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08:30 Uhr - 01.11.2017

«Nachhaltig investieren rentiert gut»

Sabine Döbeli, Geschäftsleiterin des Verbands Swiss Sustainable Finance, erzählt auf was man bei nachhaltigen Anlagen achten muss.

Frau Döbeli, im Private Banking nimmt das Interesse an nachhaltigen Anlagen zu. Wie sieht es im Asset Management, unter den professionellen Investoren, aus?
Immer mehr institutionelle Investoren haben Kriterien zur Nachhaltigkeit in ihren Auswahlprozess für Asset-Manager integriert. Solche Fragen werden damit nicht nur an Asset-Manager gerichtet werden, die explizit nachhaltige Produkte anbieten, sondern auch an Vermögensverwalter von ganz klassischen Strategien. Das zeigt, dass sich immer mehr institutionelle Investoren Gedanken über die Nachhaltigkeit ihrer Anlagen machen. Der Grund dafür ist ein breiteres Verständnis der treuhänderischen Pflicht, unter anderem auch deshalb, weil Destinatäre entsprechende Fragen an die Pensionskassen richten.

Der ideelle Wert liegt auf der Hand. Was bieten nachhaltige Anlagen performanceseitig?
Verschiedene Meta-Studien zeigen klar, dass nachhaltige Anlagen im Durchschnitt eine gleich gute Rendite bieten wie andere Finanzanlagen, und das oft bei tieferem Risiko. Bei gleicher Performance erhält der Anleger also den Zusatznutzen, dass er mit seinen Investments eine langfristig nachhaltigere Wirtschaft fördert.

Nachhaltig anlegen ist vieldeutig. Wie definieren Sie den Begriff?
Gemäss der Definition von Swiss Sustainable Finance umschreibt der Begriff sämtliche Investments, die Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren in einer strukturierten Form in den Anlageprozess einbeziehen. Das kann über verschiedene Ansätze geschehen: durch die Auswahl von Branchenbesten, durch die Integration entsprechender Faktoren in die Finanzanalyse, über Ausschlusskriterien oder durch aktive Einflussnahme über Stimmrechtsausübung und den direkten Dialog mit Unternehmen. Die diversen Formen haben verschiedene Wirkungen und eignen sich daher für Investoren mit unterschiedlichen Zielen und Motiven.

Welche Branchen und Unternehmen erfüllen die Nachhaltigkeitsanforderungen? Bleiben nicht stets Restsünden übrig?
Man kann in allen Branchen Unternehmen identifizieren, die besser für die Zukunft gerüstet sind als andere. Ein zu 100% nachhaltiges Unternehmen gibt es sowieso nicht. Letztlich geht es um eine relative Betrachtung, und die kontinuierliche Verbesserung ist ein wichtiges Kriterium. Sicher sind Unternehmen, die die wichtigen Trends berücksichtigen und ihre Strategien darauf ausrichten, besser positioniert als andere.

Wo verläuft die Grenze, was ist verantwortungsvoll, was nicht?
Der Nachhaltigkeitsfilter kann unterschiedlich streng angesetzt werden, je nach Ziel und Hintergrund des Investors. Die Selektivität reicht dabei vom Ausschluss von wenigen Dutzend Unternehmen, die internationale Normen und Richtlinien verletzen, bis hin zur Auswahl von nur gerade den weltweit 10% besten Gesellschaften jedes Sektors bei gleichzeitiger Anwendung umfassender Ausschlusskriterien. So gibt es für alle Marktakteure eine für sie passende Form, um Nachhaltigkeit im Investmentprozess zu berücksichtigen.

Die einen nennen es eine neue Anlageklasse, andere sagen, das Investoreninteresse werde sich abflachen. Ist nachhaltiges Investieren mehr als ein Modetrend?
Auf jeden Fall, auch wenn ich nicht von einer neuen Anlageklasse sprechen würde, schliesslich gibt es nachhaltige Investments für fast alle Anlageklassen. Die globale Entwicklung zeigt klar, dass die Bedeutung von nachhaltigen Investments rasch zunimmt, auch getrieben durch regulatorische Entwicklungen. Ich gehe deshalb davon aus, dass die Vielfalt nachhaltiger Anlagen nur grösser wird. Das stärkste Wachstum sieht man zurzeit bei den normenbasierten Ausschlusskriterien und bei aktivem Dialog mit Unternehmen. Auch der Bereich Impact Investments wächst überdurchschnittlich stark, selbst wenn da die absoluten Volumen noch vergleichsweise klein sind.

Was ist Aufgabe der Finanzbranche und des Asset Management, um den Nachhaltigkeitsgedanken weiter zu stärken?
Eine wichtige Forderung von Kunden ist die zunehmende Transparenz zur Nachhaltigkeit verschiedener Anlageprodukte. Wenn Asset-Manager mit einfachen Kennzahlen zeigen, wie nachhaltig verschiedene Anlagen sind, trägt das automatisch zu einer stärkeren Verbreitung bei. Weiter ist es gerade im Tiefzinsumfeld wichtig, dass kostengünstige Produkte angeboten werden, damit auch bei wenig riskanten Investments unter dem Strich noch etwas bleibt. Schliesslich halte ich es für wichtig, dass sich die Branche auf klarere Begriffsdefinitionen einigt – eine Entwicklung, die zurzeit von der EU vorangetrieben wird.

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