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17:51 Uhr - 06.05.2016

Was Kunden wissen wollen

In einem sind sich Banken und unabhängige Vermögensverwalter gleich: Sie alle versprechen umfassende persönliche Beratung und optimale Performance zu vernünftigen Kosten. Was erwartet den Kunden, wie entscheiden und worauf achten?

Victor Aerni, Leiter Wealth Management, Pictet

Victor Aerni Bild: Nicolas Righetti/rezo.chWie wähle ich meine Bank oder meinen Vermögensverwalter?
Die Wahl der richtigen Bank ist genauso schwierig wie die Wahl des richtigen Arztes. Es geht einerseits um die Kompetenz, andererseits um das Vertrauen. Die Auswahl kann mit objektiven Kriterien wie Dienstleistungsangebot oder Rating unterstützt werden, letztlich ist es jedoch ein subjektiver Entscheid. Mit den Marktunsicherheiten und der verstärkten Regulierung rücken heute neben der physischen Nähe vermehrt Attribute wie Transparenz und Sicherheit in den Vordergrund. Image und Reputation einer Bank werden ebenfalls klar höher gewichtet. Am Ende ist das Wealth Management aber ein Geschäft, bei dem Menschen im Mittelpunkt stehen, sprich: Kompetenz und Persönlichkeit sind enorm wichtig. Aus unserer Erfahrung nutzen Kunden meistens Empfehlungen von vertrauten Personen aus dem beruflichen oder dem privaten Umfeld.

Wie stelle ich fest, ob Preis/ Leistung, sprich Performance nach Kosten, für meine Bedürfnisse optimal sind und sich die Kundenbeziehung zur Bank oder zum Vermögensberater bewährt?
Pauschal gibt es keine Antwort. Preis und Leistung hängen von den individuellen Bedürfnissen ab, und die sind bekanntlich stark unterschiedlich. Die Bank muss Mehrwert schaffen, denn nur Mehrwert wird bezahlt. Die Performance als alleiniges Messinstrument zu verwenden, wäre falsch. Das Gesamtpaket muss stimmen.

FuW-Beilage «Private Banking»Dieser Beitrag ist Teil der Private-Banking-Beilage von «Finanz und Wirtschaft». Weitere Beiträge und Interviews der Publikation  vom 30. April 2016 befassen sich mit der Zukunft des Finanzplatzes Schweiz, dem Wandel im Banken- und Vermögensverwaltungsgeschäft, der Frage nach dem gläsernen Kunden auch in der Schweiz und diversen Analysen zur Anlagestrategie. Die gesamte Beilage ist als PDF unter www.fuw.ch/Magazine abrufbar.Wie profitiere ich von aktuellen und zukünftigen digitalen Angeboten – Stichwort Fintech –, und wie nutze ich sie?
Neue Marktteilnehmer treten auf und versuchen, die Wertschöpfungskette der Banken zu zerlegen. Sie werden in spezifischen Nischen, beispielsweise bei internationalen Bezahlsystemen, erfolgreich sein, und wir raten Kunden, die Möglichkeiten zu nutzen. Man erkennt die Angebote leicht; wenn erfolgreich, sind sie schnell in aller Munde. Die Banken haben aber gelernt, die neuen Möglichkeiten für sich zu nutzen, und haben jüngst selbst viel in diesen Sektor investiert. Gute Lösungen werden von Banken schnell eingeführt, denn das technische Verständnis ist vorhanden. Banken waren immer schon hoch technologisiert. Pictet hat beispielsweise eine Mobile-App für Privatkunden entwickelt, die Technologie und Menschen kombiniert und eine sichere Kommunikation mit dem Berater rund um die Uhr zulässt, ein klares Bedürfnis unserer Kunden.

Kommt der gläserne Kunde auch in der Schweiz, und wie bewahre ich, als steuerkonformer Bankkunde, meine Privatsphäre?
Das werden wir sehen. Es ist jedoch eine Tatsache, dass in einer Welt wachsender Transparenz die Wahrung der Privatsphäre an Bedeutung gewinnt. Menschen brauchen Freiräume zur persönlichen Entfaltung, ohne Einblick der Öffentlichkeit.

