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10:36 Uhr - 20.02.2020

Das ist der neue UBS-Chef

Ralph Hamers folgt Sergio Ermotti nach. Der Niederländer weiss um die Tücken systemrelevanter Banken.

Ralph Hamers folgt am 1. November Sergio Ermotti als CEO von UBS (UBSG 13.135 1.74%) nach. Ralph wer? Das fragen sich viele auch in der Bank selbst. Der Niederländer Hamers, geboren 1966 in Simpelveld in der Provinz Limburg, ist Chef der grössten Bank seines Heimatlandes, der ING-Gruppe.

Den Posten übernahm der 54-Jährige 2013 von Vorgänger Jan Hommen, der den Konzern durch die Finanzkrise gesteuert hatte. Hamers war eine interne Lösung, ist der studierte Betriebsökonometriker doch seit 1991 in verschiedenen Funktionen bei der Bank, zuletzt als ING-Chef für Belgien und Luxemburg.

Staatsrettung in der Krise

Er hat Erfahrung mit systemrelevanten Finanzhäusern. In der Krise musste ING wie UBS auch vom Staat gerettet werden. Die Niederlande schossen 10 Mrd. € in ihren Allfinanzriesen ein und übernahmen rund 80% der Schrotthypotheken, die ING in den USA vor Ausbruch der Immobilien- und Finanzkrise im Wert von rund 26 Mrd. € erworben hatte.

Die EU-Kommission verfügte danach, ING müsse in einen Bank- und einen Versicherungskonzern aufgespalten und verkleinert werden. 2009 hatte sie noch eine Bilanzsumme von rund 1,5 Bio. €, mehr als das Doppelte der niederländischen Wirtschaftsleistung. Sie war mit rund 131’000 Mitarbeitern in 85 Ländern aktiv.

Nach Verkauf und Kotierung diverser Geschäfte hat die Bank heute eine Bilanz von 892 Mrd. € und ist mit 53’000 Mitarbeitern in vierzig Ländern unterwegs. Anders als der grösste Verwalter von privaten Vermögen UBS ist ING allerdings vor allem ein Finanzierungs- und Handelshaus.

Grossbussen wegen Geldwäscherei

Hamers besiegelte als CEO 2014 mit der Kotierung der Versicherungstochter Nationale Nederlanden (NN) das endgültige Ende des einstigen Allfinanzkonzerns. Unter ihm hat sich die Bank erfolgreich entwickelt und nach eigenen Aussagen stark digitalisiert. Auch UBS lobt sein ausgewiesenes Know-how in der digitalen Transformation. Punkto Effizienz und Rentabilität gilt ING im europäischen Vergleich als vorbildlich. Dinge, die bei UBS verbessert werden müssen.

Noch etwas anderes ist Hamers bei ING gewohnt, was ihn bei UBS wohl weiter begleiten wird: Grossbussen. 2018 haben die Niederländer 775 Mio. € an Strafe gezahlt. Systematisch nutzten dubiose Kunden während Jahren die Bank zur Geldwäsche. Bereits 2012 musste sie für ähnliche Fälle eine Busse von 619 Mio. $ hinblättern.

Für das laufende Jahr müsste Hamers als UBS-CEO im schlimmsten Fall eine Strafe von 4,5 Mrd. € bilanzieren. Der Betrag steht beim Berufungsprozess wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung Mitte Jahr in Frankreich im Raum. Weitere Rechtsfälle werden folgen.

Auf dem Weg zum Topverdiener

In die Kritik kam Hamers als ING-CEO 2018, als sein Lohn auf fast das Doppelte, von 1,6 auf 3 Mio. €, steigen sollte. Begründung der Bank: Hamers’ Salär liege signifikant unter dem Schnitt der europäischen Konkurrenz. Die Topverdiener der fünfzig grössten Unternehmen der Eurozone verdienten damals durchschnittlich rund 3,3 Mio. €.

Unter grossem politischem und öffentlichem Druck zog der Verwaltungsrat das Vorhaben zurück. Der Finanzminister des Landes wurde damals zitiert mit: «ING ist keine Guetzlifabrik, sondernd eine systemrelevante Bank.» Die Niederlande kennen scharfe Regeln, was die Managervergütung betrifft. Bonuszahlungen sind auf 20% des Basissalärs beschränkt.

Diese mageren Jahre dürften für den verheirateten Vater zweier Kinder jetzt vorbei sein. Sergio Ermotti erhielt als UBS-CEO für 2018 rund 14,2 Mio. Fr., ganze 11,4 Mio. Fr. davon waren variable Bestandteile. Damit war er der bestbezahlte CEO der Unternehmen im Schweizer Leitindex SMI (SMI 11249.55 -0.12%).

Die komplette Historie zu UBS finden Sie hier. »

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