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13:15 Uhr - 28.04.2015

Geberit stärker gebremst als gedacht

Der Kauf der finnischen Gesellschaft Sanitec hinterlässt deutliche Spuren im Quartalsabschluss des Sanitärspezialisten.

Es war zu erwarten, dass Geberit (GEBN 339.5 -6.45%) das stürmische Wachstumstempo des Vorjahres nicht mehr halten kann. Dafür haben ausser der vielerorts trägen Baukonjunktur der «Frankenschock» vom Januar sowie die Integration und die Konsolidierung der finnischen Sanitec gesorgt. Allerdings sind die Bremsspuren etwas ausgeprägter ausgefallen als ursprünglich erwartet worden war. Sanitec wurde für die Monate Februar und März konsolidiert.

Der Umsatz stieg knapp 15% auf 636,6 Mio. Fr. Bereinigt um Akquisitions- und Währungseffekte bleibt ein Wachstum von 2%. Stark entwickelt hat sich die Region Nahost/Afrika mit einem Zuwachs um 22,4% (organisch, in Lokalwährungen). Die dominante Verkaufsregion Europa steigerte die Verkäufe dagegen lediglich 1%. Sanitec hat 123,6 Mio. Fr. zum Umsatz beigetragen.

Einmaleffekte

Ertragsseitig haben negative Effekte aus der Sanitec-Akquisition, Währungsverluste sowie ein in der Schweiz gewährter Währungsrabatt von 10% zu rückläufigen Entwicklungen geführt. Die Akquisitionseffekte belasteten das Ergebnis auf der operativen Stufe mit 10,8 Mio. Fr. und im Nettoergebnis mit 14,5 Mio. Fr. Es resultierte ein Gewinn von 120,6 Mio. Fr., 15% weniger als vor Jahresfrist. Die Margen haben sich zwar erwartungsgemäss zurückgebildet, blieben aber auf einem weiterhin hohen Niveau. Bereinigt um die Transaktions-, Integrations- und Finanzierungskosten ergab sich im Ebit ein Rückgang von nur 0,4% und im Gewinn von 4,8%.

Die Spuren sind auch in der Bilanz deutlich: Weil die Bilanzsumme Ende März fast 50% höher lag als zum Jahresende 2014 und das Eigenkapital leicht gesunken ist, schrumpfte die Eigenkapitalquote auf 44,6%. Und aus der Nettoliquidität von 739,2 Mio. Fr. ist bis Ende März eine Nettoverschuldung von 648,9 Mio. Fr. geworden.

Der Ausblick für das ganze Jahr fällt durchzogen aus. Für Europa insgesamt erwartet Konzernchef Christian Buhl in der Bauwirtschaft ein rückläufiges Volumen. Allerdings sind von Land zu Land sehr unterschiedliche Verhältnisse absehbar. Eine positive Entwicklung sieht er vor allem in den wichtigsten Märkten Deutschland und Schweiz, wie auch in Grossbritannien und Polen. In Fernost/Pazifik wird der rückläufige Trend in China anhalten. Der mittlere Osten und Südafrika sollten sich positiv entwickeln, in Nordamerika ist dagegen nicht mit einer wesentlichen Beschleunigung zu rechnen.

Viele Unwägbarkeiten

Zu diesen konjunkturellen Unwägbarkeiten kommen die noch nicht genau bezifferbaren Integrationskosten für Sanitec sowie die kaum prognostizierbare Währungsentwicklung hinzu. Die Gewinnschätzung ist für 2015 deshalb mit hohen Unsicherheiten behaftet. «Finanz und Wirtschaft» rechnet mit einem Rückgang in der Grössenordnung von 6% auf 12.50 Fr. je Aktie. Die Börse hat entsprechend negativ reagiert und Geberit deutlich zurückgestuft. Trotz des Kursrückgangs sind die Titel mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 27 hoch bewertet. Da Geberit in einer längeren Frist jedoch attraktiv bleiben, können allfällige weitere Kursrückschläge für Zukäufe genutzt werden.

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