcoin und Ethereum handeln derzeit noch 17 bzw. 29% unterhalb des Jahreseinstands.

Am Derivatmarkt für Bitcoin und Ethereum spiegelt sich derzeitig der geringe Risikoappetit von Anlegern. Die erwartete (implizite) Volatilität von Bitcoin und Ethereum befindet sich seit Dezember letzten Jahres im Abwärtstrend. Aktuell liegt die erwartete Volatilität der kommenden vier Wochen von Bitcoin bei nur 60%. Zum Jahreswechsel betrug sie noch über 70%.

Damit liegen die zu zahlenden Prämien für Call-Optionen auf historischen Tiefstständen und spiegeln das allgemein geringe Interesse von Anlegern, Risiken aufzubauen. Zudem zahlen Investoren derzeit auch eine deutlich höhere Prämie für die Absicherung über Put-Optionen als für vergleichbare Call-Optionen.

Put-Call Ratio spiegelt Zurückhaltung

Ein weiteres Indiz für die immer vorsichtigere Haltung von Anlegern gibt die Put-Call Ratio für Bitcoinoptionen. Sie setzt die Summe der ausstehenden Kontrakte zwischen Put- und Call-Optionen in Relation. Ein Wert von über 1 deutet darauf hin, dass mehr Put- als Call-Kontrakte im Umlauf sind. Aktuell liegt die Kennzahl bei 0,6. Folglich überwiegt noch der Optimismus bei Anlegern, jedoch ist der Wert in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. So lag er zum Jahreswechsel bei 0,4.

Bitcoin durchbrach am vergangenen Freitag die wichtige Marke von 40’000 $ und handelt aktuell zu 38’431 $, ein Kursverlust von 9% innerhalb der letzten zwei Wochen.

Bei alternativen Kryptowährungen (Altcoins) fallen die Verluste indes wesentlich höher aus. Der Preis für Ethereum reduzierte sich im selben Zeitraum um 14%, Cardano und Solana verlieren sogar 18 bzw. 21% an Wert.

Bitcoindominanz stabilisiert sich

Die Marktdominanz von Bitcoin (43%) hat sich in den vergangenen neun Monaten weitestgehend stabilisiert und befindet sich zuletzt sogar wieder im leichten Aufwärtstrend. Ein Grund dafür ist auch die Schwächephase von Kryptowährungen der dezentralen Finanzen (DeFi), deren Marktdominanz sich in den vergangenen neun Monaten von über 3% auf aktuell 1,2% reduziert hat. 

Die Gesamtmarktkapitalisierung aller Kryptowährungen beträgt 1,7 Bio. $. Die durchschnittliche Jahresperformance der zehn grössten Kryptowährungen liegt seit Jahresbeginn bei –28%.

JPMorgan eröffnet Lounge im Metaverse

JPMorgan, die grösste Investmentbank aus den Vereinigten Staaten, betritt als erstes Bankhaus das Metaverse. Auf der Metaverse-Plattform Decentraland hat sie jüngst die Onyx Lounge eröffnet. Onyx ist eine 2020 gegründete Tochter der Bank, die für die Weiterentwicklung und den Vertrieb sämtlicher Blockchain-Projekte verantwortlich ist.

Für den einen oder anderen mag dieser Schritt überraschend kommen, da CEO Jamie Dimon seit Jahren einen klaren Standpunkt gegen Bitcoin vertritt und die Kryptowährung bereits mehrfach als «wertlos» bezeichnet hat.

Doch das Kundeninteresse für Metaverse ist gemäss Christine Moy, Leiterin der Krypto- und Metaverse-Abteilung bei JPMorgan, enorm hoch. Die Bank setzt zudem grosse Hoffnungen auf die breiten Anwendungsmöglichkeiten des Metaverse. Sie geht davon aus, dass nahezu jeder Sektor wie zum Beispiel Kunst, Unterhaltung, Ausbildung, Finanzen, Immobilien, Mode und Marketing mit dem Metaverse in Zukunft verknüpft sein wird, und schätzt die Marktchancen auf über 1 Bio. $ Jahresumsatz.

Besucher der Onyx Lounge werden am Eingang von einem Porträt des CEO sowie eines umherlaufenden Tigers empfangen. Im ersten Stock können Interessierte sich diverse Vorträge zum Thema Blockchain-Technologie und dezentralisierte Finanzen (DeFi) ansehen.

Bislang limitierter Nutzen

Der unmittelbare Nutzen für Kunden ist demnach noch limitiert. Mit der Onyx Lounge möchte JPMorgan ihre Kunden für die virtuelle Realität sensibilisieren.

Auf die Neuigkeit reagierte MANA, der native Token der Metaverse-Plattform Decentraland, mit einem Kursprung von knapp 10%. Mit einer Marktkapitalisierung von etwa 5 Mrd. $ befindet sich der Token derzeit auf Platz dreissig der grössten Kryptowährungen.

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