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16:24 Uhr - 19.01.2016

Hongkong will am fixen Wechselkurs zum Dollar festhalten

Weltwirtschaftliche Umwälzungen sorgen für anhaltend erhöhte Volatilität am Devisenmarkt. Dennoch wollen die Behörden den Peg zum US-Dollar verteidigen.

zoomDer Hongkong-Dollar wird dieser Tage einem Stresstest unterzogen. Vorige Woche erlitt er infolge eines massiven Kapitalabflusses den heftigsten Schwächeanfall seit zwölf Jahren. Gründe dafür waren neben steigender Zinsen in den USA die Sorgen um den Gesundheitszustand der Hongkonger Wirtschaft wie auch der Chinas.

Mit der anhaltend erhöhten Volatilität am Devisenmarkt kamen einmal mehr Mutmassungen über ein Ende des 32 Jahre alten Dollar-Pegs auf. Denn seit 1983 richtet sich der Wechselkurs des frei konvertierbaren Hongkong-Dollars am Greenback aus. Er bewegt sich im schmalen Band von 7.75 bis 7.85 HK-$ zum Greenback.

Fremdwährungen kaufen

zoomDie Quasi-Zentralbank des 7 Mio. Einwohner zählenden Territoriums ist die Hongkong Monetary Authority (HKMA). Sie interveniert am Devisenmarkt, wenn die festgesetzte Grenze nach unten oder oben überschritten wird. Als Hongkong nach der globalen Finanzkrise mit der expansiven US-Geldpolitik massive Kapitalzuflüsse erlebte, wurde die Grenze ständig nach oben ausgereizt. Die HKMA kaufte von 2008 bis 2014 Devisen von umgerechnet über 1 Bio. HK-$ (130 Mrd. $).

Jetzt hat der Wind gedreht. An der Hongkonger Börse hält die Ausverkaufswelle ungebremst an. Bisher musste die Notenbank nicht intervenieren, der Kurs stieg am Freitag nur auf 7.795 HK-$/$. Das japanische Finanzhaus Nomura erwartet jedoch, dass die Notenbank wegen der sich abkühlenden Konjunktur und weiterer Zinserhöhungen in den USA im zweiten Quartal Stützkäufe vornehmen muss.

Der Chef der HKMA bestand Anfang Woche mit Nachdruck darauf, die feste Dollar-Anbindung bleibe bestehen. «Wir haben keinen Plan, keine Absicht und auch keinen Grund den Peg zu ändern, der Hongkongs Finanzmarkt in den vergangenen drei Jahrzehnten sehr gut gedient hat», sagte Norman Chan. Dahinter stecken mehr als Worte, verfügt doch die HKMA mit ihren Währungsreserven über eine prallvolle Kriegskasse, mit der auf absehbare Zeit alle spekulativen Angriffe abgewehrt werden können. Dank jahrelanger Fiskalüberschüsse besitzt die Regierung darüber hinaus zum grossen Teil im Ausland angelegte hochliquide Reserven in Höhe von über 100 Mrd. US-$.

Der Yuan bleibt unfrei

Trotz dieses beachtlichen Abwehrdispositivs dürften Spekulationen über das Ende der Dollaranbindung nicht aufhören. Zumal die Laufzeit des Hongkong-Dollars spätestens 2047 endet. Dann verliert die 1997 von Grossbritannien an die Volksrepublik China zurückgegebene ehemalige Kolonie ihren auf fünfzig Jahre beschränkten Status als wirtschaftlich autonome Sonderverwaltungsregion. Damit wird der chinesische Yuan auch in Hongkong offizielles Zahlungsmittel. Der HKMA könnte die Kontrolle bereits vor 2047 entgleiten, wenn der Hongkong-Dollar in Folge einer engeren wirtschaftlichen Integration mit Festlandchina im täglichen Gebrauch weitgehend vom Yuan ersetzt würde – ähnlich wie die Währung Pataca in Macao.

Im Falle Hongkongs, einer weit grösseren und offeneren Volkswirtschaft als es Macao ist, dürfte das allerdings nicht so schnell geschehen. Die vor allem über den Hongkonger Finanzplatz laufende Internationalisierung des Yuans ist infolge der sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage Chinas ins Stocken geraten. Solange der Yuan nicht frei konvertierbar ist kann er den Hongkong-Dollar auf dem internationalen Finanzplatz nicht ersetzen.

Alternativen wären allenfalls eine Freigabe des Wechselkurses oder ein Kompromiss. Der Hongkong-Dollar könnte – ähnlich wie der Singapur-Dollar – nicht gegenüber dem Greenback sondern zu einem Währungskorb ausgerichtet werden.

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