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23:15 Uhr - 27.07.2016

Fed legt Basis für nächsten Zinsschritt

Die amerikanische Notenbank gibt einen optimistischen Konjunkturausblick ab. Sie signalisiert damit ihre Entschlossenheit, am Plan für eine weitere Zinserhöhung in diesem Jahr festzuhalten.

Noch vor wenigen Wochen galt es an den Finanzmärkten als so gut wie ausgeschlossen, dass die US-Notenbank die Geldpolitik dieses Jahr abermals straffen wird. Inzwischen hat sich die Situation jedoch deutlich verändert, wie der Beschluss des Federal Reserve vom Mittwoch zeigt.

Die US-Währungshüter haben den Leitzins nach ihrer zweitägigen Sitzung zwar erwartungsgemäss unverändert auf 0,25  bis 0,5% belassen. In ihrem Statement lassen sie jedoch durchblicken, dass die darauf hoffen, bald einen neuen Zinsschritt machen zu können.

«Die kurzfristigen Risiken für den Ausblick zur Wirtschaft haben sich verringert», hält die US-Notenbank in ihrem Kommuniqué fest. Sie gibt damit erstmals wieder eine Einschätzung zur Risikolage ab, nachdem sie in den vorangegangenen zwei Sitzungen darauf verzichtet hatte.

Aufhellung am Arbeitsmarkt

Die Situation am Jobmarkt habe sich seit dem letzten Fed-Treffen von Mitte Juni aufgehellt, bemerken die Währungshüter. «Unter dem Strich deuten das Stellenwachstum und weitere Indikatoren daraufhin, dass sich die Auslastung des Arbeitsmarkts in den vergangenen Monaten erhöht hat», stellen sie fest.

Die amerikanische Wirtschaft hat im Juni 287‘000 Stellen geschaffen. Das, nachdem die Zahl der neuen Arbeitsplätze im Mai überraschend 11‘000 eingebrochen war. Mit 4,9% bewegt sich die Arbeitslosenquote nahe dem Niveau, das in den USA als Vollbeschäftigung erachtet wird.

Positiv stuft das Federal Reserve ebenso die Entwicklung bei den Haushalten ein, deren Ausgaben “stark gewachsen sind”. Schwachpunkte macht es hingegen weiterhin bei den Investitionen der Unternehmen aus. Zudem bleibe die Inflation tief, was aber primär auf tiefe Energie- und Importpreise zurückzuführen sei.

Wallstreet schliesst schwächer

Bislang nehmen die Börsen die Signale aus der US-Notenbank auf die leichte Schulter. Der US-Leitindex S&P 500 ging am Mittwoch 0,1% tiefer auf 2166,58 aus dem Handel. Die Rendite auf zehnjährige Staatsanleihen sank 5 Basispunkte auf 1,51%. Auch der Dollar gab nach.

«Das Fed schlägt in seinem Statement einen etwas schärferen Ton an, als wir erwartet haben», meint das Researchteam der Bank Barclays. «Das Kommuniqué stimmt mit der konsistenten Haltung der US-Notenbank überein, dass sie plant, die Zinsen dieses Jahr mindestens einmal anzuheben», fügen sie hinzu.

Fed-Chefin Janet Yellen hatte die Geldpolitik Ende 2015 erstmals seit der Finanzkrise leicht gestrafft, worauf es zu heftigen Markterschütterungen kam. Nach einer Pause stimmte Yellen Investoren Ende Frühjahr auf einen weiteren Schritt ein. Wegen der plötzlichen Abkühlung am US-Arbeitsmarkt und der Unsicherheit um den EU-Austritt Grossbritanniens musste sie ihre Zinspläne dann aber erneut auf Eis legen.

Warten auf Konjunkturdaten

Wie ernst es dem Fed mit einem neuen Anlauf ist, hängt primär von der Konjunkturentwicklung in den Vereinigten Staaten ab. Ein genaues Augenmerk werden die Währungshüter deshalb am Freitag auf die erste Schätzung zum Bruttoinlandsprodukt für das zweite Quartal legen. Ökonomen rechnen damit, dass die Wirtschaft 2,6% expandiert ist.

Bis zur nächsten Fed-Sitzung vom 20. und 21. September stehen dem Vorsitz des Federal Reserve zudem zwei weitere Berichte zum Arbeitsmarkt zu Verfügung. Der erste davon wird am Freitag in einer Woche veröffentlicht und gibt Auskunft zur Entwicklung im Juli.

«Wenn wir einen weiteren soliden Jobbericht erhalten, dann wird das voraussichtlich den Countdown für eine Zinserhöhung im September oder Dezember in Gang setzen», denkt Steven Ricchiuto, Chef-Ökonom von Mizuho Securities USA.

Jackson Hole rückt in den Fokus

Auch an der Chicagoer Terminbörse CME schliessen Investoren einen Zinsschritt in diesem Jahr nicht mehr kategorisch aus. Für die Fed-Sitzung im September schätzen sie die Wahrscheinlichkeit zwar auf weniger als 20% ein. Für Dezember rechnen sie aber bereits mit einer Chance von mehr als 40%.

Der Fokus wird sich jetzt auf den Auftritt von Notenbankchefin Yellen am 26. August beim Wirtschaftssymposium von Jackson Hole richten. “Ob beabsichtigt oder nicht, diese Rede wird die Markterwartungen für die Fed-Sitzung im September und möglicherweise auch im Dezember massgeblich beeinflussen”, meinen die Analysten der Privatbank  Brown Brothers Harriman & Co.

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