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12:35 Uhr - 20.11.2014

Dämpfer für die Hoffnung auf Konjunkturverbesserung

Die Einkaufsmanagerindizes in der Eurozone und in China sinken wieder. Die Erleichterung im Oktober war verfrüht. Die Aktienkurse geben nach.

Im November hat sich die wirtschaftliche Dynamik in der Eurozone wieder abgeschwächt. Der vorläufige (Flash) Einkaufsmanagerindex (Purchasing Managers Index, PMI) für alle Branchen ist von 52,1 im Oktober auf 51,4 im November gefallen. Es ist der tiefste Stand seit sechzehn Monaten. Werte über 50 signalisieren eine Expansion der wirtschaftlichen Aktivität, Werte darunter einer Kontraktion der Produktion.

Der vorläufige PMI basiert auf den ersten 80 bis 90% der Antworten der monatlichen Umfrage. Die PMI-Daten gehören zu den verlässlichsten Indikatoren für die Konjunktur in der Eurozone. Die jüngsten Werte deuten auf ein BIP-Wachstum um 0,1% im vierten Quartal hin, nach 0,2% im zweiten und 0,1% im ersten Quartal.
Wirtschaftswachstum und PMI in der Eurozonezoom Quelle: Markit

Vor allem der Index für die Dienstleistungsunternehmen zeigt eine deutliche Verlangsamung an. Der vorläufige Service-PMI ist von 52,3 auf ein Elfmonatetief von 51,3 gefallen. Der für die Gesamtwirtschaft wichtigere Frühindikator aus der Industrie hat sich nur leicht von 50,6 auf 50,4 verschlechtert.

Deutschland noch nicht aus dem Schneider

Ein stagnierender Auftragseingang bremst auch die deutsche Wirtschaft. An Dynamik verloren hat vor allem der Dienstleistungssektor. Der entsprechende Dienstleistung-PMI gab im November 2,3 Indexpunkte auf 52,1 nach. Der Industrieindex fiel von 51,4 zurück auf die Stagnationslinie von 50. Der Composite Index verschlechterte sich von 53,9 auf ein Sechzehnmonatetief von 52,1. Oliver Kolodseike, Ökonom bei Markit, folgert, dass Deutschlands Wirtschaft auch im Schlussquartal kein nennenswertes Wachstum erzielen dürfte.

Frankreichs Industriekrise

Für Frankreichs Gesamtwirtschaft, die im dritten Quartal dank staatlicher Mehrausgaben 0,3% gewachsen war, zeigen die PMI eine anhaltende Kontraktion der Privatwirtschaft an. Der branchenübergreifende Composite PMI ist zwar leicht von 48,2 auf 48,4 gestiegen, liegt aber immer noch deutlich unter der kritischen Marke von 50, die Wachstum und Kontraktion trennt. Der Dienstleistungsindex hat sich ebenfalls leicht von 48,3 auf 48,8 verbessert, während der Industrie-PMI von 48,5 auf 47,6 abgerutscht ist. Das Industriebarometer liegt damit zum siebten Mal in Folge in der Kontraktionszone und zeugt von einer Krise in der französischen Industrie.

Auch Chinas Industrie kühlt sich ab

Der am frühesten verfügbare Indikator für den Gang der chinesischen Industriewirtschaft verheisst ebenfalls nichts Gutes. Der vorläufige Industrie-PMI von HSBC (HSBA 625 -1.4%) ist unerwartet deutlich von 50,4 auf ein Sechsmonatetief von 50 gefallen und zeigt damit weder eine Verbesserung noch eine Verschlechterung der Lage an. Der Rückgang ging von der Indexkomponente Output aus. Sie fiel zum ersten Mal seit Mai unter die kritische Grenze von 50. Die Unternehmen waren zudem zurückhaltender beim Materialkauf und verkürzten die Lieferfristen. Seit 2011 oszilliert der chinesische PMI in einer engen Spanne zwischen 47 und 52 um die 50-er Marke. In dieser Zeit hat sich das Wirtschaftswachstum von fast 10 auf 7,3% verlangsamt.

Der neuste PMI bestätigt den Abwärtstrend der chinesischen Wachstumsdynamik. Allzu grosse Sorgen sollte man sich aber nicht machen. Capital Economics weist auf die verhältnismässig guten Zahlen zur Binnennachfrage hin. Trotz rückläufigem Exportindex hat sich der Subindex für die gesamten neuen Aufträge von 51,2 auf 51,4 verbessert. Möglicherweise reflektieren die besseren Zahlen bereits die Zusatznachfrage durch die angeschobenen Infrastrukturprojekte der Regierung. Auch die Ökonomen von Barclays (BARC 232.95 -1.19%) sehen sich in ihrer Einschätzung eines sich verlangsamenden, aber nicht kollabierenden Wirtschaftswachstums bestätigt.

Europas Börsen eröffneten auf die schlechten Nachrichten aus China hin mit Abgaben. Nach Bekanntgabe der ebenfalls enttäuschenden PMI der Eurozone rutschten die Kurse weiter ab. Am frühen Donnerstagnachmittag notierte der Euro Stoxx 1,2% tiefer, der Dax lag 0,7% im Minus.

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