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15:17 Uhr - 16.12.2014

Draghi gibt die Vorlage

Monatliche Zinsprognose Schweiz: Der nächste EZB-Entscheid wird auch die Frankenzinsen beeinflussen.

Welche weiteren expansiven Massnahmen lanciert die Europäische Zentralbank (EZB), wann steigen die US-Zinsen? Diese Fragen beschäftigen zurzeit die Zinsstrategen. Die meisten der von FuW befragten Ökonomen von UBS (UBSN 16.3 -0.61%), Credit Suisse (CSGN 23.71 -1.86%) (CS), Zürcher Kantonalbank (ZKB), Bank Julius Bär (BAER 42.88 -0.44%), UniCredit und Raiffeisen Schweiz verhalten sich denn auch abwartend. Sie haben ihre Zinsprognosen nicht verändert bzw. geringfügig nach unten korrigiert.

UBS-Ökonomin Daniela Steinbrink Mattei hat die Zwölfmonatsrenditeprognosen sowohl für fünfjährige als auch für zehnjährige «Eidgenossen» leicht nach unten korrigiert. Während die kurzen Frankensätze aufgrund der unverändert expansiven Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB (SNBN 1052 -0.28%)) gleich bleiben, korrelieren die langfristigen Schweizer Renditen weiterhin eng mit ihren globalen Pendants, vor allem mit der rekordtiefen deutschen Zinskurve. Steinbrink erwartet seitwärts tendierende kurze Zinsen und leicht steigende lange Sätze gegen Ende 2015. Das Wachstum der Schweizer Wirtschaft im nächsten Jahr bleibe solide, die Inflation «nahe null».

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Marginal steiler

Die Schweizer Zinskurve dürfte in den kommenden Monaten geringfügig steiler werden, indem sich die längeren Fälligkeiten nach oben bewegen. Am kurzen Ende bleibe dagegen alles beim Alten, zumal die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre Wechselkursgarantie von 1.20 Fr./€ zumindest bis 2017 aufrechterhalten werde.

CS-Zinsstratege Karsten Linowsky hat nach vorangegangener Anpassung nach unten die Prognosen nicht mehr weiter verändert. Nach wie vor sei zu erwarten, dass die Zinsen am langen Ende in der Schweiz auf kurze Sicht tief bleiben. Viel hänge für die Schweizer Zinsen davon ab, was die EZB mache. Sollten ihre wahrscheinlich noch um Staatsanleihenkäufe erweiterten quantitativen Massnahmen in der Realwirtschaft ankommen und sie stimulieren, könnte sich dies auch auf die Schweizer Zinsen auswirken.

David Marmet, Leiter Volkswirtschaft Schweiz der ZKB, hat seine Prognosen, die ohnehin schon klar unter dem Konsens lagen, nicht mehr weiter korrigiert. Betrachte man die Entwicklung in Europa, sei einfach kein Potenzial für einen Zinsanstieg auszumachen. Diese Situation übertrage sich auch auf die Schweiz.

Janwillem Acket, Chefökonom von Bank Julius Bär, ändert seine Erwartungen ebenfalls nicht. Dass die Goldinitiative «vernünftigerweise» nicht angenommen worden sei, erleichtere der SNB die Arbeit. Sie habe deutlich gemacht, dass es ihr mit der Verteidigung der Untergrenze von 1.20 Fr./€ ernst sei.

Mindestkurs zentral

Marina von Terzi, Ökonomin bei UniCredit, hält die Einführung von Negativzinsen – einigen anderslautenden Aussagen in den Medien zum Trotz – in absehbarer Zukunft nicht für wahrscheinlich. Man halte sich an die Aussage der SNB, dass bei Zinsen nahe null und einem hoch bewerteten Franken der Mindestkurs das zentrale geldpolitische Instrument bleibe, um adäquate monetäre Bedingungen sicherzustellen. Deshalb habe UniCredit die Prognosen nicht verändert.

Roland Kläger, Senior Economist von Raiffeisen Schweiz, hat die Zinserwartungen am kurzen und am langen Ende, und zwar jeweils sowohl auf Sicht von drei als auch zwölf Monaten, zurückgenommen. EZB-Präsident Draghi bereite das Feld für Staatsanleihenkäufe vor. Entsprechend habe man die Zinsprognosen für die Eurozone – und somit auch für die Schweiz – leicht nach unten angepasst.

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