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07:53 Uhr - 02.02.2016

AMS vertröstet auf das Jahresende

Nach einem Rekordjahr fehlen dem Chiphersteller Anschlussaufträge. Ab dem zweiten Halbjahr soll es bergauf gehen.

Chiphersteller AMS (AMS 28.75 2.5%) hat ­die Erwartungen im abgelaufenen Jahr geschlagen. Das allein stellt schon eine Leistung dar in einer Industrie, in der die Rivalen en masse vor sinkenden Erträgen warnen. Das AMS-Ergebnis fusst neben dem soliden Geschäftsverlauf auch auf Währungseffekten sowie dem Kauf des Chipspezialisten CMOSIS. Der Ausblick zeigt: Die Zeiten werden auch für die österreichische Gesellschaft, deren Aktien an der Schweizer Börse kotiert sind, schwerer. Kurzfristig profitieren Aktionäre.

AMS stellt Sensoren her, etwa um im Smartphone das Umgebungslicht zu erkennen und so die Displayhelligkeit zu ändern. Zu den grössten Kunden des Unternehmens gehören Apple (AAPL 96.43 -0.93%) und Samsung (SMSD 367.55 -2.2%). Im abgelaufenen Geschäftsjahr kamen 65% des Umsatzes aus diesem Bereich Consumer & Communications. Den Rest steuern Automotive, Industrial, Medical bei. Das Problem: Die Nachfrage nach Smartphones und Tablets im grösseren Geschäftssegment lässt deutlich nach.

Rückenwind durch Währung

Den Umsatz im vergangenen Jahr konnte AMS aber noch 34% auf ein Rekordniveau von 623,1 Mio. € steigern, währungsbereinigt hätte das Plus 19% betragen. Mehr als zwei Drittel des Umsatzes fällt in Dollar an. Die Bruttomarge erreichte 56,1% nach 56,5% im Vorjahr. Das operative Ergebnis 2015 auf Stufe Ebit (Earnings before In­terest and Taxes, Betriebsgewinn) einschliesslich akquisitionsbedingter Amortisationen stieg 40% auf 147,3 Mio. €, die Ebit-Marge 0,9 Prozentpunkte auf 23,6%. Der Reingewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr legte 53% zu auf 148,7 Mio. €.

Dass die Zeiten härter werden, lässt sich mit Blick aufs vierte Quartal feststellen. Der Quartalsumsatz erreichte 147,2 Mio. €, ein Plus von 6% – auf Basis konstanter Wechselkurse hätte ein Minus von 3% resultiert. Ohne die erstmalige Konsolidierung von CMOSIS im Dezember wäre der Abschlag noch deutlicher ausgefallen. Der belgische Spezialist trug zum Dezemberumsatz etwas mehr als 4 Mio. € bei.

Bestelleingang steigt auf Quartalsbasis

Der Bestelleingang sackte im vierten Quartal 9% ab auf 119,4 Mio. €. Das dürfte auch noch am Verlust eines Apple-Auftrags für Verstärkerchips für die Nahfunkkommunikation liegen. «Finanz und Wirtschaft» berichtete im Sommer (www.fuw.ch/130615-2). Wichtiger aber sei der Blick auf die Quartalsveränderung, erklärte AMS-CFO Michael Wachsler-Markowitsch: Im Vergleich zum dritten Quartal stieg der Bestelleingang 18%. «Der Trend geht in die richtige Richtung», sagte er.

Einen Bericht über weitere mögliche Probleme mit dem Grosskunden Apple (http://www.fuw.ch/030216-5) schwächte er indirekt ab. «Wir haben derzeit so viele Forschungs- und Entwicklungsprojekte wie noch nie mit unserem grössten Kunden», erklärte Wachsler-Markowitsch. Mit Namen nennen darf er den Grosskunden wegen restriktiver Auflagen nicht.

Den Standort Rapperwil will AMS ausbauen, Büros dort in einem Neubau zusammenlegen. Die Zahl der Mitarbeiter des Designcenters werde von 30 auf «100 plus» in drei bis fünf Jahren ausgebaut.
Für das laufende Quartal zeichnet das AMS-Management ein verhaltenes Bild. Es rechnet mit einem Umsatz von 131 bis 138 Mio. €, das entspricht einem Minus zwischen 15 bis 10% wegen «einer besonders im Smartphone-Geschäft des Unternehmens abgeschwächten Endmarktnachfrage» und dazu noch saisonalen Effekten. Die Bruttogewinnmarge soll um die 56,6% des vierten Quartals liegen.

«Geschäft kommt zurück»

Ab Jahresmitte sieht die Führung wegen eines günstigeren Chipmarktes und durch Produktlancierungen Licht am Horizont. «Wir rechnen damit, dass das Geschäft im zweiten Halbjahr zurückkommt», sagte der CFO. Dann steht AMS auch unter neuer Leitung. Im März übernimmt Alexander Everke als CEO. Noch-CEO Kirk Laney wird Berater mit Vorstandssitz. Am Ziel, in drei Jahren einen Erlös von 1 Mrd. € zu erwirtschaften, hält AMS fest.

Aktionäre profitieren vom Rekord­ergebnis 2015: Der Generalversammlung soll eine Ausschüttung von 0,51 € vorgeschlagen werden, ein Anstieg von 55%. Das würde einer Dividendenrendite von knapp 2% entsprechen. Die Börse nahm die Neuigkeiten am Dienstag zunächst mit einem kräftigen Kurssprung auf, im Verlauf des Tages kam es zu Gewinn­mitnahmen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis 2016 von AMS beläuft sich auf 15. Anleger warten den Managementwechsel und die Rückkehr zu steigenden Gewinnen ab.

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