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07:15 Uhr - 08.10.2014

Weitere Bussen nagen am Kapitalpolster der UBS

Neue Schätzungen über Rechtsrisiken entzaubern vor allem UBS. Als Wiederholungstäterin rechnet sie selbst mit besonders hohen Bussen. Das könnte die Dividendenstory gefährden.

UBS (UBSN 15.99 -1.72%) wird ihr vergleichsweise dickes Kapitalpolster brauchen. Indizien deuten an, dass Devisenmarktmanipulationen die schuldigen Banken teuer zu stehen kommen werden – vor ­allem die UBS. Als Wiederholungstäterin würde sie besonders hart bestraft.

zoom220 Mrd. $ Bussen haben die Grossbanken seit der Finanzkrise bezahlt. Doch damit ist die Sache noch nicht ausgestanden. Die US-Banken scheinen das meiste bereits beglichen zu haben. Auf die europäischen Institute dürften in den nächsten zwei Jahren aber noch Bussen von über 50 Mrd. $ zukommen. UBS-Finanzchef Tom Naratil signalisierte an ­einer Investorenkonferenz vergangene Woche, dass im dritten Quartal dafür weitere Rückstellungen anfallen.

Einigung noch dieses Jahr

Noch dieses Jahr werden Vergleiche zur Beilegung der Vorwürfe der Manipulation von Wechselkursen erwartet. Die Ablasszahlungen dürften in die Milliardenhöhe gehen. In den Unterlagen zur geplanten Gründung einer Holding schreibt UBS, sie sei im Forex-Fall auf Einigungsgespräche mit Behörden eingetreten, und weitere Untersuchungsbehörden könnten bald ebenfalls Verhandlungen aufnehmen.

Rund ein Dutzend Banken, darunter Barclays (BARC 231.2 -0.17%), Citi, Goldman, J. P. Morgan, Deutsche Bank (DBK 26.512 -2.35%) und UBS, haben insgesamt etwa dreissig Mitarbeitende im Zusammenhang mit den Forex-Untersuchungen freigestellt. Während gerüchteweise auch von Freistellungen bei den Desks der Credit Suisse (CSGN 26.47 -0.75%) berichtet wird, betonte CS-CEO Brady Dougan, die Bank habe «keine materielle Beteiligung» an den Manipulationsangelegenheiten. zoomzoomOffenbar verhandelt die britische Aufsichtsbehörde FCA  mit Citi, J. P. Morgan und UBS über Zahlungen von insgesamt 2 Mrd. £. Weitere Untersuchungen führen Regulatoren aus der Schweiz, den USA und Hongkong.

Über die letzten Jahre sind die Bussen für Credit Suisse, UBS und Deutsche Bank stetig gestiegen. Die Branche spricht von einer «Busseninflation». Schweizer Banken wird der US-Steuerstreit weitere Milliarden kosten. Nachdem Credit Suisse 2,5 Mrd. Fr. in die USA überwiesen hat, soll nun Julius Bär (BAER 41.27 -1.36%) einer Lösung nahe sein, wird spekuliert. Die Analysten von Morgan Stanley (MS 34.02 -2.77%) erwarten, dass die Bussgelder für die Beihilfe zur Steuerhinterziehung Julius Bär bis 2016 über 90% ihres operativen Gewinns kosten könnten. Ihr dickes Kapitalpolster wird jedoch verhindern, dass die Privatbank in finanzielle Schieflage gerät.

Grosse Busse, genug Kapital

zoomDie erwartete Bussenbelastung und die Widerstandskraft von Credit Suisse, UBS und Deutsche Bank stellen die Analysten von  Barclays einander gegenüber. Ihrer Einschätzung nach haben besonders UBS und die Deutsche Bank noch weitere Strafzahlungen in Milliardenhöhe zu gewärtigen. Diese beiden Grossbanken verfügen allerdings über das nötige Überschusskapital, um dies aufzufangen. Das Kapitalpolster der Credit Suisse erfüllt die kommenden regulatorischen Anforderungen nach der Strafzahlung an die USA bereits jetzt nicht mehr. Ihr künftiges ­Bussenrisiko wird dafür als deutlich tiefer veranschlagt als das der Konkurrenz.

