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13:45 Uhr - 03.12.2014

«Aktien, what else», sagt die St. Galler KB

Aktien für die Performance und Obligationen für die Stabilität – mit dieser Strategie geht die St. Galler Kantonalbank ins neue Anlagejahr. Für Aktien wird ein gutes, aber volatiles Jahr erwartet.

Konjunktur, Notenbanken und mangelnde Alternativen sind für die St. Galler KB die Stichworte, dass Aktien auch im kommenden Jahr die attraktivste Anlageklasse sein werden. Konjunktur, weil die USA an Stärke gewinnt, ohne dabei Gefahr zu laufen, in eine gefährliche Lohn-Preis-Spirale zu geraten.

«Fed-Chefin Janet Yellen hat gegenwärtig einen ruhigen Job», sagt CIO Thomas Stucki am Medientreffen zum Jahresausblick. Unter den Notenbanken wird besonders die Europäische Zentralbank mit ihrer noch expansiver werdenden Geldpolitik für Musik sorgen, und je länger die Zinsen in Europa um null pendeln und die Risikoprämien der Zinspapieren sinken, desto grösser wird die Anlagenot. «What else?» – vor dieser Frage steht nicht nur die St. Galler KB, sondern generell die Finanzindustrie, die einen gewaltigen Anlagebedarf hat; Notenbanken eingeschlossen, wie Strategin Caroline Hilb-Paraskevopoulos ergänzt.

«Aktien bevorzugen» ist einer der traditionell fünf Thesen des Instituts, das dieses Jahr die Privatbanktochter Hyposwiss voll integriert hat. Die Anlageklasse Aktien bietet laut St. Galler KB für das nächste Jahr eine erwartete Gesamtrendite von 7 bis 8% mit einem, wie in diesem Jahr, wechselvollen Verlauf.

Europa steht nicht so schlecht da

Anders als in den meisten Jahresausblicken, die in diesen Wochen wie eine Flut über Medien und Anleger hereinbrechen, stellt St. Galler KB dem europäischen Kontinent kein allzu schlechtes Zeugnis aus. «Die Lage ist weniger schlecht als die Erwartungen am Markt», meint Thomas Stucki. Beispielsweise würden die Besserungstendenzen am spanischen Arbeitsmarkt und allgemein in der spanischen Wirtschaft, die für Europa nicht unerheblich ist, zu wenig zur Kenntnis genommen.

Für Deutschland, aber auch für Frankreich, sieht er auch 2015 ein bescheidenes Wachstum voraus, angetrieben durch die Schwäche des Euros zum Dollar, die erst im neuen Jahr auf die Realwirtschaft durchschlagen werde. Stucki kann sich deshalb vorstellen, dass im Jahresverlauf an den Aktienmärkten das Pendel zugunsten von Europa ausschlagen werde.

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Schweiz wie gehabt

Der konjunkturelle und zinspolitische Graben zwischen den USA und Europa weitet sich aus. Eine Überraschung ist das keineswegs, die wachsende Kluft werde später, frühestens 2017, wenn die EZB mit den Zinsen nachziehen müsse, zum Knackpunkt. Die Zinswende in den USA – neben der Vorliebe für Aktien die These Nummer zwei der St. Galler KB –, ist in den Kursen eskomptiert, ebenso das Stillhalten in Europa.

Die SNB (SNBN 1080 1.98%) bleibt der 0%-Zinspolitik und der Untergrenze von 1.20 Fr./€ treu, heisst die dritte These. «Die Zinsen in der Scheiz werden in Frankfurt gemacht», sagt Stucki dazu. Eher aufhorchen lässt These vier: Dem Greenback wachsen keine Flügel. Eine Euro-Dollar-Parität für den Dollar steht für den CIO ausser Diskussion. Halte man sich vor Augen, wie rasch der Wind an den Devisenmärkten kehren kann, müsse man mit der allseits vertretenen Prognose eines weiter steigenden Dollars vorsichtig sein. Den Dollarkurs veranschlagt er per Ende 2015 auf 0.96 bis 1.25 Fr. resp. 1.22 bis 1.27 zum Euro.

Eher wieder Konsens ist die fünfte These: Wenn Gold (Gold 1206.9 0.75%), dann Schmuck. Dem Goldpreis fehlten die positiven Treiber, keine Inflationsängste und keine Anzeichen einer «grossen» Krise. zusätzlich werde der Goldpreis durch die Aussicht auf höhere Zinsen in den USA belastet.

Präferenz für Technologie und Finanzen

Im Referenzportfolio der St. Galler KB findet man weder Gold noch Rohstoffe. Es verteilt sich auf 50% Aktien – «für die Performance», wie Strategin Hilb erklärt –, auf 45% Obligationen – «für die Stabilität» – und 5% Liquidität. Aktienseitig werden die Sektoren Technologie und Finanzen favorisiert, regional die USA, aber mit wachem Auge für einen Favoritenweschel zugunsten von Europa. Schweizer Aktien profitieren von der Dollarstärke, Emerging Markets werden vorsichtig beurteilt.

Im Bondportfolio haben mit 67% Frankenpapiere den Vorrang, vor Euroanleihen mit 11%. Den Rest bestreiten Emerging Markets und US-High-Yields, aber beide gehedgt. Wie Thomas Stucki betont, rechtfertigt sich das Eingehen von Risiken bei Aktien. «Die kann man jederzeit verkaufen». Nicht aber bei Papieren wie Coco-Bonds oder nachrangigen Anleihen, die zwar geringfügig mehr Rendite versprechen, «aber im Notfall illiquide sind».

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