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17:20 Uhr - 18.11.2014

Holcim will mehr ernten

Der Baustoffkonzern strebt eine deutlich bessere Auslastung der Kapazitäten an. Damit soll die Rendite auf dem investierten Kapital gesteigert werden.

Für Holcim (HOLN 68.5 0.74%) beginnt 2015 eine neue Ära. Nach einer langen Phase der Expansion in Schwellenländern geht der Baustoffkonzern davon aus, in den nächsten Jahren mit bedeutend weniger Investitionen wachsen zu können. Die bestehenden Kapazitäten sollen besser ausgelastet und mehr Aktionärswert erwirtschaftet werden. Mit der bis Mitte 2015 angestrebten Fusion mit der französischen Lafarge (LG 55.04 0.75%) wird aber eh alles anders.

Der Fahrplan des Vorhabens wird zusehends klarer. Wie der scheidende Konzernchef Bernard Fontana am Investorentag am Dienstag erklärte, hat Holcim die Bewilligung von den zuständigen Behörden in sieben Ländern erhalten; 13 Entscheide stehen noch aus. Die beiden Zementkonzerne rechnen damit, dass sie bis Ende Februar 2015 fallen. Der CEO erwartet keine grösseren Bremsmanöver.

Jetzt geht’s richtig los

Auch der mit der Zustimmung der Kartellbehörden zusammenhängende Plan zum Verkauf von Aktiven im Wert von 6 Mrd. Fr. ist laut Fontana auf gutem Weg. Im November und Dezember können die noch interessierten Investoren (Branchenunternehmen, Private-Equity-Häuser) die angebotenen Vermögenswerte mit einer Due-Diligence-Prüfung unter die Lupe nehmen. Die definitiven Kaufangebote werden schliesslich im Januar eingereicht.

Der Investorentag gab dem Management Gelegenheit darzustellen, dass sich der Konzern von der Konkurrenz – und damit auch von Lafarge – nichts vormachen lassen muss. Als einziges Unternehmen hat Holcim ein gutes Schuldner-Rating, die Bilanz ist solider als die von Lafarge, HeidelbergCement und Cemex.

Auf operativer Ebene ist im Mai 2012 das Ergebnisverbesserungsprogramm Leadership Journey eingeleitet worden. Dessen Ziel – eine Steigerung des Betriebsergebnisses um 1,5 Mrd. Fr. im Vergleich zu 2011 – wird Ende 2014 übertroffen sein. In der Erfolgsrechnung war davon per saldo allerdings kaum etwas zu sehen, wie Finanzchef Thomas Aebischer darlegte: Die erschwerten Marktbedingungen in Indien, Mexiko, Brasilien und einigen europäischen Ländern frassen zumindest bis Ende 2013 einen Grossteil der Einsparungen gleich wieder weg.

Im kommenden Jahr dürfte sich das Umfeld bessern. Holcim rechnet mit einem global 5% höheren Zementverbrauch (China ausgenommen) sowie spürbar besseren Marktbedingungen in den USA, in Mexiko, Indien, Indonesien und Grossbritannien, die 2013 rund 36% des Betriebsgewinns erwirtschafteten. Auch die Währungsumrechnung, die die Erfolgsrechnung im ersten Halbjahr 2014 massiv belastete, dürfte ins Positive drehen. Insgesamt kalkuliert Holcim ein Betriebsergebnis von 2,7 bis 2,9 (im vergangenen Jahr: 2,37) Mrd. Fr.

Mehr für die Aktionäre

Die Rendite auf dem investierten Kapital (ROIC) soll 2015 gegen 8% klettern. Gemäss bisheriger Berechnung der durchschnittlich gewichteten Kapitalkosten (WACC) von 8% wäre damit immer noch keine Wertschöpfung für die Aktionäre erreicht. Wie Aebischer erläuterte, hat Holcim die Messlatte für die WACC aber aufgrund der anhaltend historisch niedrigen Zinsen auf 7% gesenkt – so hätte Holcim seit 2008 mit Ausnahme von zwei Jahren stets Aktionärswert geschaffen (vgl. Grafik Rentabilität). Im Vergleich zu den Konkurrenten war die Kapitalrendite von Holcim höher und stabiler, wie der Finanzchef in Grafiken aufzeigte.

Zentrales Element, um den ROIC weiter zu steigern, wird eine bessere Nutzung der bestehenden Produktionsstandorte sein. Die seit dem Jahr 2000 aufgebaute globale  Präsenz erlaube es Holcim nunmehr, betonte der designierte Finanzchef von LafargeHolcim, mehrere Jahre ohne bedeutende Erweiterungen zu wachsen. Für 2015 sind für Ausbau und Modernisierung der Anlagen nur noch 1,5 Mrd. Fr. vorgesehen, nach 1,9 Mrd. in diesem und 2,2 Mrd. im vergangenen Jahr.

Nach 2015 fällt der Bedarf sogar auf 1,1 bis 1,3 Mrd. Fr. pro Jahr. Die mangelnde Nutzung ist eines der Kernprobleme der Branche: Die Überkapazitäten von derzeit 24% werden in den kommenden zwei Jahren nur allmählich abgebaut. Holcims eigenes Ziel ist, die Auslastung von 67% (2013) auf 75 bis 85% zu steigern.

Dadurch bleibt mehr Cash übrig. Laut Aebischer gibt es vier Prioritäten, die Mittel einzusetzen: Stärkung der Bilanz, organisches Wachstum, Akquisitionen, höhere Ausschüttung an die Aktionäre, namentlich über Dividenden. Holcim, schloss der CFO seine Ausführungen, sei das am besten positionierte Sektorunternehmen. So dürfte die Frage, ob das geplante Fusions-Umtauschverhältnis von eins zu eins die Holcim-Aktionäre nicht benachteilige, für Diskussionen sorgen.

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