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15:58 Uhr - 29.07.2015

EFG-CEO: «Intensive Gedanken über Kostenseite»

Joe Strähle, der neue CEO des Vermögensverwalters EFG International, schliesst «grössere Einschnitte in der zweiten Jahreshälfte» nicht aus.

Herr Strähle, Sie sind noch keine hundert Tage im Amt und haben – die Halbjahresresultate unterstreichen das – schon viel unternommen. Werden Sie in der zweiten Jahreshälfte Tabula rasa machen und eine grosse Restrukturierung vornehmen?
Es ist richtig: Wir haben die tief hängenden Früchte zu pflücken begonnen. Nun geht es darum, die längerfristige Marschrichtung für EFG (EFGN 11.5 -17.86%) International zu definieren. Dann wird sich auch zeigen, ob wir in der zweiten Jahreshälfte grössere Einschnitte vornehmen müssen.

Die neue Führung von EFG ist gefordertDer Vermögensverwalter EFG International enttäuscht mit den Halbjahresresultaten. Die Aktien brechen 18% ein. Damit bietet sich eine Einstiegschance für Anleger, die auf die Versprechen des neuen CEO Joe Strähle setzen.
Lesen Sie hier die Analyse von FuW-Redaktor Thomas Wyss..
Wo wollen Sie ansetzen?
Hauptsächlich und vordringlich geht es darum, das Wachstum zurückzubringen. Einmal eingeleitete Massnahmen brauchen bis zur Verwirklichung 18 bis 24 Monate. Das bedeutet, dass wir schnell agieren müssen. Ich hätte natürlich gerne wie Tidjane Thiam von der CS mit einem Superresultat begonnen. Es sollte nicht sein. Trotzdem: EFG International ist eine sehr gut positionierte Privatbank, die in den richtigen Regionen und Geschäften tätig ist. Aber es fehlen momentan die Einnahmen, da müssen wir ansetzen und entsprechend auch Kosten senken.

Braucht EFG International ein umfassendes Kostensenkungsprogramm?
Bei EFG sind die Kosten pro Mitarbeiter im Wettbewerbsvergleich gut. Aufgrund der Ertragssituation müssen wir uns aber über die Kostenseite intensive Gedanken zu machen. Eine Senkung der Kosten um weitere 5% sollte möglich sein. Nun werden wir sehen und aufzeigen, wie wir dieses Ziel erreichen wollen.

Sie waren ursprünglich als VR-Präsident für EFG vorgesehen und haben nun das Amt des CEO übernommen. Haben Sie es schon bereut, diesem Wechsel zugestimmt zu haben?
Nein, überhaupt nicht. Ich bin in meiner Aufgabe als CEO voller Enthusiasmus und Tatendrang und  kann meine Erfahrung und mein Netzwerk voll einbringen. Nun geht es an die Arbeit. Wichtig ist auch, dass wir noch stärker herausschälen, was EFG International ist und sein soll.

Was schwebt Ihnen vor?
Die Bank ist mit dem Modell der vergleichsweise unabhängigen Kundenberater bekannt geworden. Unsere Kundenberater arbeiten meiner Meinung nach sehr gut, aber es ist im heutigen Umfeld vielleicht weniger einfach als in der Vergangenheit, für die Kunden Mehrwert zu erarbeiten. Wir wollen  diesen Mitarbeitern mehr Unterstützung geben – beispielsweise mit Investmentideen etwa in den Bereichen strukturierte Produkte, Fonds oder Managed Accounts. So können wir EFG weiterbringen und insbesondere in der Schweiz, in Amerika und Asien die Entwicklung beschleunigen.

Sie sprechen strukturierte Produkte und damit die Zusammenarbeit mit Leonteq (LEON 220.4 3.77%) an. Wie soll sich diese Zusammenarbeit entwickeln?
Historisch besteht ja eine sehr enge Verbindung zwischen Leonteq und EFG International. Die Vorgängergesellschaft EFG Financial Products war eine Tochtergesellschaft. Ich sehe nicht ein, weshalb man diese Beziehung nicht weiterführen und zusätzlich vitalisieren sollte.

Welches Programm hat Ihnen EFG-Hauptaktionär Spiro Latsis mit auf den Weg gegeben?
Ich habe dem Verwaltungsrat ein Programm präsentiert, das verschiedene Elemente enthält und dem entspricht, was ich nun ausgeführt habe. Es geht darum, das Wachstum zu forcieren. Der Fokus muss dabei auf der Profitabilität und damit auch auf dem Performance-Management liegen. Und man muss der Bank, insbesondere auch in der Schweiz, mehr Profil geben. EFG International ist eine Unternehmerbank. Auf diesem Grundsatz müssen wir aufbauen. Wir können und wollen nicht wie eine Grossbank für alle alles machen. Wir können dank der Beziehung, die der unternehmerisch denkende Kundenberater zum Unternehmer hat, eine echte Mehrleistung erbringen. Wir werden dem Kunden auch vermehrt Produkte anbieten, die auf ihn und sein Geschäft in seiner Region zugeschnitten sind.

Wie sind Ihre organisatorischen Änderungen zu interpretieren, wollen Sie EFG International neu erfinden?
Nein, aber es ist wichtig, dass die Mitglieder der obersten Führungsebene gemeinsam über das Geschäft sprechen. Wie und wo setzen wir das Kapital ein? Wie wollen wir Geld verdienen? Wichtig ist auch, Komplexität aus dem Geschäft zu nehmen und sich einen gemeinsamen Überblick über Risikoaspekte und die Regulierung zu verschaffen.

Sie führten vorher Sarasin und hatten sich auch dort zum Ziel gesetzt, die Vermögen unter Verwaltung auf 100 Mrd. Fr. zu steigern. Worin unterscheiden sich EFG und Sarasin?
Die Ausgangslage ist eine ganz andere. Sarasin war damals eine Schweizer Bank mit ausländischen Niederlassungen. EFG ist ein wirklich internationales Institut mit Hauptsitz und Geschäften in der Schweiz. Die Präsenz im Ausland ist für uns eine grosse Chance – wenn es uns wie erwähnt gelingt, das Modell mit den unternehmerischen Kundenberatern in die richtige Balance zu bringen. Wir können und wollen noch einiges bewegen.

Geht es nun nicht einfach darum, EFG International schön und fit für einen Verkauf zu machen?
Zu diesem Thema haben wir in der Vergangenheit ja schon viele Gerüchte gehört. Wenn sich eine gute Gelegenheit ergibt für einen Zusammenschluss oder auch für Übernahmen unsererseits, müsste man diese prüfen. Es gibt derzeit nichts Konkretes, aber es darf auch nichts ausgeschlossen werden. Unser Fokus ist klar auf organisches Wachstum gerichtet und auf die Rekrutierung guter Kundenberater und Teams.

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