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18:48 Uhr - 24.05.2016

Galenica: «Wir brauchen einen CEO mit mehr Erfahrung»

Etienne Jornod, Galenica-Chef, erklärt im Interview mit «Finanz und Wirtschaft», warum die geplante Aufspaltung noch warten muss.

Herr Jornod, Sie verschieben die Aufspaltung von Galenica (GALN 1250 -6.65%) in Santé und Vifor Pharma, nachdem Sie diese aufs vierte Quartal 2016 vorverlegt hatten. Zudem suchen Sie einen neuen CEO für Vifor. Warum?
Wir haben in den vergangenen zwölf Monaten besonders mit der Vertriebspartnerschaft für Mircera mit Roche (ROG 251.1 1.29%) und der ­soeben angekündigten Zusammenarbeit mit Pfizer (PFE 34.035 1.08%) grosse Schritte unternommen. Zudem zeigt der Umsatzanstieg von fast 50 Prozent zur Vorjahresperiode bei Fer­inject, dass Eisenpräparate ausserhalb der Dialyse durchaus Einsatzpotenzial ­haben. Dort werden wir bald einen ­Milliardenumsatz erreichen. Das zeigt: Unsere Vision bewahrheitet sich Schritt für Schritt.

Eine graduelle Entwicklung. Wieso dann der abrupte Richtungswechsel?
Der bisherige Vifor-Pharma-Chef Søren Tulstrup hat in den letzten zwei Jahren erfolgreich die Verkaufsorganisation von ­Ferinject auf die Bereichen Nephrologie, Kardiologie und Gastroenterologie fokussiert. Dank dieser Konzentration wurden die Ziele zügig erreicht. Vifor hat auch dank neuer Partnerschaften stark an Dynamik gewonnen. Der Verwaltungsrat will dieses Momentum nun nutzen, um weitere Opportunitäten wahrzunehmen – auch ausserhalb der drei erwähnten Indikationsbereiche. Um das Potenzial zu ­maximieren, brauchen wir einen CEO, der mehr Erfahrung hat.

Interimistisch übernimmt Vize-CEO Gianni Zampieri die Leitung bei Vifor. Wann ­werden Sie einen Nachfolger ernennen?
Wir haben die Suche lanciert. Es ist keine leichte Aufgabe, einen passenden Kandidaten zu finden, der alle Facetten von ­Vifor versteht. Es braucht einen CEO, der künftig ohne die bisherige Gruppe im Hintergrund führen kann. Wir versuchen alles, damit sich die Aufspaltung nur um sechs Monate verzögern wird.

Mit der aufgeschobenen Aufspaltung haben Sie Ihre Investoren mächtig enttäuscht.
Der Aktienkurs wird kurzfristig nach unten gehen. Aber das ist nicht unser ­Problem. Wir sind ein Unternehmen, das langfristig orientiert ist.

Was sagen Ihre Hauptaktionäre zu diesem Entscheid?
Ich habe sie im Vorfeld kontaktiert. Sie haben mir ihre Unterstützung zugesichert.

Stefano Pessina und die Investmentgesellschaft KKR halten noch gut 20% an Galenica. Der Finanzinvestor will aussteigen und hat vor wenigen Tagen bereits 5% am Markt verkauft. Der happige Preisabschlag dürfte Sie nicht gefreut haben.
Man kann nicht sagen, dass sie das sehr geschickt gemacht haben. Einen Abschlag von acht Prozent schätzen die Aktionäre nicht. Ich hoffe, dass wir KKR unterstützen können, einen geeigneten Aktionäre zu finden – das wäre im Interesse aller Galenica-Aktionäre.

Wie steht es um das Verhältnis zwischen KKR und Ihnen? Schaut man sich die Nacht- und-Nebel-Aktion des kürzlichen Verkaufs an, scheinen Sie sich uneinig zu sein.
Wir haben ein gutes Verhältnis zu KKR. Über ihren geplanten Ausstieg haben wir oft gesprochen. Der Entscheid, wann und wie sie das machen, liegt bei ihnen. Die erste Erfahrung haben sie nun gemacht.

Und die war nicht die beste angesichts des Preisabschlags. Hoffen Sie, wieder mehr Einfluss ausüben zu können, wie und wann sich der Investor KKR von der verblei­benden 20 Prozent-Beteiligung trennt?
Wir werden versuchen, KKR zu helfen, für die Beteiligung einen langfristigen, strategischen Partner zu finden, der unsere ­Vision und Strategie unterstützt.

Es dürfte schwierig werden, einen Käufer für die ganzen 2 Mrd. Fr. zu finden.
Das ist richtig. Wir führen zurzeit verschiedene Gespräche, auch mit Family-Offices. Ziel ist es, noch vor der Aufspaltung eine Lösung zu finden.

Sie vertagen die Abspaltung, um weitere Opportunitäten zu ergreifen. Ein grosses Thema dürften dabei Akquisitionen sein. Kommt bald eine Ankündigung?
Die Verschiebung ist mit der Suche eines neuen CEO verbunden. Aber ja, wir arbeiten immer an neuen Möglichkeiten in diese Richtung. Wir werden kommunizieren, wenn ein Deal unterzeichnet ist.

In welchen Bereichen?
Zu unseren Hauptprioritäten zählen die Felder Nephrologie, Kardiologie und ­Gastroenterologie. Wir werden auch nach Zielen in weiteren Anwendungsbereichen suchen, die Synergien mit unseren Eisenpräparaten aufweisen.

Neuer Fahrplan bei GalenicaEtienne Jornod tritt bei der Aufspaltung des Pharmaunternehmens auf die Bremse und spielt auf Zeit. Lesen Sie hier die Analyse von FuW-Redaktorin Laurina Waltersperger.

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