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18:49 Uhr - 24.07.2015

Rohstoffe so günstig wie seit 2002 nicht mehr

In den vergangenen zwölf Monaten haben sich Rohstoffpreise um ein Viertel verbilligt. Das zeigt der Bloomberg Commodity Index, der auf den niedrigsten Stand seit 13 Jahren gesunken ist.

Wichtigster Treiber für diese Entwicklung sind die Preise für Öl und Gold (Gold 1085.71 -0.47%). Der Preis für Rohöl der Sorte WTI ist in den vergangenen sechs Wochen um 20% gesunken und damit nach Definition in einer Baisse. Öl, Gas und Gold machen zusammen über ein Drittel des Bloomberg-Index aus. Die Abneigung für Öl und Gold fällt mit ­einem aufwertenden Dollar zusammen. Eine starke US-Währung macht Rohstoffe teurer für Abnehmer ausserhalb des Dollarraums.

zoomAuch Kupfer befindet sich im Abwärtstrend und kostet so wenig wie seit der Finanzkrise 2009 nicht mehr. Der Kupferpreis ist abhängig von der Industrienachfrage und grösster Kupferabnehmer der Welt ist China. Und von dort kommen Zeichen der Schwäche. Ein vorlaufender Konjunkturindikator ist am Freitag deutlich schlechter als erwartet ausgefallen: Im Juni sank der Einkaufsmanagerindex für China nach provisorischen Zahlen auf den tiefsten Stand seit 15 Monaten. Analysten der Commerzbank (CBK 11.98 -0.91%) glauben zwar, dass die Regierung in Peking durch einen Konjunkturstimulus ein allzu starker Rückgang der Wachstumsrate der Wirtschaft verhindern wird. Aber «kurzfristig überwiegen die Abwärtsrisiken für die Metallpreise».

«In den Augen vieler Beobachter ist der Superzyklus der Rohstoffe definitiv zu Ende», sagt Walter Schneider, CEO von LaSalle Brokerage in Zürich. Nach Auffassung von Schneider wurden nun die letzten Marktteilnehmer ausgebremst, die auf eine neuerliche Verknappung bei den Rohwaren gesetzt hatten. «Bei den Agrarrohstoffen gibt es keine Missernten, mit der Öffnung des Irans wird mehr Öl in einen schon überversorgten Markt kommen», konstatiert Schneider. Sein Fazit: «Wir befinden uns in einer Liquidations­stimmung am Markt. Denn so gut wie ­alles ist im Überfluss vorhanden.»

Nun traut sich niemand auf steigende Rohwarenpreise zu setzen. Finanzanleger wie Hedge Funds werden durch die Preisschwäche gezwungen, Positionen zu verkaufen – ob sie wollen oder nicht. Zwar könne es zu kurzfristigen Erholungen auf einzelnen Märkte kommen, aber «das ­ändert nichts an der fundamentalen Versorgungslage».

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