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06:57 Uhr - 01.06.2015

So kommt Schindler in den SMI

Der Konzern kauft fleissig eigene Titel. Im Lauf der Zeit könnten die Familien eine Einheitsaktie einführen, ohne die absolute Mehrheit einzubüssen.

Mit einem Börsenwert von 18,3 Mrd. Fr. gehörte Schindler (SCHN 163.2 -0.85%) in den Swiss Market Index (SMI (SMI 9237.79 -1.67%)). Die Aufnahme in das Segment der Standardwerte scheitert an Besitzverhältnissen und Titelstruktur. Kauft Schindler jedoch weiterhin eigene Namenaktien und vor allem Partizipationsscheine (PS) in grossem Stil zurück, ist der Aufstieg in den «Börsenolymp» bloss eine Frage der Zeit – und des Willens der Pool-Aktionäre, eine Einheitsaktie zu schaffen.

Nach zweijähriger Seitwärtsbewegung haben Schindler seit Anfang Januar über ein Fünftel an Wert gewonnen, weit mehr als der SMI. Dazu haben hellere operative Perspektiven und die Aussicht auf Margensteigerung, aber auch eine erhöhte Kadenz an Titelrückkäufen beigetragen. Im ersten Quartal hat der Finanzchef dafür 92 Mio. Fr. ausgegeben. Noch bis Ende Dezember läuft ein über drei Jahre angelegtes Programm, mit dem der Konzern bis zu 9,8% des Grundkapitals zurückkaufen und vernichten will. Wie in der Vergangenheit beabsichtigt der Verwaltungsrat, deutlich mehr – doppelt so viel – stimmrechtslose PS als Namen  zu erwerben.

Seit fünfzehn Jahren ist das so. Die Neue Helvetische Bank hat ausgerechnet, dass sich die Anzahl Namenaktien seit 1999 via Rückkäufe 10,6% reduziert hat, die der PS gar 26,3%. Zusammengefasst sind es 17,6%. Da die erworbenen Titel jeweils vernichtet wurden, hat sich der Gewinn je Valor entsprechend erhöht.

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Fast 4 Mrd. Fr. in 15 Jahren

Im Vergleich zum finnischen Hauptkonkurrenten Kone (KNEBV 38.17 -2.55%) setzt Schindler eher auf Titelrückkäufe. Dafür ist die Dividendenrendite mit knapp 2% schmaler (Kone: 3,5%). Die Dividendenpolitik von Schindler sieht vor, 35 bis 45% des Gewinns an die Aktien- und PS-Inhaber auszuschütten. In den vergangenen fünf Jahren waren es im Durchschnitt fast 47% gewesen.

Seit 2000 habe das Unternehmen nahezu 4 Mrd. Fr. in Form von Dividenden, Nennwertreduktion und Titelrückkäufen an die Teilhaber zurückgeführt, sagte Verwaltungsratspräsident Alfred N. Schindler im Dezember an einem Mediengespräch. Der Betrag entspricht 22% der aktuellen Börsenkapitalisierung. Die Bilanz und das Geschäftsmodell des Konzerns lassen grosszügige Gesten zu. Besonders einträglich ist das stete und durch Sicherheitsvorschriften geförderte Servicegeschäft.

Für dieses und nächstes Jahr rechnen die Finanzanalysten gemäss dem Datenanbieter Bloomberg mit einem freien Cashflow von 680 und 780 Mio. Fr. Ende März hatte Schindler 2,3 Mrd. Fr. Nettoliquidität in der Bilanz. Grosse Übernahmen sind kein Thema, und die ausserordentlich intensive Investitionsphase in Asien neigt sich allmählich dem Ende zu.

Wie geht es weiter? Im Rahmen des laufenden Rückkaufprogramms hat Schindler 2013 und 2014 gemäss der Neuen Helvetischen Bank (NHB) erst etwa ein Drittel des bewilligten Volumens ausgeschöpft. Im März hat der Konzern von der Übernahmekommission die Bewilligung erhalten, mehr Titel als sonst erlaubt zurückzukaufen. Gleichwohl ist davon auszugehen, dass es Schindler nicht ganz gelingen wird, so viele Titel zu erwerben wie zu Beginn beabsichtigt.

Absolute Kontrolle behalten

Derzeit halten die Familien Schindler und Bonnard sowie nahestehende Personen  – die Gruppe besteht aus 25 Mitgliedern – knapp 70% der Namenaktien bzw. der Stimmrechte. Im Prinzip würde das bereits genügen, um eine Einheitsaktie einführen: Mit 42% des Kapitals/der Stimmen lässt sich eine Gesellschaft kontrollieren, da die Präsenz an Generalversammlungen selten mehr als 70% erreicht. Doch Verwaltungsratspräsident Alfred N. Schindler bekräftigte in einem Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft» im Oktober 2013, es bleibe auf jeden Fall fester Wille der Familien, über eine «klare, absolute Mehrheit» zu verfügen.

zoomIst ein Stimmenanteil von mindestens 50% Bedingung, dauerte es gemäss «Arbeitshypothese» der NHB zirka noch zehn Jahre, bis sich die Familien erlauben könnten, eine Einheitsaktie einzuführen. Dazu müsste Schindler jedes Jahr 3% der PS und 1% der Namenpapiere zurückkaufen und vernichten.

Vorteile einer Einheitsaktie

Ob und wann es soweit kommt, ist offen. Die Familien als Kernaktionäre sagen sich mit Blick auf die beeindruckende Entwicklung des PS und die hohe Bewertung möglicherweise, dass es doch ganz gut ohne Einheitsaktie geht. Gewiss ist, dass eine solche den Handel liquider gestalten und sie das Interesse vor allem institutioneller Investoren stimulieren würde.

Auf Basis des Werts an der Börse wäre Schindler derzeit hinter Holcim (HOLN 74.15 -2.31%) und vor Actelion (ATLN 131.4 -1.35%), Givaudan (GIVN 1722 -2.44%) und Swisscom (SCMN 544.5 -1.45%) Nummer zwölf im zwanzig Gesellschaften umfassenden SMI. Die Spekulation auf eine Aufnahme in den Index der Standardwerte ist kein alleiniges, aber ein zusätzliches Argument zum Kauf von Schindler-Titeln. Installation und Wartung von Aufzügen bleibt eine strukturelle Wachstumsbranche, die Kapitalrenditen der Grossen ist konstant hoch, der Innerschweizer Konzern ist vorn dabei.

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