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17:55 Uhr - 12.01.2015

SAP wächst in der Datenwolke

Der Softwareriese erzielt im abgelaufenen Jahr einen besseren Erlös als erwartet. Die Aktien legen am Montag über 5% zu.

Mit gewaltigen Investitionen in Zukäufe versucht der deutsche Unternehmenssoftwareriese SAP (SAP 57.05 4.62%) seit gut zwei Jahren, endlich vom Vormarsch des Softwaregeschäfts über das Internet zu profitieren – denn das Wachstum des Angebots in der Cloud ist eine Bedrohung für das angestammte Lizenzgeschäft. Zudem erzeugt es aufgrund seiner wiederkehrenden Natur – es handelt sich eigentlich um Softwareabonnements – zunächst einmal einen geringeren Ergebnisbeitrag und schwächt damit die Marge.

Managementziel gerade erfüllt

Am Montagnachmittag vorgelegte Eckdaten von SAP zeigen nun, dass die im Markt vorhandene Skepsis gegenüber dem Cloud-Geschäft des Konzerns etwas übertrieben ist. So legten im vierten Quartal die Cloud-Subskriptionen gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres nach Non-IFRS-Zahlen 72% (ohne Währungseinfluss +59%) auf rund 360 Mio. € zu. Demgegenüber ging der traditionelle Softwareumsatz 2% (–5%) auf 1,9 Mrd. € zurück, während das Supportgeschäft 10% (8%) auf 2,51 Mrd. € zunahm. Das Betriebsergebnis erhöhte sich 1% (–2%) auf 2,13 Mrd. €, die operative Marge sank 2,1 (2,3) Prozentpunkte auf 38,9%. Im Gesamtjahr stieg der Umsatz 4% (5%) auf 17,58 Mrd. € und das Betriebsergebnis 3% (3%) auf 5,64 Mrd. €, womit das vom Management ausgegebene Jahresziel gerade erreicht wurde (5,6 bis 5,8 Mrd. €). Die Marge glitt von 32,4 auf 32,1% zurück.

Am Aktienmarkt sorgten die Daten für Erleichterung, die Titel zogen in Frankfurt zeitweise fast 6% an und notierten zuletzt 5,2% höher auf 57.36 €. Noch ist SAP aber den Beweis schuldig, dass die vielen Zukäufe sich auch wirklich auszahlen. So ist ein erheblicher Teil des Wachstums im Cloud-Geschäft auf die Neuerwerbungen Fieldglass, Hybris und Concur zurückzuführen. Offen bleibt auch, welchen Beitrag die Hana-Softwareplattform geleistet hat. SAP erklärte nur, die ultraschnelle Datenbanktechnologie habe ein ausgezeichnetes viertes Quartal hinter sich und sei weiterhin ein wesentlicher Wachstumsmotor.

Mehr von den IT-Ausgaben ergattern

Nach einer Minusperformance im vergangenen Jahr sind die SAP-Aktien derzeit mit einem KGV von knapp 16 (Reuters-Konsens) bewertet. Dies ist nicht teuer, spiegelt aber die Unsicherheit, ob die milliardenschweren Zukäufe wertmehrend sind. Die US-Investmentbank J.P. Morgan Chase stuft die Papiere mit «Halten» ein. Sie weist dabei auf die steigende Konkurrenz durch Cloud-Softwareanbieter wie Salesforce.com hin, hält die Auswirkungen für SAP aber für beherrschbar. Gemäss einer Studie von IDC soll eine Cloud-Software die Gesamtkosten für den Endkunden gegenüber einer traditionellen Softwarelizenz im Schnitt 48% reduzieren.

Darüber hinaus dürften die Softwareunternehmen einen grösseren Anteil an den gesamten IT-Ausgaben eines Unternehmens auf sich vereinen können – nämlich 80% mehr als bisher. Dies dürfte auf Kosten etwa der Hardwareausgaben gehen. Dieser strukturelle Wachstumstrend dürfte sich in einigen Jahren in einer Höherbewertung von SAP wie auch Oracle (ORCL 43.5636 0.4%) (KGV 15 für 2014/15) niederschlagen.

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