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16:04 Uhr - 20.08.2014

Privatbanken-Konsolidierung gewinnt Tempo

Die neuste Privatbankenstudie von KPMG und der Universität St. Gallen zeichnet ein düsteres Bild: Die Vermögen unter Verwaltung reduzieren sich, die Rentabilität sinkt, und die Kosten für das US-Programm belasten.

Der Druck auf die Privatbanken in der Schweiz wird hoch bleiben. Davon sind Philipp Rickert (Head of Financial Services) und Christian Hintermann (Head of Transactions & Restructuring) von KPMG Schweiz überzeugt, die die Studie am Mittwoch präsentierten. Das werde die Konsolidierung – die im laufenden Jahr so richtig eingesetzt hat – weiter vorantreiben.

Deutlich mehr M&A-Aktivität

Mitte 2014 wurde ein signifikanter Anstieg an M&A-Aktivitäten beobachtet. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres wurden in neun M&A-Transaktionen im Private Banking rund 125 Mrd. Fr. an verwalteten Vermögen verkauft. Während die Anzahl Transaktionen noch leicht unter dem Gesamtjahr 2013 (12 Transaktionen) liegt, wurden bereits fünfmal mehr verwaltete Vermögen durch M&A-Transaktionen verkauft.

«Die M&A-Aktivitäten dürften weiter zunehmen, da Aktionäre von Privatbanken sich vermehrt die Frage stellen, ob sie weiter in ihre unprofitablen Banken investieren möchten», sagte Philipp Rickert. Auch die zu erwartende Klarheit über die Bussen im US-Steuerprogramm dürfte gemäss KPMG zu einer Zunahme der Transaktionen im zweiten Halbjahr führen.

Grosse Banken gewinnen Marktanteil

Ganz offensichtlich ist aufgrund der aktuellen Zahlen auch, dass der Marktanteil grosser Banken rasant wächst: Aufgrund einer Mischung aus organischem Wachstum und M&A-Transaktionen ist der Marktanteil der grossen Banken (verwaltete Vermögen über 25 Mrd. Fr.) im Jahr 2013 im Vergleich zum Jahr 2006 um ein Drittel gestiegen.

Ihr Marktanteil an den verwalteten Vermögen liegt aktuell bei 78%. Auf die 58 kleinen Banken (verwaltete Vermögen unter 5 Mrd. Fr.) entfallen weniger als 8% der verwalteten Vermögen.

Rote Zahlen

Kleinere Banken jedoch müssen sich gemäss KPMG die Frage stellen, ob die Zeit reif ist für eine nachhaltige Anpassung des Geschäftsmodells – oder ob sie gar ganz aus dem Schweizer Private-Banking-Markt aussteigen wollen.

Die am Mittwoch präsentierte Studie macht deutlich, dass im letzten Geschäftsjahr mehr als ein Drittel der Schweizer Privatbanken Verluste verzeichnete, während es im Jahr 2012 noch rund ein Fünftel war. Zudem weisen 59 der 94 analysierten Banken 2013 eine weiterhin rückläufige Entwicklung auf oder haben es lediglich geschafft, diese zu stabilisieren.

Unterschiedliche Entwicklung der Eigenkapitalrendite

36% der analysierten Privatbanken verzeichnen einen kontinuierlichen Rückgang der Eigenkapitalrendite. Für diese Kategorie der Banken errechnet sich für die Periode 2006 bis 2013 ein durchschnittlicher RoE von 4,5%. Im vergangenen Jahr registrierten die meisten dieser Banken negative Eigenkapitalrenditen; im Durchschnitt errechnet sich für diese Kategorie für 2013 ein Wert von –7,8%.

Weitere 28% der Privatbanken mussten ebenso einen Rückgang der Eigenkapitalrendite hinnehmen, schafften es jedoch, diese während der letzten vier Jahre bei rund 4% zu stabilisieren. Der Durchschnittswert für 2013 beläuft sich auf 4,1%.

