Der Ergebnisrückgang hält an. Nur eines von drei Segmenten macht Gewinn. Doch es gibt auch Lichtblicke.
Der Industriekonzern OC Oerlikon (OERL 9.02 -0.55%) kann im zweiten Quartal den rückläufigen Trend in der Ergebnisentwicklung nicht stoppen. Doch es gibt einen Lichtblick: Der Auftragseingang ist im zweiten Quartal gegenüber dem ersten etwas gestiegen. Allerdings mit 1% bloss geringfügig.
Ansonsten weisen die Zahlen südwärts. Der Umsatz ist im ersten Halbjahr gruppenweit 15,3% auf 1169 Mio. Fr. gefallen, der Bestellungseingang 11,3%. Das niedrigere Geschäftsvolumen hat die Ertragskraft des Unternehmens spürbar beeinträchtigt. Der Betriebsgewinn ist 56,7% auf 68 Mio. Fr. gesunken, wodurch sich die Marge von 11,4% auf 5,8% verengte. Als Reingewinn verblieben 43 Mio. Fr., nach 87 Mio. Fr. in der Vorjahresperiode.
Alles hängt an Surface Solutions
Auf Stufe der drei Segmente hat sich das Schwergewicht der Ertragskraft noch stärker auf das Oberflächengeschäft (Surface Solutions) verschoben. Dieses hat im ersten Halbjahr unverändert 76 Mio. Fr. Betriebsgewinn (Ebit) erwirtschaftet. Die beiden anderen Geschäfte – Manmade Fibers und Drive Systems – sind dagegen leicht defizitär und weisen einen Betriebsverlust von 3 Mio. Fr. aus. Vor Jahresfrist brachten diese beiden Geschäfte immerhin noch 80 Mio. Fr. Ebit auf die Waage, leicht mehr als Surface Solutions.
Doch es zeichnet sich zumindest eine Stabilisierung ab. «Wir haben Indizien, dass der Boden in Sicht oder gar schon erreicht ist», kommentierte CEO Roland Fischer in der Telefonkonferenz.
Stabilisierungsanzeichen
In Manmade Fibers, wo Anlagen zur Herstellung von Kunststofffasern gebaut werden, stellt Fischer ein besseres zweites Halbjahr in Aussicht, was sich darin zeigt, dass der Bestellungseingang erstmals seit längerem stabil blieb und jüngst etwas höher ist als der Umsatz. Darin spiegelt sich, dass sich die Märkte ausserhalb Chinas positiv entwickeln und das Stapelfasergeschäft anzieht. China, der wichtigste Markt, sendet auf tiefem Niveau Stabilisierungsanzeichen aus. Der dortige Einbruch in den letzten zwei Jahren ist auf den neuen Fünfjahresplan zurückzuführen, der andere Prioritäten setzt.
Auch im Segment Drive Systems zeigen sich Stabilisierungsanzeichen. Der Umsatz ist im zweiten Quartal etwas höher ausgefallen als in den drei vorangegangenen Quartalen und Oerlikon erwähnt, man habe neue Projekte und neue Kunden gewinnen können. Die Nachfrage hier leidet unter der flauen Nachfrage nach Bau- und Landmaschinen, für die Drive Systems Getriebe herstellt.
CEO Roland Fischer sichert sich Zugriff auf Surface Solutions
Das wichtigste Segment, Surface Solutions, wird mit der Konzernholding verschmolzen, was zu einer «agileren Organisation» führe. Dies wiederum sei «Voraussetzung, Entscheide schneller zu fällen» und «wirksamer auf Marktbedürfnisse einzugehen», teilt Oerlikon mit. Geleitet wird das Segment durch Fischer selbst, der bisherige Leiter Roland Herb bekommt den neu geschaffenen Job als Chief Commercial Officer. Im weiteren hält Oerlikon an der Jahresprognose fest, einen Umsatz von 2,3 bis 2,5 Mrd. Fr. und eine Ebitda-Marge im mittleren Zehnprozentbereich zu erzielen (erstes Halbjahr 2016: 13,4%).
Der im vergangenen November angekündigte Verkauf des Segments Vacuum (dessen Zahlen nicht mehr im Oerlikon-Ergebnis enthalten sind) sollte noch im August über die Bühne gehen.
Die Aktien OC Oerlikon haben kaum auf den Halbjahresbericht reagiert, die Resultate waren denn auch entsprechend der Erwartungen. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 23 scheinen die Titel optisch hoch, doch trägt derzeit nur eines von drei Segmenten zum Gewinn bei, was die Aussagefähigkeit des KGV mindert. Für Käufe Rückschläge abwarten.
Die komplette Historie zu OC Oerlikon finden Sie hier. »
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.