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02:36 Uhr - 16.12.2015

Worauf es beim US-Zinsentscheid ankommt

Die Finanzmärkte rechnen fest damit, dass die US-Notenbank heute zum ersten Mal seit der Finanzkrise an der Zinsschraube dreht. Hier die fünf Kernpunkte zum geldpolitischen Grossereignis.

Heute Abend um 20 Uhr Schweizer Zeit ist es so weit: Nach sieben Jahren Nullzinspolitik wird das Federal Reserve mit grosser Wahrscheinlichkeit den ersten Schritt in Richtung Normalisierung machen. Gemäss den Terminkontrakten an der Futures-Börse CME beziffern Investoren die Chance auf über 80%, dass die Währungshüter nach mehrfachem Zögern tatsächlich Ernst machen.

Fed-Chefin Janet Yellen hat seit gut einem Jahr versucht, Investoren auf dieses historische Ereignis einzustimmen. Dennoch hat die Nervosität an den Finanzmärkten in den vergangenen Tagen spürbar zugenommen. Das zeigen etwa die heftigen Erschütterungen im Handel mit Hochzinsanleihen. Hier deshalb die wichtigsten Punkte, auf die es heute Abend ankommt.

Wann kommt der nächste Schritt?

Der Fed-Entscheid markiert den Anfang zum Rückzug aus der unkonventionellen Geldpolitik. Ausschlaggebend ist daher, was die US-Notenbank zum Pfad weiterer Zinsschritte sagt. Yellen hat immer wieder betont, dass dieser Zinsszyklus kein gewöhnlicher sein wird. Das heisst, sie will keinem mechanischen Ansatz folgen, bei dem das Fed an jeder Sitzung den Leitzins um 25 Basispunkte erhöht. Vielmehr sollen die nächsten Schritte vom Konjunkturverlauf abhängig sein.

Wohin geht die Reise?

Im letzten Zinszyklus hatte der frühere Fed-Chef Alan Greenspan die Federal Funds Rate auf bis zu 5,x% erhöht. Ein solches Niveau ist heute mit Blick auf das mässige Konjunkturwachstum in den USA kaum mehr denkbar. Die Frage ist deshalb, was sich das Fed als langfristiges Ziel für einen “neutralen” Leitzins setzt, der die Wirtschaft weder stimuliert noch bremst. Grosse Bedeutung kommt  damit den Zinsprognosen der einzelnen Fed-Mitglieder zu, die sie jeweils einmal pro Quartal adjustieren.

Was für Werkzeuge kommen zum Einsatz?

Traditionell hat die US-Notenbank die Zügel bislang über die Steuerung der Federal Funds Rate gestrafft. Das ist der Zinssatz, zu dem sich Banken über Nacht Geld leihen. Weil die Banken nach all den Liquiditätsspritzen aber derart viel Überschussreserven halten, hat dieser Markt praktisch an Bedeutung verloren. Wichtig wird also sein, was die US-Notenbank zu neuen Werkzeugen sagt wie Reverse Repos, einer speziellen Art von Rückkaufvereinbarungen.

Was denkt Yellen?

Eine halbe Stunde nach dem offiziellen Zinsentscheid hält Fed-Chefin Janet Yellen um 20:30 Uhr Schweizer Zeit eine ausführliche Pressekonferenz ab. Ihre Einschätzungen zum US-Arbeitsmarkt und zur Inflation werden dieses Mal besonders wichtig sein. Es ist zu erwarten, dass sie einen sehr milden Ton anschlagen wird, um die Finanzmärkte nicht zu verunsichern. Interessant wird zudem sein, was sie zu Junkbonds, zum Ölpreis, zum Dollar und zur globalen Wirtschaftslage denkt.

Wo verlaufen die Fronten innerhalb der US-Notenbank?

Als Präsidentin des zehnköpfigen Stimmgremiums im Fed-Vorsitz legt Yellen viel Wert auf einen Konsens. Der einzige Stimmberechtigte, der bei der letzten Sitzung von Ende Oktober bereits für einen Zinsschritt votierte, war Jeffrey Lacker, Präsident der Fed-Distriktnotenbank Richmond. Auf der anderen Seite hatten sich die Fed-Gouverneure Daniel Tarullo und Lael Brainard öffentlich gegen einen Zinsschritt in diesem Jahr ausgesprochen. Halten sie an dieser Meinung fest, wäre es das erste Mal seit 2005, dass ein Gouverneur nicht gleich wie das Fed-Oberhaupt stimmt.

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