Zurück zur Übersicht
15:15 Uhr - 23.03.2018

Interroll ist kaum zu stoppen

Der Spezialist für Förderlogistik ist sehr gut positioniert. Ein Fragezeichen für 2018 sind steigende Rohmaterialkosten.

 

Ein standesgemässes Jubiläum: Zwanzig Jahre nach dem Gang an die Börse weist Interroll (INRN 1488 -10.04%) die besten je erreichten Leistungswerte aus. Ein Ende des ­hohen Wachstums ist nicht abzusehen.

Doch an der Börse nahmen Inves­toren am Freitag erst mal Kursgewinne mit: Die ­Aktien büssten bis zu 10% ein.

Das Unternehmen ist spezialisiert auf Komponenten und Lösungen für Stückgutförderung. Dazu zählen Förder- und Sortieranlagen, Förderrollen, Motoren und Antriebe sowie Fliesslager. Vor zwei Jahrzehnten war Interroll mit 200 Mio. Fr. bewertet. Nun sind es trotz Kurskorrektur sechs Mal mehr.

Hohes Wachstum – niedrigere Marge

Vor allem in den vergangenen fünf Jahren hat das in Sant’Antonino im Kanton Tessin domizilierte Unternehmen kräftig expandiert. Das Management investierte viel, sei es in die Präsenz in den USA und in Asien, in die Stärkung von Marke und Kundenbindung, sowie in neue Produkte, etwa eine Plattform, die der Kunde nach dem Lego-Baukastenprinzip seinen ­Bedürfnissen anpassen kann.

Die Kunden sind Systemintegratoren wie Dematic, Vanderlande und Siemens (SIE 102.3 -0.93%). Interroll ­bearbeitet im Marketing aber auch – ähnlich wie Geberit (GEBN 420.4 -0.78%) es mit Erfolg tut – zunehmend Kunden der Kunden, zum Beispiel Amazon (AMZN 1533.46 -0.74%), Red Bull, Procter & Gamble (PG 76.8954 0.64%) und UPS (UPS 104.71 0.25%).

Auch im vergangenen Jahr ist Interroll in Bezug auf Auftragseingang und Umsatz etwa doppelt so rasch wie der Markt für Materialhandhabung gewachsen. Wie vor Jahresfrist angekündigt, wurde die Betriebsgewinnmarge durch 5 Mio. Fr. höhere Kosten für Forschung und Entwicklung geschmälert.

«Der Markt brummt»

Der Gewinn profitierte von einem günstigen Steuereffekt in den USA, sodass eine etwas höhere Dividende ausbezahlt wird. Die Rendite auf der Ausschüttung bleibt aber bescheiden.

CEO Paul Zumbühl beurteilt die Grundstimmung der über 28 000 Kunden als anhaltend positiv: «Der Markt brummt.» Interroll profitiert von einer kräftig wachsenden Nachfrage aus dem Lebensmittelsektor, von Flughafenbetreibern, Postverteilzentren und Expressdiensten. Ein grosser Wachstumstreiber ist der elektronische Handel.

Auch das Thema Automation und Digitalisierung ist Interroll seit geraumer Zeit vertraut. Das Unternehmen hilft den Kunden mit seinen Produkten, Zeit und Geld zu sparen. Auch in der eigenen Produktion werden zunehmend Roboter eingesetzt.

Für 2018 rechnet Zumbühl mit einer «robusten» Steigerung von Bestelleingang und Umsatz. Da Aufträge zum Teil kurzfristig hereinkommen, wollte der CEO keine präzise Prognose liefern.

Finanzanalysten gehen von einem 9% höheren Umsatz von 490 Mio. Fr. aus. Da Interroll erneut 5 Mio. Fr. mehr für Forschung und Entwicklung auszugeben plant, wird sich die Marge nicht sprunghaft erholen.

Qualität kostet

Hinzu kommt die laut dem CEO angespannte Rohmaterialsituation. Die Verfügbarkeit sei jeden Tag eine Herausforderung, die Beschaffungspreise steigen.

Die vielen Vorzüge von Interroll – dazu zählt auch eine sehr robuste Bilanz – spiegelt sich in einer stolzen Bewertung. Selbst nach der Korrektur vom Freitag beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis hohe 29 für 2018.

Seit Anfang 2015 entwickeln sich die Aktien im Gleichschritt mit den Papieren des Lagerlogistikers Kardex (KARN 127 0%). Diese notieren im Vergleich mit einem Discount von etwa 20% und locken mit einer Dividendenrendite von fast 3%. Mit Blick auf die globale Präsenz dürfte Interroll auf Dauer jedoch besser dastehen.

 

Die komplette Historie zu Interroll finden Sie hier. »

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.