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00:57 Uhr - 28.01.2016

Das Fed zeigt wenig Kompromissbereitschaft

Die amerikanische Notenbank lässt den Leitzins erwartungsgemäss unverändert. Die Option für eine nächste Erhöhung im März hält sie sich aber offen. Die Börsen reagieren mit Verlusten.

Investoren, die auf beruhigende Worte aus dem Federal Reserve hofften, sehen sich enttäuscht. Die US-Notenbank nimmt die Turbulenzen an den Finanzmärkten im Zinsentscheid vom Mittwoch zwar zur Kenntnis. Bereits Mitte März schliesst sie aber eine weitere Straffung der Geldpolitik nicht aus.

«Die Informationen seit dem letzten Treffen des Offenmarktausschusses vom Dezember legen nahe, dass sich die Bedingungen am Arbeitsmarkt weiter verbessert haben. Das, auch wenn sich das Wirtschaftswachstum gegen Ende Jahr verlangsamt hat», halten die US-Währungshüter nach ihrer Sitzung fest.

Bezug nimmt der Fed-Vorsitz im Statement ebenfalls auf die wachsende Nervosität an den Finanzmärkten sowie auf die Konjunkturabkühlung in China: «Das Komitee verfolgt die globalen wirtschaftlichen und finanziellen Entwicklungen aufmerksam und wägt ab, was sie für den Arbeitsmarkt und die Inflation bedeuten», heisst es dazu.

Ölcrash beunruhigt kaum

Im Übrigen hat sich die Tonalität der US-Notenbank jedoch kaum verändert. Obschon der Ölpreis in den vergangenen Wochen weiter eingebrochen ist, geht sie weiterhin davon aus, dass der Effekt auf die Teuerung nur «vorübergehend» ist. Dasselbe gilt für die Auswirkungen des festen Dollar.

«Das Federal Reserve hat seine Einschätzung zur Wirtschaftslage zwar leicht adjustiert. Im Grossen und Ganzen hat es die grundsätzliche Botschaft aber unverändert belassen», denkt Marc Chandler, Chefstratege für den Devisenhandel der Privatbank Brown Brothers Harriman.

An der letzten Sitzung von Mitte Dezember hat die US-Notenbank das Zielband für den Leitzins erstmals seit der Finanzkrise auf 0,25 bis 0,5% erhöht. In ihrem Ausblick haben die Währungshüter damals zudem angedeutet, für dieses Jahr vier weitere Zinsschritte zu planen.

Irritation an Wallstreet

Das gilt an den Finanzmärkten als sehr aggressiver Kurs. Hält das Federal Reserve an seinen Vorgaben fest, müsste es wohl bereits an der Sitzung vom 16. März den nächsten Schritt machen. Nach den heftigen Erschütterungen an den Börsen ziehen das Investoren jedoch immer mehr Zweifel. Die Futures-Märkte in Chicago beziffern die Chancen für eine Zinserhöhung in sechs Wochen nur noch auf 11%.

Dass die US-Notenbank dem Druck nicht nachgibt und stattdessen auf Beharrlichkeit setzt, sorgt an Wallstreet für Irritation. In New York drehte der Leitindex S&P 500 am Mittwoch nach dem Zinsentscheid in Minus und schloss 1,1% tiefer auf 1883. Das Blue-Chip-Barometer Dow Jones Industrial büsste 1,4% auf 15‘944 ein. Am Bondmarkt stieg die Rendite auf zehnjährige Treasuries leicht auf 2%.

«Die US-Geldpolitiker haben weniger milde Töne angeschlagen, als es die Märkte gerne gehört hätten», meint Steven Ricchiuto, Chefökonom von Mizuho Securities USA. Obschon das Federal Reserve die Abschwächung des Wirtschaftswachstums erkenne, sei es nicht bereit Gegensteuer zu geben. «Das Resultat ist ein Aktienmarkt, der wenig Grund für Optimismus hat», fügt Ricchiuto hinzu.

Was sagt Yellen vor dem Kongress?

Neue Anhaltspunkte zur Konjunkturlage in den Vereinigten Staaten gibt es am Mittwoch, wenn die Zahlen zum Bruttoinlandprodukt für das vierte Quartal 2015 publiziert werden. Gemäss dem Echtzeitbarometer der Fed-Distriktnotenbank Atlanta ist die Wirtschaft im letzten Jahresviertel lediglich 0,7% expandiert. Viel Aufmerksamkeit werden Investoren ebenso auf die monatlichen Daten zum Arbeitsmarkt richten, die am 5. Februar veröffentlicht werden.

Den Entscheid, die Geldpolitik unverändert zu belassen, haben die zehn? stimmberechtigten Mitglieder im Vorsitz der US-Notenbank einstimmig gefällt. Mehr Anhaltspunkte über ihre weiteren Absichten könnte Fed-Chefin Janet Yellen am 10. und 11. Februar geben, wenn sie ihren halbjährlichen Auftritt vor dem amerikanischen Kongress absolviert.

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