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14:38 Uhr - 08.07.2016

US-Jobmarkt ermutigt die Notenbank

Das überraschend hohe Stellenwachstum bringt eine Zinserhöhung wieder ins Gespräch.

Von einem Extrem ins andere: Nachdem der amerikanische Arbeitsmarkt im Mai praktisch zum Erliegen kam, hat er im Juni 287 000 neue Stellen geschaffen. Das ist das stärkste Jobwachstum seit Oktober und übertrifft die Erwartungen um Längen. Ökonomen haben im Vorfeld mit 180 000 zusätzlichen Arbeitsplätzen gerechnet. Zwar ist die separat erhobene Arbeitslosenquote von 4,7 auf 4,9% gestiegen. Die Zunahme hat jedoch vor allem mit einem statistischen Effekt zu tun, zumal mehr Personen aktiv nach einem Job gesucht haben.

Im Federal Reserve dürften die Zahlen für Aufatmen sorgen. Wie das am Mittwoch veröffentlichte Protokoll zur letzten Sitzung der US-Notenbank zeigte, war die Abkühlung des Jobmarkts das Hauptthema am Treffen der Währungshüter von Mitte Juni. Verunsichert legten sie ihre Pläne für eine weitere Zinserhöhung in diesem Sommer auf Eis, wobei auch die noch bevorstehende Brexit-Abstimmung in Grossbritannien eine wichtige Rolle gespielt hatte.

Noch keine Entwarnung

«Der Arbeitsmarktbericht stützt die Argumentation für eine weitere geldpolitische Straffung in nicht allzu langer Zeit. Wegen der Turbulenzen an den Finanzmärkten ist das Fed jedoch ultravorsichtig», sagt Jim O’Sullivan vom Researchdienst High Frequency Economics.

Ein tieferer Blick in die Daten zeigt denn auch, dass es für eine definitive Entwarnung zu früh ist. So wurde das Stellenwachstum für April zwar nach oben revidiert. Für Mai wurde es jedoch von 38 000 auf 11 000 nach unten korrigiert, womit in den beiden Monaten total 6000 Stellen weniger hinzu gekommen sind, als zunächst berechnet. Das durchschnittliche Jobwachstum hat sich im zweiten Quartal damit auf weniger als 150 000 pro Monat abgeschwächt, wogegen es seit Anfang 2015 jeweils rund 200 000 Stellen waren. Wenig Bewegung zeigt sich auch bei den Löhnen und der Erwerbsquote.

Entspannung an Wallstreet

Wallstreet tendierte am Freitagmorgen freundlich. Ausser dem Arbeitsmarktbericht haben in den vergangenen Tagen auch andere Daten zur US-Konjunktur positiv überrascht. Der vielbeachtete ISM-Einkaufsmanagerindex zur Industrie und zum Dienstleistungssektor etwa signalisierte für Juni eine leichte Erholung. An den Börsen in New York tendierte der Leitindex S&P 500 gegen Mittag fast 1,2% fester. Am Bondmarkt stieg die Rendite auf zehnjährige Treasuries 2 Basispunkte auf 1,4%, nachdem sie im früheren Wochenverlauf auf ein Rekordtief gefallen war. Der Dollar hingegen notierte wenig verändert.

Dass die US-Notenbank an der kommenden Sitzung vom 26. und 27. Juli den Leitzins erhöht, gilt an den Märkten weiterhin als so gut wie ausgeschlossen. An der Chicagoer Terminbörse CME rechnet die überwiegende Mehrheit der Investoren auch im Herbst nicht damit. Gegen Ende Jahr messen sie einem möglichen Schritt aber immerhin wieder etwas mehr Chancen zu. So ist die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung an der Fed-Sitzung vom Dezember am Freitag auf knapp 30% gestiegen, nachdem sie am Vortag weniger als 20% betragen hatte.

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