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12:14 Uhr - 12.08.2015

Auffällige Bewegungen in Cytos

Die Valoren von Cytos reagieren mit einem Kurssprung auf eine neue Lizenzvereinbarung. Bereits am Dienstag hatten die Titel bei ungewöhnlich hohem Volumen deutlich zugelegt.

In die Aktien des Zürcher Biotechnologieunternehmens Cytos (CYTN 0.59 18%) ist wieder Bewegung gekommen. Die Titel haussierten im frühen Handel in der Spitze bis zu 30% bei anhaltend hohem Volumen. Bis 11 Uhr wurden bereits über 4 Mio. Aktien gehandelt. Das entspricht dem 15fachen Tagesumsatz in der vergangenen Woche. Derzeit notieren Cytos um 0.60 Fr.  Noch im März wurden sie zu 1.60 Fr. gehandelt.

Hintergrund dieses jüngsten Kurssprungs war eine am Mittwochmorgen publizierte Mitteilung des Unternehmens, die unter Anlegern wieder für Hoffnungsschimmer sorgte. Gemäss dieser erlaubt Cytos der amerikanischen Gesellschaft Checkmate Pharmaceuticals unter anderem exklusiv die Nutzung der virusähnlichen Plattform sowie des Medikaments CYT003 zur Behandlung von allergischem Asthma. Im Rahmen dieser Lizenzvereinbarung könnten Meilensteinzahlungen von bis zu 90 Mio. $ sowie allenfalls Lizenzgebühren bis zu einer zweistelligen Prozentzahl auf dem Nettoverkaufserlös von erfolgreich entwickelten Produkten fliessen, wie es in der Mitteilung weiter heisst. Allerdings dürfte es einige Monate dauern, bis Geld in die Kassen von Cytos fliesst.

«Keine plausible Erklärung»

Auffallend ist, dass bereits am Vortag die Aktien bei ebenfalls deutlich erhöhten Handelsvolumina knapp 10% zugelegt hatten. Diese Bewegung könnte ein Indiz sein, dass einige Anleger bereits im Vorfeld des Cytos-Deals Kenntnis davon hatten und diesen Insidervorsprung an der Börse ausnutzten. Cytos kann die Marktbewegungen vom Dienstag «nicht plausibel erklären», wie Finanzchef Harry Welten auf Anfrage sagt.  «Wenn man einen Blick auf die vergangenen Monate wirft, ist es aber immer wieder vorgekommen, dass die Aktien mit sehr hohen Volumen gehandelt wurden. Unser Aktionariat besteht aus mehreren tausend Privatanlegern. Sollten nur einige von ihnen ‘Bestens’-Aufträge aufgeben, wirkt sich das spürbar auf den Aktienkurs aus», sagt Welten.

Die Börsenbetreiberin SIX Swiss Exchange wollte sich zum Verdacht auf Insiderhandel nicht äussern. «Zu Einzelfällen können wir keine Stellung nehmen. Der Handel wird von uns genau überwacht. Bei Verdacht auf Verletzung von Strafnormen wie zum Beispiel Insiderhandel werden die entsprechenden Daten an die zuständigen Behörden wie Finma und Bundesanwaltschaft weitergeleitet», sagt SIX-Sprecher Stephan Meier.

Zweifel am Befreiungsschlag

Cytos stand im vergangenen Jahr kurz vor der Pleite. Das Unternehmen hatte voll auf die Wirksamkeit eines Asthmamedikaments gesetzt, konnte aber dessen Wirksamkeit nicht nachweisen. Daraufhin musste die Gesellschaft ihre operative Tätigkeit herunterfahren.

Im März dieses Jahres stimmten die Cytos-Aktionäre schliesslich einer Kapitalerhöhung zu, nachdem das Unternehmen eine Wandelanleihe nicht hatte zurückzahlen können. Seither ist Cytos schuldenfrei. Gemäss einer Vereinbarung verzichten die Gläubiger auf sämtliche Ansprüche und erhalten im Gegenzug Geld aus Lizenzvereinbarungen von Cytos mit Novartis (NOVN 99.25 -1.73%) und der US-Gesellschaft OnCore.

Ob das Abkommen mit Checkmate der grosse Befreiungsschlag ist, wird im Markt allerdings bezweifelt. Es sei dem Unternehmen zwar hoch anzurechnen, dass eine weitere Lizenzvereinbarung ausgehandelt werden konnte. Es dürfte aber lange dauern, bis Erträge fliessen – falls überhaupt, zitiert die Nachrichtenagentur AWP einen Kommentar von wirtschaftsinformation.ch. Das Gleiche gelte für ein Lizenzabkommen im Zusammenhang mit der Plattform zur Entwicklung von Hepatitis-B-Medikamenten. Im März sprach Cytos hier von möglichen Erträgen im Umfang von 500 Mio $. Abgesehen davon scheine man am Sitz in Schlieren ohnehin eine andere Zukunft für das Unternehmen zu sehen. «Wir wollen eine bereinigte Cytos frei von Schulden als Transportmittel zur Verfügung stellen – für jemanden, der an die Börse will», hatte Finanzchef Welten im Frühjahr noch gesagt.

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