Dominique Wohnlich, Leiter Lombard Odier Zürich

Dominique Wohnlich Bild: Bolleter-LabWie wähle ich meine Bank oder meinen Vermögensverwalter?
Suchen Sie sich einen Bankier, der Ihnen zuhört. Nicht der Berater, sondern der Kunde hat das Wort, bis seine Gesamtsituation, das heisst seine Lebensumstände, Ziele und Wünsche, geklärt ist. Der erfahrener Privatbankier gibt nicht vorschnell Empfehlungen ab oder präsentiert Lösungen. Wenn es so weit ist, arbeiten unsere Berater eng mit den hauseigenen Spezialisten zusammen, und es steht ihnen eine moderne IT-Plattform zur Verfügung. Doch letztlich ist es einzig der ständige persönliche Austausch zwischen dem Kunden und seinem Bankier, der die Grundlage einer erfolgreiche

Wie stelle ich fest, ob Preis/ Leistung, sprich Performance nach Kosten, für meine Bedürfnisse optimal sind und sich die Kundenbeziehung zur Bank oder zum Vermögensberater bewährt?
Behalten Sie die Entwicklung Ihres Portfolios im Auge. Unser IT-Tool My LO erlaubt den Kunden neben der Veranschaulichung der Vermögensverwaltung und der Berichterstattung auch Analysen und Prognosen, die zeigen, welche Risiken mit welchem Anlageansatz einhergehen und welche – vielleicht unerwünschten – Korrelationen sich in einem Portfolio befinden. So hat man Performance und Kosten im Griff und

Wie profitiere ich von aktuellen und zukünftigen digitalen Angeboten – Stichwort Fintech –, und wie nutze ich sie?
Die Digitalisierung macht auch vor dem Private Banking nicht halt. Der Privatkunde profitie t davon, dass der Kundenberater mit der Hilfe moderner Technologie seine Rolle zukünftig noch effizienter wahrnehmen kann. Das bringt Vorteile für beide. Der Berater arbeitet produktiver, indem er seine Zeit so einsetzt, dass für den Kunden ein Mehrwert resultiert. Für den Kunden bedeutet es, dass er noch besser und schneller informiert wird. Der Erfolg gründet in der optimalen Kombination dieser digitalen Prozesse und des direktem Kundenkontakts. Der Berater bietet, was kein Roboter kann: Empathie und persönliche Beratung auf höchstem Niveau.

Kommt der gläserne Kunde auch in der Schweiz, und wie bewahre ich, als steuerkonformer Bankkunde, meine Privatsphäre?
Grundsätzlich begrüssen wir den Trend zu einheitlichen Standards in Bezug auf die Steuertransparenz. Es müssen jedoch für alle Länder einheitliche Rahmenbedingungen gelten. In der Schweiz ist die Einschränkung des Bankkundengeheimnisses im Rahmen von Steuerdelikten gerechtfertigt, Beeinträchtigungen, die den Schutz der Privatsphäre angehen, jedoch nicht. Wir messen deshalb dem sorgfältigen Umgang mit personenbezogenen Daten grösste Bedeutung bei.

Christoph Weber, Leiter Private Banking, stv. CEO, Zürcher Kantonalbank

Bild: Dominique MeienbergWie wähle ich meine Bank oder meinen Vermögensverwalter?
Die Unsicherheit der globalen Wirtschaft und die Turbulenzen auf den Finanzmärkten wecken wieder vermehrt das Verlangen nach Sicherheit – Sicherheit nicht nur als Vertrauen in die Stabilität einer Bank, sondern auch, mit kompetenten und langfristig orientierten Partner unterwegs zu sein. Anbieter, die ihre Kunden entlang ihres Lebenszyklus in allen Themen beraten können (Vorsorge, Nachfolge, Steuern, Finanzierung, Anlagen usw.) und ihre Erwartungen erfüllen, werden sich langfristig am Markt durchsetzen und differenzieren können. Als die «nahe Bank» und die sicherste Universalbank der Welt stehen wir unseren Kunden als kompetenter und verlässlicher Partner zur Seite.

Wie stelle ich fest, ob Preis/ Leistung, sprich Performance nach Kosten, für meine Bedürfnisse optimal sind und sich die Kundenbeziehung zur Bank oder zum Vermögensberater bewährt?
An erster Stelle stehen die Kundenbedürfnisse. Wenn wir verstehen, was der Kunde erwartet und wie viel Risiko er tragen kann und will, können wir auf ihn zugeschnittene Anlagelösungen bieten. Sie alle basieren auf einem transparenten und systematischen Anlageprozess, bei dem die Kosten transparent ausgewiesen werden. Kunden sind bereit, einen angemessenen Preis für Dienstleistungen, die ihnen Nutzen stiften, zu zahlen. Hier ist besonders der persönliche Betreuer gefordert, eine wahrnehmbare und nutzenbringende Leistung zu erbringen.

