Credit-Suisse-Grossinvestor David Herro spricht sich gegen den Vorstoss des Aktivisten Rudolf Bohli aus, die Bank aufzuspalten.
Einmal mehr gibt es viel Wirbel um Credit Suisse. Der aktivistische Aktionär Rudolf Bohli fordert mit seinem Hedge Fund RBR Capital, dass der Finanzriese die Investmentbank abspalten soll. CS-Grossaktionär David Herro ist anderer Meinung. Der Anlagechef für internationale Aktien beim Chicagoer Vermögensverwalter Harris Associates denkt, dass die Bank bereits auf gutem Weg zum Turnaround ist und, dass es Bohlis Plan der Realitätssinn fehlt.
Herr Herro, was denken Sie als Grossaktionär der Credit Suisse über die Forderung des Hedge Funds RBR, die Bank aufzuspalten?
Ich kenne Rudolf Bohli ein wenig, zumal wir einst beide bedeutende Aktionäre in Gategroup waren. Er hatte damals richtig erkannt, dass das Unternehmen eine Veränderung braucht. Deshalb hatten wir viele seiner Vorschläge unterstützt. Der Fall Credit Suisse ist jedoch anders gelagert.
Weshalb?
Wir sind uns zwar mit Bohli einig, dass Credit Suisse an der Börse viel zu tief bewertet ist. Offensichtlich geht es ihm aber nur darum, die Aktien auf die Schnelle aufzuwerten. Deshalb legt er jetzt diesen Plan vor, der auf dem Papier gut aussehen mag, in der Realität aber kaum umsetzbar ist.
Wo liegt das Problem?
Zum Beispiel wird zu wenig berücksichtigt, dass Credit Suisse in verschiedenen Geschäftsfeldern und in unterschiedlichen Rechtgebieten mit verschiedenen Regulatoren aktiv ist. Ein Strategiewechsel braucht daher Zeit und lässt sich nicht auf einen Fingerschnips umsetzen. Auch geht Bohlis Plan von falschen Annahmen und irreführenden Profitabilitätsvergleichen mit US-Investmentbanken wie Goldman Sachs und Morgan Stanley aus.
Was meinen Sie damit?
In ein bis zwei Jahren wird die Bank die Restposten der Strategic Resolution Unit abgebaut haben. Für diese Bereinigung hat Credit Suisse bereits mit der Hälfte des Gewinns im vergangenen Jahr bezahlt. Das Ende der Abwicklung ist unmittelbar in Sicht. Deshalb ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für einen Kurswechsel.
Sie sind also mit der Leitung von CEO Tidjane Thiam zufrieden?
Das Management der Credit Suisse hat sehr gute Arbeit bei der Restrukturierung des Konzerns geleistet. Dieser Prozess ist seit bald zwei Jahren im Gang und wir sehen deutliche Verbesserungen: Es ist sehr sinnvoll, mehr Kapital ins Privat Banking zu investieren und den Fokus im Investment Banking auf Synergien zwischen den beiden Bereichen zu richten, speziell was das Geschäft in Asien betrifft.
Wie gross sind demnach die Chancen, dass die Aufspaltungspläne umgesetzt werden?
Ich bin immer für Verbesserungen, glaube aber nicht, dass dieser Vorstoss durchkommen wird. Aus meiner Sicht erscheint er zu stark vereinfachend. Auch hält Rudolf Bohli nur eine sehr kleine Beteiligung von 0,2%. Wenn es ihm wirklich ernst ist, sollte er seine Position erhöhen und einen realistischeren Vorschlag bringen.
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