Zurück zur Übersicht
13:48 Uhr - 02.11.2020

Die Grundstimmung für Bitcoin bleibt positiv

In den vergangenen Wochen hat der Bitcoinpreis weiter an Fahrt gewonnen und ein neues Jahreshoch erreicht.

Für viele Menschen scheint 2020 ein verflixtes Jahr zu sein. Nicht so für die Kryptowährung Bitcoin (Bitcoin 13366.792957 -1.79%): Ihr Preis ist im Jahresverlauf in Dollar um 90% auf weit über 13’000 $ gestiegen und hat damit Gold (Gold 1887.56 0.46%) (+24%) deutlich geschlagen.

Diese Entwicklung wird durch die positive Grundstimmung am Kryptomarkt und steigende Handelsvolumen gestützt. Die Chancen, dass die Outperformance von Bitcoin anhält, stehen vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung des Lebens gut.

Am 30. November wird die bekannteste Kryptowährung ihr zwölfjähriges Bestehen feiern. An diesem Tag publizierte Satoshi Nakamoto das Bitcoin-Paper unter dem Titel «Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System». Noch befindet sich Bitcoin in den Kinderschuhen.

Wahlen ohne Auswirkungen

Ursprünglich waren sich die Finanzmarktakteure einig – ein Sieg von Amtsinhaber Donald Trump wäre gut für die Märkte und eine Niederlage verheerend. Die Anleger haben sich in den vergangenen Monaten mit Absicherungen eingedeckt und warten die Wahlresultate ab. Die Finanzmärkte sind ein reflexives System – Anleger sind gleichzeitig Beobachter und Teilnehmer des Marktes. Wenn alle die gleiche Markterwartung haben und entsprechend positioniert sind, kann sie überhaupt noch eintreffen?

Simpler verhält es sich mit den Implikationen für den Bitcoinpreis. Unabhängig vom Resultat der US-Wahlen wird die Dollargeldmenge in den nächsten Jahren massiv steigen. Diese Entwicklung wird sich früher oder später auch in weiteren Fiat-Währungen abzeichnen. Schutz finden Anleger in harten Vermögenswerten, wo das Angebot limitiert ist. Bitcoin offeriert den Investoren die Sicherheit, dass die Gesamtmenge des digitalen Goldes auf 21 Mio. Einheiten limitiert ist. 

Der Kryptomarkt bleibt optimistisch

Der sogenannte Crypto Fear & Greed Index, der mit einer simplen Zahl die Emotionen und das Sentiment des Kryptomarktes misst, schwankte in den letzten Wochen zwischen Gier und extremer Gier. Das Sentiment bleibt also «bullish». Mögliche Gründe dafür gibt es viele: die neuen Jahreshöchstkurse, das steigende Handelsvolumen, zunehmende Inflationsangst, immer bizarrere monetäre Experimente der Zentralbanken und die steigende Akzeptanz von Bitcoin.

Am 15. April erhielten die US-Bürger vom Staat einen Check über 1200 $. Kurze Zeit später vermeldeten viele Retail-Trading-Plattformen für Aktien wie auch Kryptowährungen Einlagen in dieser Höhe. Diese Helikoptergeld-Aktion scheint auf den ersten Blick für die pandemiegebeutelte Wirtschaft das Richtige zu sein. Aber sie erhöht die Inflationsgefahr.

Jüngst hat das Digital-Asset-Unternehmen Xapo die grösste Bitcointransaktion der Geschichte vollzogen: 88’857 Einheiten Bitcoin zu einem Marktwert von 1,2 Mrd. $ wurden mit einer Kommission von 0,00027847 Einheiten Bitcoin (Marktwert: 3.70 $) transferiert. Diese Zahlung demonstriert das enorme Potenzial von Bitcoin und Digitalwährungen im Allgemeinen im Vergleich zu der existierenden Finanzmarktinfrastruktur.

Jamie Dimon – vom Saulus zum Paulus

Noch vor einigen Jahren verteufelte JPMorgan-CEO Jamie Dimon Bitcoin. Nun wird JPMorgan langsam zu einer Kraft im Digital-Asset-Ökosystem mit der ConsenSys-Kollaboration und dem kürzlich lancierten JPM Coin – einem Dollar-Stablecoin innerhalb des JPMorgan-Ökosystem für das unmittelbare Settlement von Dollarbeträgen. Zudem bestätigte JPMorgan in einem Kommentar das asymmetrische Aufwärtspotenzial von Bitcoin aufgrund des hohen Interesses von Millennials und der überlegenen Alternativen zu physischem Gold. Bitcoin –  das digitale Gold für eine digitale Welt.

Der globale Online-Bezahldienst PayPal (PYPL 186.13 -4.57%) öffnet Bitcoin als Zahlungsmittel für seine Nutzer. PayPal zählt über 300 Mio. Nutzer und über 25 Mio. Händler, die in naher Zukunft im geschlossenen System von PayPal mit Bitcoin und weiteren digitalen Vermögenswerten bezahlen können.

Der breiteren Anwendung von Bitcoin steht nach wie vor die mangelnde Benutzerfreundlichkeit im Wege. Doch mit dem Bekenntnis von PayPal zu Bitcoin als Zahlungsinstrument wird der Zugang simpler, und die Adaption beschleunigt sich.

Vor Kursrückgang?

Die Summe aller offenen Positionen (Open Interest) am Markt für Bitcoin-Futures ist im laufenden Jahr bereits zum dritten Mal auf über 5 Mrd. $ gestiegen. Ein höhere Anzahl Kontrakte an Marktplätzen bedeutet ein grösseres Interesse und somit zunehmende Akzeptanz als Anlageklasse, kann aber kurzfristig auch ein Warnsignal sein. Die beiden letzten Male, als so viel über Futures spekuliert wurde – im Februar und März –, folgte jeweils ein starker Kursrückgang.

Zu Beginn des Jahres waren BitMex und OKEx die dominanten Futures-Börsen mit einem kombinierten Marktanteil von  über 60%. Die Reifung des Kryptoderivatmarktes wie auch regulatorische Massnahmen gegenüber einzelnen Marktplätzen haben das Oligopol gesprengt. Die Chicago Mercantile Exchange (CME) ist aktuell der zweitgrösste Handelsplatz nach OKEx für Bitcoin-Futures. Die offenen Positionen an der CME belaufen sich auf 800 Mio. $, da mehr Kapital auf die professionelle Handelsplattform fliesst.

Bitcoin im Portfolio reduzieren Risiko

Der Vorstoss auf Platz zwei der CME erhöht die Chance auf einen baldigen kotierten Fonds (Exchange Traded Fund, ETF) auf Bitcoin. Die Marktdominanz von unregulierten Kryptoplattformen war den Regulatoren immer ein Dorn im Auge – und die Hauptbegründung für die Ablehnung eines Bitcoin-ETF. Die CME hat ihren Ursprung in den traditionellen Finanzmärkten und etabliert sich nun zunehmend als die professionelle Handelsplattform für Kryptoderivate, was dem Regulator klar signalisiert, dass der Kryptomarkt reif für einen Bitcoin-ETF ist.

Das Wachstum der CME-Bitcoin-Futures ist auch ein klares Zeichen für das zunehmende Interesse von institutionellen Anlegern an Bitcoin. Bereits eine kleine Bitcoinallokation verbessert statistisch das Rendite-Risiko-Profil des Gesamtportfolios. Ein Portfolio mit Bitcoin hat eine höhere erwartete Rendite bei geringerem Risiko als dasselbe Portfolio ohne Bitcoin.

Die Meinung des Autors muss nicht mit derjenigen der Redaktion übereinstimmen.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.