Wie profitiere ich von aktuellen und zukünftigen digitalen Angeboten – Stichwort Fintech –, und wie nutze ich sie?
Kunden profitie en von unseren E-Banking- und Mobile-BankingLösungen, die laufend erweitert und ausgebaut werden. So können sie die Bankdienstleistungen zeit- und ortsunabhängig nutzen. Der Einsatz von digitalen Hilfsmitteln wird aber auch im persönlichen Beratungsgespräch immer wichtiger. Dank dem Einsatz von Tablets können zum Beispiel Renditesimulationen einfach visualisiert werden. Auch wenn die Digitalisierung mit grossen Schritten voranschreitet, bleibt der persönliche Kontakt zukünftig zentral. Die Technologie soll die persönliche Betreuung für beide Seiten unterstützen. Wie viel Technologie im Banking und in der Beratung Einzug hält, entscheidet am Schluss der Markt und somit der Kunde.

Kommt der gläserne Kunde auch in der Schweiz, und wie bewahre ich, als steuerkonformer Bankkunde, meine Privatsphäre?
Wir rechnen damit, dass auch in der Schweiz die Transparenz in Steuerfragen zunehmen wird. Wie wir künftig mit der finanziellen Privatsphäre umgehen, ist letztlich ein politischer Entscheid. Unabhängig davon erwarten wir von unseren Kunden Steuerkonformität und unterstützen sie bei der Bereinigung allfälliger steuerlicher Altlasten.

Thomas Fedier, Partner/CEO, VT Wealth Management

Wie wähle ich meine Bank oder meinen Vermögensverwalter?
Nie zufällig. Es gibt keine Zufälle, wohl aber Affinitäten, Sympathie und eine konstruktive Atmosphäre für den Gedankenaustausch und die Meinungsbildung. Die Mitarbeiter müssen den Kunden, seine Themen und Probleme verstehen. Geht es um die Wahl der Bank, stellt sich die Frage nach dem passenden Gesamtangebot – Hypokredite, Kreditkarten, Limiten, wie ist der Service? Beim Vermögensverwalter dagegen geht es um die Sozialkompetenz und die Voraussetzungen für eine langfristige, womöglich sogar generationenübergreifende Beziehung. Die Grundvoraussetzung bleiben Fachkompetenz und Erfahrung.

Wie stelle ich fest, ob Preis/ Leistung, sprich Performance nach Kosten, für meine Bedürfnisse optimal sind und sich die Kundenbeziehung zur Bank oder zum Vermögensberater bewährt?
Wir laufen Gefahr, Opfer eines extrem kurzfristigen Denkens zu werden. Dabei ist Vermögensverwaltung immer langfristig angelegt. Der Erfolg beruht darauf, ein Ziel langfristig diszipliniert zu verfolgen. Je länger die Beziehung, desto eher verträgt der Kunde auch einmal ein schwaches Quartal. Eine der Kernaufgaben des unabhängigen Vermö- gensverwalters ist, ihn kostenoptimiert zu begleiten. Eine solide Benchmark für die Performance sind die Mischfonds der dritten Säule. Bezogen auf die letzten zehn Jahre haben wir das Doppelte erreicht.

Wie profitiere ich von aktuellen und zukünftigen digitalen Angeboten – Stichwort Fintech –, und wie nutze ich sie?
Für die Banken ist Fintech von ganz anderer Bedeutung als für die Vermögensverwalter. Wir suchen den persönlichen Kontakt und überlegen derzeit, wie wir die persönliche Verbindung mit einem Fintech-Angebot ergänzen können. Für handelsorientierte Kunden ist Fintech eine wertvolle Bereicherung. Es sollte aber niemand das Risiko von einsamen Einzelentscheidungen unterschätzen. Gremienentscheidungen sind im Allgemeinen stabiler und konsistenter.

Kommt der gläserne Kunde auch in der Schweiz, und wie bewahre ich, als steuerkonformer Bankkunde, meine Privatsphäre?
Wir vergessen gerne, dass es den «gläsernen» Kunden in der Schweiz schon immer gab. Jeder Richter konnte verfügen, dass bei begründetem Verdacht eine Bank der Steuerbehörde alle Konti eines Kunden bekanntgibt. Nun gibt es heute weltweit eine Bewegung zu mehr Transparenz. Insofern sind gewisse Konzessionen an den Zeitgeist unvermeidlich. Die beste Gewähr für maximalen Schutz der Privatsphäre ergibt sich in der Praxis aus der Betreuungskontinuität. Je weniger Personen Einblick in die Vermögensverhältnisse haben und je weniger Daten zirkulieren können – und seien es «nur» Einladungen und andere Marketingübungen –, desto besser.

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