Die weltgrösste Bank macht Ernst mit ihren Plänen zum Abzug aus der britischen Hauptstadt. Weitere werden folgen.
Die Pläne der Banken rund um den Brexit nehmen immer konkretere Züge an. J.P. Morgan Chase hat bekanntgegeben, dass sie «Hunderte von Bankern» aus London abziehen will. Sie sollen in drei bereits existierende Büros innerhalb der EU umplatziert werden, namentlich Dublin, Frankfurt und Luxemburg.
Damit will die Bank den einfachen Zugang zum europäischen Markt auch weiterhin sicherstellen. Dies hat Daniel Pinto, Chef der Investmentbank von J.P. Morgan, gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg bestätigt.
Mit diesem kurzfristigen Umzug wolle man vorbereitet sein für den Tag eins, wenn die Verhandlungen zwischen Grossbritannien und der Europäischen Union zu einem Ende kommen. Danach kümmere man sich um die langfristigen Umzugspläne.
Vorlaufzeit von bis zu einem Jahr
J.P. Morgan ist damit eine der ersten Banken, die früheren Planspielen Taten folgen lassen. Weitere Institute dürften in den kommenden Wochen folgen, um für den voraussichtlich definitiven Termin des Austritts Grossbritanniens im Frühling 2019 vorbereitet zu sein.
Ende März sprach Jim Cowles, Manager der US-Grossbank Citigroup (C 59.71 0.42%), im FuW-Interview bereits über die Verlagerung eines Teils des London-Geschäfts in die EU.
Experten gehen davon aus, dass die Vorlaufzeit für solche Verschiebungen von Hunderten bis Tausenden Angestellten bis zu ein Jahr beträgt. Beobachter erwarten deshalb, dass die meisten Finanzinstitute bis Sommer ihre definitiven Pläne kommunizieren werden.
Bereits bekannt ist, dass Deutsche Bank (DBK 16.594 -0.49%) bis zu 4000 Banker aus London abzieht, Barclays (BARC 209.15 -0.4%) will ihr Umzugsprogramm innerhalb der nächsten sechs Monate bekanntgeben. Goldman Sachs (GS 225.12 0.12%) wiederum will erst Anfang 2018 entscheiden, ob Jobs aus Grossbritannien abgezogen werden.
Bereits in den vergangenen Monaten hatten verschiedene Banken mitgeteilt, eine Verlagerung des Personals in Erwägung zu ziehen. J.P. Morgan könnte längerfristig jeden vierten Banker aus London auf einen anderen europäischen Finanzplatz verlagern, bei der Schweizer Grossbank UBS (UBSG 17.18 0.41%) könnte es gar jeder dritte sein, wie eine Zusammenstellung von Bloomberg von Ende März zeigt.
UBS setzt auf Frankfurt und Madrid
UBS hatte bereits im Dezember bekanntgegeben, dass Frankfurt zu ihrem europäischen Wealth-Management-Hub wird. Für ihr Investment Banking könnte zudem die spanische Hauptstadt Madrid zum Thema werden.
Noch keine konkreten Zahlen liegen zur Credit Suisse (CSGN 15.17 -0.13%) vor. Allerdings deutet einiges darauf hin, dass die Schweizer Bank Dublin als Ausweichzentrale für London nutzt. Bereits vor einem Jahr hat Credit Suisse in Dublin ein neues Bürogebäude gemietet.
Zugleich kristallisiert sich immer mehr heraus, dass vor allem zwei Finanzstädte zu Brexit-Gewinnern werden: Frankfurt und Dublin. So ziehen Standard Chartered und Barclays die irische Hauptstadt in Erwägung, Goldman Sachs und Morgan Stanley (MS 43.35 -0.89%) tendieren hingegen eher Richtung Frankfurt.
Luxemburg wiederum dürfte vor allem Vermögensverwalter und Versicherer anziehen. So hat unlängst der Assekuranzgigant AIG bekanntgegeben, den Europasitz nach Luxemburg zu verlegen.
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