Für die UBS wiegt schwer, dass sie sich bereits mehrfach Fehlverhalten zuschulden kommen liess – Beihilfe zur Steuerhinterziehung, fehlerhafte Verbriefungen amerikanischer Hypotheken sowie Libor-Manipulationen. Weitere Strafhandlungen könnten drastische Konsequenzen zeitigen. Denn UBS befindet sich quasi auf Bewährung: Die von der US-Justiz gewährte Aussetzung der Strafverfolgung (Non Prosecution Agreement) im Libor-Fall ist an die Bedingung geknüpft, dass die Schweizer Grossbank während zweier Jahre keine weitere Straftat begeht. Bei ­erneutem Fehlverhalten droht Wiederaufnahme der Strafverfolgung. Zumindest muss sie als Wiederholungstäterin mit höheren Bussen rechnen.

Aufgrund ihrer Geschichte wiegen die rechtlichen Risiken bei ihr schwerer als bei anderen Banken, warnt UBS. Das dämpft die Hoffnung auf deutlich steigende Dividenden. Die Analysten von Barclays sowie Baader/Helvea haben die Titel jüngst auf «Halten» zurückgestuft. Das Chancen-Risiko-Profil von UBS weiterhin ­positiv beurteilen die Analysten von ­Morgan Stanley. Sie glauben an einen schnelleren Abbau des Altlastenportfolios als erwartet, was zusätzliches Kapital freisetzen würde.

Bei der Amtshilfe fischt Frankreich im TrübenDie französische Justiz rückt ihren steuerunehrlichen Bürgern mit der Brechstange zu Leibe. Von 300 in diesem Jahr bei der Eidgenössischen Steuerverwaltung (EStV) eingereichten französischen Gesuchen um Steueramtshilfe im Zusammenhang mit mutmasslichen Konten bei der UBS entpuppten sich zwei Drittel als Blindgänger. Die Gesuche wurden von den Schweizer Behörden im Hinblick auf die Erfüllung der gesetzlichen Kriterien zur Amtshilfe geprüft und formell für gut befunden. Es wurden Verfahren eröffnet; die UBS wurde zur Lieferung der Kundendossiers aufgerufen.

Aber in 200 Fällen hatten die Personen gar kein Konto bei der UBS. Zwar wollten weder UBS noch die EStV die Informationen kommentieren. Doch auch wenn es sich rechtlich nicht um eine verpönte «Fishing Expedition» handelt, so scheint es sich faktisch doch um eine solche gehandelt zu haben. Frankreich fischt in Steuersachen möglicherweise im Trüben. Das ist erlaubt. In Amtshilfegesuchen muss zwingend auch den Name der Bank genannt werden – ausser im Fall von Frankreich.

Dem französischen Staat fallen derweil die Einnahmen fast von allein zu. Die UBS fordert ihre in Frankreich domizilierten Kunden schon seit längerem auf, die steuerliche Offenlegung zu dokumentieren. Der Nachweis ist Voraussetzung für die Weiterführung der Kundenbeziehung. «Wir sind zuversichtlich, dass bis Ende Jahr alle Kunden den Nachweis erbracht haben», sagte Mediensprecher Dominique Gerster. Die UBS erwartet offenbar, dass die französischen Behörden in einer Gesamtwürdigung der Sachlage die Einnahmen, die dem Staat durch Steuernachzahlungen sowie Verzugsgebühren und Strafzahlungen zufliessen, berücksichtigen. Das ist bisher nicht der Fall, wie die inflationäre Entwicklung von Kaution (1,1 Mrd. €) und Bussenrahmen (6 Mrd. €) im Zusammenhang mit Verfahren wegen Beihilfe zu Steuerdelikten, unerlaubter Kundenakquisition und Geldwäscherei zeigt.

In Deutschland hatte die UBS im Sommer mit 300 Mio. € die Einstellung des wichtigsten Verfahrens erreicht. Die Beweislage war aufgrund der gekauften Daten-CDs ziemlich klar. In Deutschland (onshore) verwaltet die UBS rund 23 Mrd. Fr. Vermögen. Das französische Onshore-Geschäft der UBS dürfte halb so gross sein wie das deutsche. (MH)

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