Es gibt aber immerhin auch Banken, die ein grösseres Potenzial aufweisen: 16% der Privatbanken zeigen während des gesamten Zeitraums nach der Finanzkrise eine starke Performance mit einer durchschnittlichen Eigenkapitalrendite von 14,9%. Für 2013 errechnet sich für diese Banken ein seit 2007 nicht mehr gesehener RoE von 17,8%.

Die restlichen 20% der Banken konnten den Turnaround mit niedrigen, aber besser werdenden Renditen abschliessen. Der durchschnittliche RoE für die Periode 2006 bis 2013 beträgt 3%. Zwischen 2012 und 2013 konnte die Eigenkapitalrendite von 3,9% auf 5,8% verbessert werden.

Vermögensabflüsse

Insgesamt blieben die verwalteten Vermögen in den letzten sechs Jahren zwar relativ stabil. Dahinter verbirgt sich allerdings eine sehr unterschiedliche Performance der einzelnen Privatbanken.

54% der kleinen Banken und 50% der mittleren Banken litten im Geschäftsjahr 2013 unter Nettoabflüssen bei den verwalteten Vermögen. Das Nettoneugeld (NNM) aller analysierten Banken lag im letzten Jahr bei nur 18,6 Mrd. Fr. Die überwiegende Mehrheit dieser positiven Nettoneugelder floss den grossen Banken zu.

US-Steuerprogramm kostet

Ebenso deutlich wird auch, dass das US-Steuerprogramm zu einem Rückgang der Eigenkapitalrendite führt: Die Rückstellungen für das US-Steuerprogramm beliefen sich Ende 2013 gesamthaft auf 900 Mio. Fr.

In den Geschäftsabschlüssen 2013 haben 21 Privatbanken der analysierten 94 Banken Rückstellungen für mögliche Bussen und Beraterkosten gemacht, weitere 11 Privatbanken haben lediglich Rückstellungen für Beratungskosten gebildet.

Die Analyse von KPMG zeigt, dass die verbleibenden zwei Drittel der Banken nur sehr wenige oder keine Rückstellungen gebildet haben. Kurzfristig ist deshalb mit einer weiteren Erhöhung der Rückstellungen und Aufwendungen zu rechnen.

Hohe Personalkosten

Die Studie macht auch deutlich, dass die Personalkosten hoch bleiben. Die durchschnittlichen Personalkosten pro Mitarbeiter sind in den letzten Jahren stabil bei rund 213’000 Fr. geblieben und legten bei grossen Banken sogar weiter zu.

Obwohl die Personalkosten etwa zwei Drittel der typischen Kostenbasis einer Privatbank ausmachen, gibt es kaum Anzeichen für eine Reduktion dieser Kosten. «Die Möglichkeit zur Steigerung der Profitabilität wird dadurch stark eingeschränkt», ist Christian Hintermann überzeugt.

Wer gewinnen kann

Bei Banken, die ihre Ziele im vergangenen Jahr nicht erreicht haben, stellt sich gemäss KPMG die Frage, welche von ihnen in der Lage sein werden, zum Wachstum zurückkehren, und welche aus dem Markt ausscheiden werden. «Insgesamt scheinen grössere Banken eher zu gewinnen. Sie verdienen die höchsten Eigenkapitalrenditen und bauen ihre Marktdominanz weiter aus», erläutert Hintermann.

Zu den erfolgreichen Privatbanken in der neuen Realität mit niedrigem Vermögenszuwachs und sinkender Eigenkapitalrendite gehören für ihn aber sicherlich jene, die ihre durchschnittlichen Personalkosten senken und gleichzeitig das Geschäftsvolumen erweitern – und zwar unabhängig von deren Grösse.

«Nach dem US-Programm werden wir weitere Übernahmen sehen»Die Konsolidierung unter Schweizer Privatbanken wird anhalten. Davon ist Christian Hintermann, Head of Transactions & Restructuring von KPMG Schweiz überzeugt: «Die letztjährigen Werte werden übertroffen.» Lesen Sie hier das Interview.

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