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18:11 Uhr - 05.04.2018

SNB will keinen Krypto-Franken

Andréa Maechler, Direktoriumsmitglied der Schweizerischen Nationalbank, erteilt digitalem Zentralbankgeld eine Absage. Doch die Blockchain habe Potenzial.

«Bitcoin ist in aller Munde, und der Hype um sogenannte Kryptowährungen ist gross», sagte Andréa Maechler, Mitglied des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank, am Geldmarkt-Apéro am Donnerstag in Zürich. Und sie stellte klar, dies sei «keine echte Konkurrenz für die traditionellen Währungen».

Unter Stichworten wie Krypto-Franken oder E-Franken werde gegenwärtig digitales Zentralbankgeld für die breite Bevölkerung diskutiert, stellte Maechler fest. Die SNB sei jedoch überzeugt, dass private Lösungen besser geeignet seien. «Digitales Zentralbankgeld für die breite Bevölkerung ist nicht nötig, um einen effizienten bargeldlosen Retail-Zahlungsverkehr zu gewährleisten.»

Risiko für die Finanzstabilität

Denn damit wären kaum Vorteile verbunden. Es entstünden aber unkalkulierbare Risiken im Bereich der Finanzstabilität: Das bewährte zweistufige System – die Rollenteilung zwischen Zentralbank und Geschäftsbanken – würde in Frage gestellt.

Statt wie heute als Bank der Banken zu operieren, träte die SNB gegenüber den Endkunden als Geschäftsbank auf. «Damit würde in Krisenzeiten die Bank-Run-Problematik verschärft», warnte Maechler gemäss Redetext. Auch der internationale Vergleich zeige: Keine Zentralbank habe bis anhin eine solche Lösung umgesetzt.

Kein wertstabiles Zahlungsmittel

Geld müsse mehrere fundamentale Funktionen erfüllen, führte Maechler aus. Es müsse als Tauschmittel in der Wirtschaft einsetzbar sein und damit als Zahlungsmittel breit akzeptiert werden. Zudem sollte es als stabile Recheneinheit für den Wert der getauschten Waren und Dienstleistungen dienen. Und es sollte auch als langfristiges Wertaufbewahrungsmittel Verwendung finden, beispielsweise um zu sparen.

«Kryptowährungen wie Bitcoin, von denen heute jedermann spricht, erfüllen diese Funktionen nicht oder nur unzureichend», folgerte Maechler. Sie seien «eher ein spekulatives Anlageinstrument als ein wertstabiles Zahlungsmittel».

Die Blockchain hat Potenzial

Potenzial habe hingegen die den Kryptowährungen zugrundeliegende Technologie: die sogenannte Distributed-Ledger-Technologie, kurz DLT, oft auch als Blockchain bezeichnet.

Das gelte besonders für die Finanzmarktinfrastruktur, das «Rückgrat unseres Finanzsystems», mit den Handelsplattformen, der Wertschriftenabwicklung und den Zahlungssystemen. Maechler wies darauf hin, dass eine der gesetzlichen Aufgaben der SNB darin besteht, das Funktionieren bargeldloser Zahlungssysteme zu erleichtern und zu sichern.

Systeme müssen widerstandsfähig sein

Potenzial für mehr Effizienz sieht Maechler etwa in der Wertpapierverwahrung und im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr – Letzterer sei im Vergleich zum inländischen Zahlungsverkehr intransparent, langsam und kostspielig. Generell begrüsse die SNB Innovationen, die die Effizienz der Prozesse erhöhten.

Doch Maechler schränkt ein: «Effizienzgewinne dürfen nicht zulasten der Verfügbarkeit und der Widerstandsfähigkeit der Systeme und der Integrität der Daten gehen.» Es gebe auch Wege für eine Koexistenz von bestehenden und neuen Lösungen.

Ein verlässliches Fundament

Im systemisch wichtigen bargeldlosen Zahlungsverkehr zwischen Banken spiele die SNB eine aktive Rolle, indem sie ein verlässliches Fundament gewährleiste, sagte Maechler. Künftige Systeme, die auf der Distributed-Ledger-Technologie basierten, müssten auf die eine oder andere Art mit diesem verlässlichen Fundament verbunden sein.

Zum Krypto-Franken lautet Maechlers Fazit: «Wenn der bargeldlose Zahlungsverkehr effizient und innovativ ist, braucht es auch kein digitales Zentralbankgeld.»

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