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10:11 Uhr - 20.12.2019

Andrew Bailey: Brexit als seine geldpolitische Herausforderung

Der neue Chef der Bank of England ist hoch respektiert, aber nicht unumstritten.

Der 60jährige Andrew Bailey wird Mitte März neuer Chef der britischen Notenbank Bank of England (BoE). Sein Vorgänger Mark Carney tritt nach fast sieben Jahren ab. Bailey war bisher Chef der britischen Finanzaufsicht FCA und zuvor Vizechef der BoE. Wegen seiner langen Zeit bei der Notenbank – von 1985 bis 2016 – gilt Bailey als erfahrener und hoch respektierter Zentralbanker. Dort war er zuletzt auch für die Finanzaufsicht zuständig.

Während sich Mark Carney kritisch gegenüber den Auswirkungen des Brexit äusserte, konnte Bailey bei der Tory-Regierung Punkte sammeln, indem er sich mit solchen Ansichten zurückhielt. Der Kandidatin Minouche Shafik, Direktorin der London School of Economics, hat ihre Kritik am Brexit wohl Chancen gekostet.

Nun muss Bailey geldpolitisch den anstehenden EU-Austritt begleiten. Mit einem Leitzins von 0,75% ist nur noch wenig Spielraum für eine Zinslockerung vorhanden, falls sich negative wirtschaftliche Auswirkungen des Brexit bemerkbar machen. Bailey könnte nun eine Überprüfung der geldpolitischen Rahmenbedingungen initiieren – das britische Finanzministerium hatte solch einen Review eigentlich für 2019 in Aussicht gestellt. Ein solcher Überprüfungsprozess ist auch bei der US-Notenbank im Gang und für die Europäischen Zentralbank ab Januar geplant. Dabei könnten die Instrumente und Ziele der Zentralbank neu definiert werden.

Falls der Brexit der britischen Wirtschaft schadet, könnte sich Bailey in einem Dilemma wiederfinden. Das Pfund könnte sich abwerten, was die Inflation anheizen würde. Eine Zinssenkung zur Stimulierung der Wirtschaft wäre dann nur auf Kosten einer weiteren Währungsabwertung zu haben.

Auch die Finanzregulierung könnte vom Brexit betroffen werden. Es gibt Befürchtungen, dass sich die Politik dazu verleiten lässt, mit einer laxeren Regulierung die Finanzindustrie in der Londoner City zu halten zu versuchen. Die BoE müsste sich dann wachsenden Finanzrisiken stellen.

Bailey kam zuletzt unter politischen Druck, da seine Zeit bei der FCA durch Finanzskandale geprägt war. So kollabierte der Fonds London Capital & Finance, wovon tausende Gläubiger betroffen sind. Auch die Schliessung eines 3,7 Mrd. Pfund starken Fonds des Fondsmanagers Neil Woodford brachte der FCA viel Kritik ein. 25 Parlamentsabgeordnete forderten die Absetzung von Bailey. Seine Behörde sei «am Steuer eingeschlafen.»

Der neue Notenbankchef hat einen Abschluss in Geschichte von der Universität Cambridge und war Wissenschaftler an der London School of Economics. Er ist verheiratetet und zwei Kinder.

 

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