Der Rohölmarkt hat sich diese Woche überraschend stark erholt. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Der Rohölpreis gehört zu den Gewinnern der Woche: Mehr als 8% hat sich der Rohstoff seit Montag verteuert. Ein Fass der Nordseesorte Brent (Brent 52.472 1.91%) kostete erstmals seit Ende Mai wieder mehr als 52 $. Gleich mehrere Faktoren begünstigten die kleine Rally.
Beim Treffen der Produzentenländer in St. Petersburg signalisierte Saudi-Arabien am Montag, den Ölpreis wenn möglich noch stärker zu stützen. Dafür will das Königreich gemäss dem saudischen Ölminister Khalid al-Falih im August nur 6,6 Mio. Fass pro Tag exportieren. Das sind bis zu 15% weniger als derzeit. Mohammed Barkindo, Generalsekretär des Ölkartells Opec, zeigte sich im Anschluss zuversichtlich, dass damit der Ölmarkt bald ein neues Gleichgewicht erreichen werde.
Die Opec versucht mit einer Förderdrosselung seit Januar den weltweiten Lagerbestand unter den Fünfjahresschnitt zu drücken, um den Ölpreis zu stabilisieren. Riad hält sich bisher zwar mit grosser Disziplin an die Förderbeschränkung von 10,058 Mio. Fass pro Tag. Im ersten Halbjahr förderte es sogar noch weniger. Trotz der Drosselung ist der saudische Ölexport aber unverändert hoch.
Zeitgleich, aber unabhängig vom jüngsten Zugeständnis Saudi-Arabiens meldete die US-Energiebehörde EIA am Mittwoch, dass sich die Lager in den USA deutlich schneller leeren als erwartet. Für Alexander Krämer von der Commerzbank (CBK 11.135 0%) ist das ein Hinweis darauf, dass die Massnahme des Ölkartells endlich zu greifen beginnt. Der Bedarf sei in den vergangenen Monaten stärker gestiegen als das Angebot.
Zudem ist die Anzahl aktiver Bohrstellen in den USA in den letzten vier Wochen relativ konstant geblieben. Rohstoffexperten wie Jan Edelmann von der HSH Nordbank interpretieren das als Zeichen, dass die US-Schieferölindustrie angesichts des sehr tiefen Fasspreises vorläufig an ihre Profitabilitätsgrenze kommt. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Fördervolumen in den USA immer noch steigt.
Ein neuerlicher Anstieg der Notierung könnte aber dazu führen, dass die Förderung für die US-Produzenten wieder lukrativer wird. In der gegenwärtigen Situation ist deshalb ein Brent-Preis von mehr als 55 $ je Fass eher unwahrscheinlich.
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