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11:50 Uhr - 27.07.2016

Telecom Italia geht Joint Venture mit Swisscom-Tochter Fastweb ein

Über das Gemeinschaftsunternehmen sollen Glasfaseranschlüsse für 29 italienische Städte ausgebaut werden. Ziel ist es, die Position in einem dynamischen Telecommarkt zu stärken.

Telecom Italia (TIT 0.693 -1%) hat mit der Swisscom-Tochtergesellschaft Fastweb ein Joint Venture abgeschlossen. Die beiden Unternehmen wollen gemeinsam Glasfaseranschlüsse bis in 3 Mio. Haushalte bringen. Zeitlich soll alles bis 2020 abgeschlossen sein, die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf 1,2 Mrd. €, wie Fastweb am Dienstagabend mitteilte.

Telecom Italia beteiligt sich mit 80% und Fastweb mit 20%. Das Projekt sieht eine Finanzierung über Eigen- und Fremdkapital vor, wobei Fastweb 55 Mio. € in den kommenden vier Jahren aus dem Cashflow beisteuern will. Die Investitionspläne der Swisscom-Tochter blieben unverändert, hiess es. Der Schweizer Telecomkonzern will im Nachbarland nach eigenen Angaben im laufenden Jahr rund 1,4 Mrd. Fr. investieren.

Ausbauziele bestätigt

Darüber hinaus ist geplant, dass Telecom Italia von Fastweb Infrastruktur für Glasfaseranschlüsse bis in die Hausshalte (Fibre to the Home, FTTH) abkauft, um 650’000 Haushalte in sechs Städten zu bedienen. Dies teilte Telecom Italia anlässlich der Vorlage von Halbjahreszahlen mit.

Fastweb behält das Ziel bei, bis 2020 die Hälfte der Bevölkerung mit ultraschnellem Breitbandinternet abzudecken. Allerdings führt die Kooperation zu einer Verschiebung im Technologie-Mix. Ursprünglich wollte der Festnetzanbieter 11 Mio. Haushalte mit Glasfaser bis zum Bordstein (Fibre to the Curb, FTTC) in den kommenden vier Jahren anbinden, nun sind es nur noch 8 Mio. Dafür steigt der Anteil Glasfaseranschlüsse bis in die Haushalte (FTTH) von 2 auf 5 Mio.

Zuvor hatte es Spekulationen gegeben, dass die Swisscom-Tochter Fastweb in Italien mit dem französischen Iliad-Konzern im Mobilfunkbereich kooperieren könnte. Dort ist einiges in Bewegung, angesichts der Fusion der Mobilfunk-Töchter von VimpelCom (Wind) und CK Hutchison Holdings (3 Italia). Auch könnte der italienische Telecommarkt durch Iliad (ILD 174.482 -0.17%) weitere Dynamik erfahren. In Frankreich hatte der Anbieter vor allem Orange (früher France Telecom) viele Kunden abgejagt.

ZKB-Analyst Andreas Müller verweist denn auch in einem Kommentar auf die Möglichkeit, dass Iliad von Fastweb schnelle Festnetzdienstleistungen für Bündelangebote beziehen könnte. Insgesamt werde mit dem Joint Venture die Position von Fastweb in einem sich schnell veränderten italienischen Telecommarkt gestärkt, lautet sein Fazit.

«Intelligenter strategischer Schritt»

Auch Panagiotis Spiliopoulos von der Bank Vontobel (VONN 45.75 0.55%) begrüsst die Kooperation als «intelligenten strategischen und weniger kapitalintensiven Schritt zur Sicherung des langfristigen Wachstumspotenzials von Fastweb». Bündelangebote blieben Hauptwachstumstreiber und könnten die negativen Auswirkungen des Wettbewerbs und der tieferen Preise zumindest teilweise ausgleichen. «Swisscom (SCMN 482.6 0.77%) bleibt entschlossen, ihre Marktposition zu verteidigen», so Spiliopoulos.

Auch im Mobilfunk kooperiert Fastweb mit Telecom Italia. Anfang Februar erklärte das Management, die Anzahl Mobilfunkkunden solle sich innerhalb von vier Jahren verdoppeln. Per Ende 2015 zählte Fastweb 564’000 Handyabos. Dieses Angebot wird aktuell nur als Ergänzung für Breitbandkunden gesehen. Es gehe primär darum, «den bestehenden 2,2 Mio. Ultrabreitbandkunden zusätzlich Mobilfunk anzubieten und in dem Segment schneller zu wachsen», hatte Swisscom-CEO Urs Schaeppi im Gespräch mit FuW erklärt.

Positive Aussichten

Für Swisscom-Anleger ist die Nachricht positiv. Die Aussichten sind gut, dass Fastweb in den kommenden Jahren einen positiven Beitrag leistet und nicht noch einmal zur Baustelle wird. Rechtliche Vorwürfe wurden in den Vorjahren bereinigt, der damalige Fastweb-Chef Stefano Parisi ersetzt, eine Zwangsverwaltung durch den Staat verhindert. Das Privatkundengeschäft erhielt auch wegen einer Kooperation mit dem Pay-TV-Anbieter Sky Italia Schwung.

Swisscom-Valoren punkten in einem unsicheren Marktumfeld mit Vorhersehbarkeit, die erwartete Dividendenrendite für 2016 von 4,6% ist attraktiv. Weil die Entwicklung in Italien aus dem Cashflow finanziert werden soll, ist die Dividende nicht tangiert. Die Titel sind mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 16 für das laufende Jahr bewertet, was akzeptabel ist.

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