Das Zürcher Krypto-Start-up hat als eines der ersten zwei Technologieunternehmen eine Banklizenz der Finma erhalten.
Die Schweiz hat ihre ersten Kryptobanken. Am Montag hat die Finanzmarktaufsicht (Finma) den Technologieunternehmen Sygnum und Seba Crypto eine Banklizenz erteilt. Sygnum, 2017 in Zürich gegründet, will von der Schweiz und Singapur aus den Markt für digitale Assets aufbauen. Die beiden Mitgründer Manuel Krieger, CEO Schweiz, und Mathias Imbach, CEO Singapur, sagen, warum sie keine normale Bank sein wollen und warum sie Konkurrenten gelassen entgegensehen.
Herr Krieger, Herr Imbach, seit Montag gehört Sygnum zu den lizenzierten Banken. Was bedeutet das für Sie?
Manuel Krieger: Es ist eine grosse Erleichterung, und natürlich freuen wir uns sehr. Wir haben lange auf diesen Moment hingearbeitet.
Mathias Imbach: Für unsere junge Firma ist die Lizenz ein Meilenstein. Aber auch für den Finanzplatz ist es eine grosse Sache.
Allerdings haben Sie die Banklizenz nicht allein erhalten. Auch Ihre Konkurrentin, die Zuger Seba Crypto, ist nun Finma-lizenziert.
Krieger: Wir sehen das positiv. Damit sich eine neue Technologie durchsetzen kann, braucht es eine gewisse Zahl an Akteuren. Deshalb haben wir ein grosses Interesse daran, dass sich neben uns andere starke Unternehmen etablieren.
Ist die Nachfrage nach Kryptoprodukten gross genug für eine Kryptobank?
Imbach: Grundsätzlich muss man zwischen zwei digitalen Werten unterscheiden. Bei den klassischen Kryptowährungen befindet sich der Markt derzeit in einer Konsolidierungsphase. Dass das Potenzial aber gross ist, haben wir nicht zuletzt während des Hypes Ende 2017 und Anfang 2018 gespürt. Institutionelle Investoren können jedoch erst durch regulierte Institute wie zukünftig Sygnum in grösserem Stil in diese Asset-Klasse investieren. Zum anderen ist da die Tokenisierung, also die Digitalisierung und Stückelung beliebiger Vermögenswerte, beispielsweise von Aktien oder Krediten. In diesem Bereich gibt es enorm viele Anwendungsgebiete und entsprechend grosses Interesse seitens institutioneller Investoren. Die nötige Infrastruktur wird im Moment noch finalisiert und 2020 erweitert. Bis die ersten Assets auf dem Markt sind, wird es deshalb noch eine Weile dauern.
Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Imbach: Wir haben für die Finma einen detaillierten Plan bis zur Lancierung ausgearbeitet. Bislang haben wir ja «nur» eine Lizenz mit Bedingungen. Wir müssen also bestimmte sekundäre Kriterien erfüllen, bevor wir die definitive Lizenz erhalten. Sobald sie aber da ist, stehen wir im Markt bereit.
Wann wird das sein?
Imbach: Das liegt zum Teil in der Hand der Finma. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir die Bedingungen in den nächsten Monaten erfüllen werden.
Digital Asset Banking steckt noch in den Kinderschuhen. Wo finden Sie Ihre Kunden?
Imbach: Wir wollen ganz klar keine Retailbank sein. Zu uns kommen institutionelle Investoren und qualifizierte Privatpersonen. Wir sind aber auch mit diversen Banken im Gespräch, die ihren Kunden einen sicheren Zugang zu digitalen Assets bieten wollen – dabei können wir helfen.
Krieger: Unser Vorteil ist, dass die Bedürfnisse der institutionellen Investoren bislang von keinem regulierten Dienstleister abgedeckt wurden. Wir füllen also quasi eine Lücke.
Derzeit wird in der Bankbranche viel in die Digitalisierung investiert. Befürchten Sie nicht, dass die Banken Ihnen mit einem eigenen Angebot den Rang ablaufen könnten?
Krieger: Vermutlich werden einige grössere Banken früher oder später zu unseren Mitbewerbern gehören. Für weitaus mehr Banken wird sich dieser Schritt aber nicht lohnen. Wenn sie ihren Kunden in die Welt der digitalen Assets begleiten wollen, bietet sich eine Zusammenarbeit mit uns an.
Sie streben mit Sygnum über die Landesgrenzen hinaus. Mit welchen Banken treten Sie dabei in Konkurrenz?
Imbach: Es gibt auf den relevanten Finanzplätzen wenige bis keine Banken, die sich ausschliesslich auf digitale Vermögenswerte fokussieren. In den USA gibt es zwei Finanzinstitute. Da wir uns aber ohnehin auf Europa und Asien konzentrieren, kümmert uns das nicht. In den für uns relevanten Märkten decken Mitbewerber nur Teilgebiete ab. Beispielsweise Exchange- und Brokerage-Dienstleistungen. Für institutionelle Investoren ist es aber interessant, wenn sie alle Dienstleistungen aus einer Hand beziehen können.
Ist eine Ausweitung des Angebots auf Privatkunden denkbar?
Krieger: Prinzipiell ja. Wir haben uns aber aufgrund des Geldwäschereigesetzes vorerst gegen einen Retailansatz entschieden. Ausgenommen sind wie erwähnt qualifizierte Privatkunden.
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