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07:17 Uhr - 06.10.2014

Luxemburg zieht Schweizer Häuser magnetisch an

Das Ja zur Masseneinwanderungsinitiative treibt die Schweizer Finanzbranche nach Luxemburg, sagt der Bankenverband des Grossherzogtums. Es gebe fast wöchentlich Anfragen.

Seit dem knappen Ja zur Masseneinwanderungsinitiative im Februar hat die Wanderbereitschaft im Schweizer Finanzsektor deutlich zugenommen. «Wir erhalten quasi wöchentlich Anfragen aus der Schweiz, ob in Luxemburg Banken zu kaufen sind. In der Regel von Rechtsanwälten, Vermögensverwaltern oder Privatbankiers», sagt Serge de Cillia, CEO des Luxemburgischen Bankenverbands ABBL, zu «Finanz und Wirtschaft».

De Cillia geht davon aus, dass die dahinterstehenden Investoren in der Schweiz etabliert sind, sich aber für einen europäischen Pass interessierten. Ohne den sind grenzüberschreitende Finanzdienstleistungen nur eingeschränkt möglich. Dies liegt auch an der beschlossenen Begrenzung des freien Personenverkehrs, die den EU-Vertrag verletzt und den möglichst diskriminierungsfreien EU-Marktzugang für Schweizer Finanzdienstleister gefährdet.

Fokus auch auf Nahen Osten

Traditionell nutzen etliche Schweizer Banken Luxemburg schon lange als Hub für europäische Geschäfte. «Seit Februar sind die Anfragen häufiger und gezielter geworden. Es kann dabei um ein zweites Standbein oder um eine Reorganisation von Geschäftsfeldern gehen», sagt de Cillia. Es gab auch direkte Anfragen von etablierten Schweizer Häusern, meist betreffend Private Banking und Wealth Management respektive die Produkte, die Luxemburg anzubieten hat, wie Depotführung.

Der ABBL-CEO sagt, es gebe keine Banken zu kaufen, Interessenten müssten neue gründen. Gewünscht würden meist Häuser mit vierzig oder fünfzig Mitarbeitern und unter anderem Kunden aus dem Nahen Osten; selbst ohne Kunden, und mit und ohne Bank-IT. «Es sind einige Projekte in Diskussion», sagt de Cillia, was konkrete Neugründungen betrifft. Ab Januar setzt Luxemburg den automatischen Informationsaustausch via EU-Zinsrichtlinie um. «Wir haben uns darauf schon vor Jahren vorzubereiten begonnen», sagt de Cillia. Eine Reihe Diskussionen dazu seien aber nicht abgeschlossen. Es gebe zu viele Standards – Fatca, den OECD-Standard und zwei verschiedene EU-Standards. Die Kosten dafür seien «horrend», es müsse künftig einen einzigen Standard geben.

Mit dem Renminbi enteilt

Konkurrenz erwächst dem Finanzplatz Schweiz auch im Renminbi-Geschäft. De Cillia sieht das Grossherzogtum in guter Ausgangslage. «Wir haben uns auf Kredite, Depots, Notierungen und Investmentfonds spezialisiert», so der Bankenvertreter. Bis Ende Jahr soll eine RQFII-Quote abgeschlossen werden, mit der luxemburgische Adressen direkt im chinesischen Kapitalmarkt investieren können. Drei chinesische Banken haben eine Luxemburger Lizenz, drei weitere sollten bis Ende Jahr folgen, weitere sind im Gespräch, so de Cillia. Luxemburg bewertet die chinesische Aufsicht als äquivalent. Dem Renminbi-Hub Schweiz fehlt demgegenüber immer noch eine chinesische Clearing-Bank.

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