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15:16 Uhr - 05.02.2015

Schweiz behauptet ihre Leader-Rolle

Unser Land weist die grössten Struki-Vermögen auf und besitzt mit den Metaplattformen ein neues Exportgut.

Der Markt für strukturierte Produkte entwickelt sich sehr dynamisch – auch wenn die Volumen im Jahresvergleich vor allem volatilitätsbedingt tiefer liegen. Das wird aus dem Bericht für das dritte Quartal 2014 ersichtlich, den Eusipa, die Schirmgesellschaft der europäischen Verbände für strukturierte Produkte, im Dezember veröffentlicht hat. Die Börsen in Österreich, den Niederlanden, Frankreich, Deutschland, Italien, Schweden und der Schweiz verzeichneten ein Volumen von insgesamt 26,1 Mrd. € – zwei Drittel davon in Hebelprodukten.Mit Struki zum Ziel Dieser Artikel wird in der FuW-Sonderbeilage «Strukturierte Produkte» erscheinen. In der Beilage finden Sie unter anderem Beiträge zu den folgenden Themen: Gibt’s ein Leben ohne Struki? – Rendite trotz Nullzinsen – Was, wenn die Barriere fällt? – Asymmetrisch ins Glück – Der grosse Plattformenvergleich – Zur Innovation verpflichtet – Nur die Dividende zählt – Anlegerschutz ja, aber anders.

In den ersten drei Quartalen waren es bereits eindrückliche 86 Mrd. €. Für den ausserbörslichen Handel liegen keine offiziellen Umsatzzahlen vor. Man muss allerdings annehmen, dass er in verschiedenen Märkten den börslichen um ein Vielfaches übersteigt.

Breites Produktspektrum

In Österreich, Deutschland und der Schweiz sind laut Eusipa 251,9 Mrd. € in strukturierte Produkte investiert, zwei Drittel davon allein in der Schweiz und 11% mehr als ein Jahr zuvor. Den Anlegern standen dabei 1,2 Mio. unterschiedliche Produkte zur Verfügung – davon über 1,1 Mio. im deutschen Markt und knapp 10% mehr als vor einem Jahr. Auffällig ist vor allem die Dynamik im italienischen Markt. Der Handel in Hebelprodukten wuchs im dritten Quartal zum Vorjahr um 68%. Die Neukotierungen nahmen im Quartalsvergleich um 27% zu. Ein Markt, der künftig mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen dürfte, ist Schweden. Der Eintritt von Vontobel (VONN 32.6 -1.21%) sowie die Pläne anderer – auch Schweizer – Anbieter, in diesen Markt einzutreten respektive die Aktivität dort auszuweiten, werden Wettbewerb und Innovation in Stockholm vorantreiben.

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In diesen internationalen Entwicklungen kommt der Schweiz ganz klar eine Führungsrolle zu. Neben dem weltweit grössten investierten Vermögen in strukturierten Produkten ist die Branche auch hinsichtlich Innovation regelmässig führend. Gerade die Metatools, die jetzt auch in Asien Nachahmer finden, tragen den Made-in-Switzerland-Stempel oder wurden zumindest in der Schweiz erfunden. Innovation ist entscheidend, solange die niedrigen Zinsen und die geringe Volatilität ein herausforderndes Umfeld für Anleger und Produktanbieter darstellen.

Für die Börse ist die Volatilität entscheidend. So wird grundsätzlich mehr gehandelt, wenn sich der Markt stärker bewegt. Der Volatilitätsindex VSMI lag im Sommer 2014 zeitweise unter 10%. Das heisst, dass sich der SMI (SMI 8541.62 -0.77%) täglich durchschnittlich 0,6% bewegt hat – ein sehr geringer Wert. Mai und Juni waren mit die  schwächsten Monate, die die SIX Structured Products Exchange jemals erlebt hat.

Im Oktober stieg der VSMI dagegen um 6,7 Prozentpunkte. Die Anzahl der Abschlüsse nahm im selben Zeitraum um 42,5% zu. Kurz gesagt: Die Korrelation zwischen Volatilität und Handelsaktivität ist positiv und statistisch signifikant.

Direkte Wechselwirkung

Dabei gibt es weitere grundsätzliche Beobachtungen: Die Korrelation ist umso niedriger, je weiter sich der VSMI von seinem «gesunden Mittel» entfernt. In einem von niedriger Volatilität geprägten Umfeld bedeutet dies, dass die tägliche Schwankung eines Basiswerts um 25% weniger Wirkung auf die Handelstätigkeit ausübt als bei höherer Volatilität. Eine zweite Beobachtung ist, dass sinkende Kurse oft zu einer stärker steigenden Volatilität führen als umgekehrt steigende Kurse zu einer fallenden Volatilität. Mit anderen Worten: Die Angst bei fallenden Kursen ist grösser als die Euphorie bei steigenden Kursen.

Drittens kehrt die Volatilität grundsätzlich stets zu einem Mittelwert zurück. So zeigt eine Volatilität von 0% an, dass sich der Basiswert gar nicht mehr bewegt. Im Gegensatz dazu bedeutet eine Volatilität von 1600%, dass er täglich um 100% schwankt. Es ist daher nachvollziehbar, dass es einen Trend zum «gesunden Mittel» gibt.

Wann allerdings eine Trendumkehr einsetzt, ist selbst bei scheinbar offenkundigen Verwerfungen sehr schwierig vorherzusagen. Oder mit den John Maynard Keynes zugeschriebenen Worten ausgedrückt: «Die Märkte können länger irrational bleiben als der Anleger solvent.»

Bargeldanteil lässt hoffen

Auf vielen Konten aktiver und passiver Marktteilnehmer ist der Cashanteil zurzeit relativ hoch. Das nährt die Hoffnung, dass mit der Rückkehr einer gewissen Marktvolatilität die Handelstätigkeit der Anleger – auch im Schweizer Markt für strukturierte Produkte – wieder nachhaltig zunimmt. Das konnte bereits in den hektischen Tagen Anfang Jahr festgestellt werden.

Noch fehlen Volatilität und Zinsen. Glücklicherweise gibt es jedoch Indizien, dass bereits ein Einpendeln der Volatilität nahe dem «gesunden Mittel» der Handelsaktivität Schub verleihen könnte. Doch auch ohne diese Entwicklung zeichnet sich die Branche seit jeher durch Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft aus. Gerade im Umfeld negativer Zinsen könnten strukturierte Produkte für eine immer grössere Zahl an Investoren mehr als nur eine Alternative werden.

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