Der weltgrösste Tech-Konzern leidet unter dem Coronavirus. Die Schwäche wirft einen Schatten auf den Sektor.
Als erster grosser US-Tech-Konzern warnt Apple (AAPL 324.95 0.02%) vor den wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus Covid-19. Im laufenden Quartal werde das Unternehmen den geplanten Umsatz verfehlen, liess das Apple-Management in der Nacht zu Dienstag mitteilen. Die Rede ist sowohl von einer Nachfrageschwäche im Reich der Mitte infolge von Covid-19 als auch von Störungen in der Lieferkette. Die Produktion bei den Zulieferern laufe langsamer an als erwartet. Die Schwäche beim Branchenprimus dürfte Folgen für weitere Unternehmen haben – möglicherweise auch für den Chiphersteller AMS (AMS 39.44 -2.47%).
Vor drei Wochen erst, Ende Januar, hatte Apple die Prognose für das erste Quartal vorgelegt. Schon damals wurde wegen der Unsicherheiten durch das Coronavirus eine grössere Bandbreite als üblich genannt: 63 bis 67 Mrd. $ Umsatz. Die Geschäftsprognose fiel allerdings direkt in die Ferien nach dem chinesischen Neujahrsfest, und damals war auch nicht klar, wie schnell die Produktion wieder anlaufen würde. Viele Zulieferer vor Ort haben die Auszeit wegen Covid-19 ausgedehnt.
Die Fertigung stockt
«Designed by Apple in California. Assembled in China», steht als auf Schriftzug auf Apple-Geräten. Doch die Assemblierung in Asien stockt. Alle Fertigungsstätten von iPhone-Zulieferern befänden sich ausserhalb der vom Virus am schlimmsten betroffenen Region Hubei, teilte das Unternehmen mit, und alle hätten auch wieder geöffnet – aber: «Die Produktion läuft langsamer an, als wir erwartet hatten.»
Beispiel Foxconn: Mit mehr als 1 Mio. Angestellten allein in China ist das Unternehmen der grösste private Arbeitgeber des Landes. Gemäss Schätzungen von Analysten hängt fast die Hälfte des Umsatzes des Auftragsfertigers am Grosskunden Apple. Bis zum 10. Februar blieben die Fabriken von Foxconn geschlossen.
Seitdem läuft die Fertigung gemächlich an, denn nicht alle Mitarbeiter sind pünktlich zum Produktionsstart zurückgekehrt. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass vergangenen Montag in der Foxconn-Fabrik in Shenzhen nach den Neujahrsferien rund 20 000 Arbeiter zurückgekehrt waren – nur ein Zehntel der Belegschaft. Zu den Kunden von Foxconn gehören auch Amazon (AMZN 2134.87 -0.7%), Google, Nintendo oder Sony (SNE 68.83 -1.11%). Diese Unternehmen haben noch keine Warnung herausgegeben.
Betroffen ist Apple nicht nur von den Problemen in der Lieferkette, sondern auch auf der Nachfrageseite. Anfang Februar hat der Konzern als Vorsichtsmassnahme alle vierzig Apple Stores in China geschlossen. Nach und nach würden sie geöffnet. Die Kundenfrequenz sei aber noch niedriger als normal. Ein neues Umsatzziel hat Apple nicht gegeben.
Die Aktien von Apple-Zulieferern weltweit notierten am Dienstag schwächer. Die Titel von AMS gehörten mit einem Abschlag von zeitweise 5% zu den schwächsten Werten am Schweizer Markt. Der österreichische Chiphersteller ist stark abhängig von Apple. Die aktuelle Entwicklung beim Grosskunden kommentierte ein Sprecher nicht. Man verfolge die Situation «sehr engmaschig».
Aussichten bleiben intakt
AMS bereitet im Moment die Akquisition des deutschen Lichtspezialisten Osram (OSR 47.6 -0.63%) vor – auch um die Abhängigkeit von Apple zu verringern. Bei der Präsentation der Quartalszahlen vergangene Woche hatte AMS-CEO Alexander Everke noch eine Prognose für das laufende Quartal vorgelegt, explizit unter der Annahme, das Coronavirus habe keinen bedeutenden Einfluss auf das laufende Geschäft.
So gross die Aufregung derzeit ist: Apple berichtet von einer starken Nachfrage nach den eigenen Produkten ausserhalb von China. Die Effekte durch das Virus verhageln das Geschäft kurzfristig, langfristig bleiben die Aussichten intakt.
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