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14:48 Uhr - 09.04.2015

Emilys Freund

CEO Torsten Müller-Ötvös führt Rolls-Royce Motor Cars seit 2010 von Erfolg zu Erfolg.

Ein Chalet in den Schweizer Alpen, Kunstwerke, Juwelen, Jachten: Das ist die Konkurrenz von Rolls-Royce, zumindest in den Augen von Torsten Müller-Ötvös, dem CEO der britischen Luxusmarke. Automobile anderer Hersteller zählen nicht – sie kauft man sich nach Bedarf dazu. Die Kundschaft verfüge über Garagen, die an wohl sortierte Kleiderschränke erinnerten, pflegt der Geschäftsführer der 1904 von Charles Rolls und Henry Royce gegründeten Firma in Interviews zu sagen.

Müller-Ötvös lenkt die Geschicke von Rolls-Royce seit April 2010. Seine Erfolgsbilanz lässt sich sehen: Seit fünf Jahren reiht der Hersteller im Absatz eine Bestmarke an die andere. 4063 Exemplare wurden letztes Jahr an Kunden  in aller Welt übergeben, von keiner Filiale mehr als von Rolls-Royce Motor Cars Abu Dhabi. Dass Reichtum die facettenreiche Klientel verbindet, ist bekannt, dass ein Zehntel der Kundschaft weiblich ist, eher weniger.

Im Jahr 2003 – dem ersten unter der operativen Führung der BMW (BMW 115.25 1.77%) Group, die Rolls-Royce von Grund auf neu aufgebaut hatte – waren es nur 300. Seither ist der Absatz um durchschnittlich mehr als ein Viertel pro Jahr gestiegen. Weiteres Wachstum ist absehbar, doch kann und will Rolls-Royce ein derart hohes Tempo nicht aufrechterhalten.

Markenpflege, Produktmanagement und Marketing zählen zu den Stärken des Rolls-Royce-CEO. Innerhalb der BMW Group wird er unter anderem wegen seines Gespürs für Traditionsmarken geschätzt. Dieses Talent hatte der 1960 geborene Hobbysegler und -fliegenfischer schon bei Mini genutzt: Image und Positionierung der ebenfalls zur BMW Group gehörenden Kleinwagenmarke tragen im Wesentlichen seine Handschrift.

Der deutsche Staatsbürger arbeitet seit 26 Jahren für den Münchener Konzern. Wiederkehrende Themen auf seinem Karriereweg waren Markenstrategie, Produktstrategie, Marketing und Trendforschung. Die Anfrage, CEO von Rolls-Royce zu werden, habe er nicht überschlafen müssen. Zu gross war die Strahlkraft von Emily – der berühmten Kühlerfigur, die offiziell Spirit of Ecstasy (Geist der Verzückung) heisst und 1910 nach Schauspielerin Eleanor Velasco Thornton modelliert wurde.

Und nun gedenkt Müller-Ötvös, Emily durch den Schmutz zu ziehen. Nicht im negativen Sinne, sondern wortwörtlich: Rolls-Royce baut ein SUV, ein geländegängiges Gefährt im Stil eines Range Rover oder Porsche Cayenne, nur luxuriöser. Der in einem offenen Brief publizierte Entscheid fiel im Februar. In drei Jahren soll es marktreif sein. Doch eine Wachsjacke muss sich Emily deswegen nicht über ihr wehendes Kleid ziehen: SUV werden kaum je abseits der Strasse genutzt, schon gar nicht die noblen, von denen es immer mehr gibt und immer mehr geben wird.

Selbst im Luxussegment geht es heute kaum mehr ohne: Bentley will schon nächstes Jahr ein SUV lancieren, und auch Lamborghini, wie Bentley Teil von Volkswagen (VOW 247 -0.8%), plant eines. SUV sind eines der am schnellsten wachsenden Segmente im Automobilmarkt, und auch die Zahl der Reichen und Superreichen wird weiter steigen. Für einen Rolls-Royce, der «jedes Terrain durchfahren kann», spricht somit einiges. Auch die Aussicht auf neue Bestmarken im Absatz. Als Freund von Emily wird Müller-Ötvös nichts unversucht lassen, dies zu erreichen. Mit einem Vorbehalt: Rolls-Royce muss exklusiv bleiben.

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