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16:58 Uhr - 22.08.2014

Japanifizierung der Eurozone

Die Zinsen in der Eurzone sinken weiter. Verantwortlich ist ein besorgniserregender Kollaps der Inflationserwartungen.

Die Zinsen in der Eurozone fallen immer weiter. Die langfristigen deutschen Staatsanleihen rentieren seit letzter Woche unter 1%. Auch die Marktzinsen für Obligationen der Peripheriestaaten sind auf ein Allzeittief gefallen: Zehnjährige spanische Staatsanleihen rentieren nur noch 2,3%.

Beobachter wie Nobelpreisträger Paul Krugman warnen vor einer «Japanifizierung» der Eurozone und meinen damit die Gefahr einer langanhaltenden Deflation und wirtschaftlicher Stagnation. Das Eintrüben der Konjunkturerwartungen sieht man im Vergleich deutscher und amerikanischer Renditen. Seit Anfang Jahr hat sich die Differenz der Renditen deutlich ausgeweitet.

zoomBesonders kritisch ist der Kollaps der Inflationserwartungen in der Eurozone. Lange galten sie in der Sprache der Europäischen Zentralbank (EZB) «fest verankert», doch dieser Anker löst sich. So ist in inflationsgeschützten Anleihen nur noch eine Inflationsrate von 1,3% eingepreist – Anfang Jahr waren es noch 1,8%. Die Markterwartungen für die Inflation sind besonders seit Juli markant gefallen.

Die EZB steht nun unter Zugzwang, ein Programm zum Kauf von Wertschriften (Quantitative Easing, QE) zu starten. Forderungen danach kann sie kaum mehr mit Verweis auf stabile Inflationserwartungen abwehren. Um einem japanischen Szenario zu entgehen, reichte es nicht aus – wie bisher von der EZB angedacht –, den Markt für Verbriefungen von Unternehmenskrediten (ABS) zu stärken. Auch wenn klar scheint, dass die EZB die Wirkung der neuen, für September geplanten Spezialfinanzierung für Banken (TLTRO) abwartet: Die Dringlichkeit eines umfangreicheren Liquiditätsschubs à la Fed oder Bank of Japan hat zugenommen.

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