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07:16 Uhr - 11.11.2014

Emerging Markets setzen auf Dividenden

Bislang waren Unternehmen aus den aufstrebenden Volkswirtschaften kaum als solide Dividendenzahler bekannt. Nicht überall ist dieses Vorurteil gerechtfertigt.

Wer es auf attraktive Renditen abgesehen hat, wird im aktuellen Tiefzinsumfeld kaum mehr fündig. Eine der wenigen Möglichkeiten bieten zurzeit europäische Dividendenpapiere. Doch auch Aktien aus den Emerging Markets lohnen eine genauere Betrachtung, gerade weil ihr Reiz – oft zu Unrecht – auf das Kurspotenzial reduziert wird. Immer mehr Unternehmen der aufstrebenden Volkswirtschaften schütten respektable Bardividenden aus. Sie können damit als attraktive Portfoliobeimischung dienen – sofern man in der Selektion Vorsicht walten lässt.

zoomDass die Emerging Markets aufgeholt haben, zeigen einige Indikatoren: Gegenüber den Neunzigerjahren ist ihr Anteil an den globalen Aktien, die über 3% rentieren, laut UBS (UBSN 16.6 0.73%) von 17 auf 30% gestiegen. Momentan werfen sie zudem eine attraktivere Rendite ab als Valoren in den Industrieländern. Auch notieren die Wachstumsraten höher. So legten die 2013 in den Emerging Markets ausgeschütteten Dividenden gegenüber dem Vorjahr um 9,2% zu. In Europa betrug die Zunahme 2,9%, im nordamerikanischen Aktienmarkt lediglich 1,3%.

Hilfe für den Staatshaushalt

Hinter dieser Entwicklung sieht der Finanzdienstleister Markit vor allem zwei Treiber: Einerseits sollen damit internationale Investoren angelockt und die Anlegerbasis erweitert werden. Andererseits stellen Dividenden staatsnaher Unternehmen eine willkommene Einkommensquelle für die nationalen Haushalte dar.

Zwar ist die Dividendenaffinität nicht überall gleich weit entwickelt. In den meisten Ländern sind aber entsprechende Förderinitiativen im Gang. Wie etwa in Südkorea, wo trotz des hohen Gewichts im MSCI Emerging Markets (MSCI Emerging Markets 147.3139 0.71%) Index der Dividendenbeitrag zoomim globalen Vergleich gering ausfällt. Hier sind gerade die grossen Industriekonglomerate – die sogenannten Chaebols – bisher eher dafür bekannt, Liquidität zu horten statt auszuschütten. Die Regierung pocht deshalb darauf, dass ein grösserer Teil der Gewinne an die Teilhaber ausbezahlt wird.

In Taiwan wurden die Bardividenden ebenfalls forciert, um internationale Investoren anzulocken. Und auch in China fordern die zuständigen Aufsichtsbehörden von den Konzernen höhere, transparentere Ausschüttungen.

Wer in Dividendenpapiere investieren will, darf seine Titelselektion aber nicht einfach auf die erwartete Rendite abstützen. Genauso wichtig ist es, die Stabilität der Ausschüttungen abzuschätzen. Diesen Weg geht der MSCI Emerging Markets High Dividend Yield Index: Er fokussiert auf Aktien aus 23 Schwellenländern, die neben einer attraktiven Rendite diverse Soliditätsmerkmale erfüllen. zoomIndikatoren sind etwa die Eigenkapitalrendite oder die Stabilität der Gewinne. Aktuell bleiben am Ende der Selektion 154 Valoren übrig.

Dass sich dieser Ansatz lohnt, zeigt der längerfristige Kurschart: Unter Berücksichtigung der ausgeschütteten Dividenden hat der Index den MSCI Emerging Markets weit hinter sich gelassen. Das gilt selbst dann, wenn man den Einfluss der Dividenden ausklammert.

zoomAttraktiv erscheint auch das Risikoprofil. So haben solide Dividendenzahler in den Schwellenländern über die letzten zehn Jahre höhere Renditen bei tieferen Kursschwankungen erzielt. Ganz grundsätzlich wird Dividendenzahlern ein tieferes Risiko beigemessen: Studien zeigen, dass sich Ausschüttungen als Zeichen einer besseren Corporate Governance interpretieren lassen.

zoom«Finanz und Wirtschaft» hat die Vertreter im MSCI Emerging Markets High Dividend Yield Index weiter eingegrenzt. Als Erstes wurde dabei die Pay-out Ratio betrachtet: Zwar hängt es stark von der Unternehmensreife und der Branche ab, wie viel Prozent des Gewinns als Dividende ausgeschüttet werden sollte. Eine tiefere Pay-out Ratio vermittelt jedoch mehr Flexibilität, einen schwachen Geschäftsgang abzufedern. Über alle Emerging Markets betrachtet birgt die aktuelle Ausschüttungsquote von durchschnittlich 37% ­wenig Abwärtsrisiken.

Relevante Verschuldung

Als weiteres Kriterium wurde das Verhältnis der Nettoverschuldung zum Eigenkapital (Net Gearing) gewählt. Ein zu hoher Wert kann darauf hindeuten, dass ein Unternehmen längerfristig in Solvenzprobleme laufen kann. Grundsätzlich präsentieren sich die Emerging Markets hier ziemlich solid: Analysten der UBS schätzen, dass das bereits tiefe Net Gearing von rund 0,36 (2012) weiter sinken und nächstes Jahr unter 0,3 fallen dürfte.

Für die finale FuW-Selektion wurden alle Aktien ausgeschlossen, die eine Pay-out Ratio von über 50% und ein Net Gearing von mehr als 0,4 aufweisen. Übrig bleiben 30 Titel, deren Dividendenrendite für 2014 mindestens 2,5% beträgt. Dass auf der Liste viele Valoren aus dem Energie- und Finanzsektor sowie aus China und Russland auftauchen, macht deutlich, dass man nicht ohne zusätzliche Abklärungen in diese Namen investieren sollte. So werden zum Beispiel Investitionen in russische Titel vom schwachen Rubel tangiert.

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Wer sowieso nicht auf Einzeltitel setzen möchte, kann die Strategie auch mit aktiv verwalteten Fonds verfolgen. Die Anzahl an Vehikeln, die auf renditestarke Emerging-Markets-Titel fokussieren – etwa von UBS, Pictet oder ING –, hat sich merklich erhöht. Eine weitere Möglichkeit bieten ETF, die etwa die Entwicklung des MSCI Emerging Market High ­Dividend Yield Index nachzeichnen.

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