Die amerikanischen Aktienindizes verlieren 3%. Gleichzeitig sinkt die Rendite von dreissigjährigen Treasuries auf ein Rekordtief.
Es war ein rabenschwarzer Tag an Wallstreet. Der Leitindex Dow Jones Industrial verlor mit 3,1% so viel wie noch nie im laufenden Jahr. Kaum besser erging es den anderen Indizes. Der marktbreite S&P 500 schloss 2,9% schwächer, der technologielastige Nasdaq Composite gab 3,0% nach und der Leitindex der kleinkapitalisierten Unternehmen – der Russell 2000 – büsste 2,9% ein.
Vor dem Absturz gab es kein Entkommen. Von den 30 Mitgliedern des Dow Jones beendeten alle Aktien mit Verlusten den Tag. Auch alle elf Sektoren aus dem S&P 500 büssten an Terrain ein. Ein Zeichen der Schwäche war zudem, dass die Indizes nahe des Tagestiefs aus dem Handel gingen.
Warnsignale vom Bondmarkt
Gründe für den Ausverkauf gibt es viele. Beispielsweise sendete der Anleihenmarkt neue Warnsignale aus. Erstmals seit 2007 rentierten zweijährige US-Staatsanleihen mehr als zehnjährige Treasuries. Eine inverse Zinskurve ist ein zuverlässiger Indikator für eine Rezession.
Gleichzeitig erreichte die Rendite der dreissigjährigen Staatsanleihen mit 2% ein Rekordtief. Ende 2018 betrug die Rendite noch 3%.
Sorgen bereiten zudem die globalen Konjunkturaussichten. Grossbritannien wies an Mittwoch eine inverse Zinskurve aus und schwache Wirtschaftszahlen aus China und Deutschland trübten die Stimmung.
«Besorgniserregend sind zudem die geopolitischen Brandherde», erklärte Art Cashin gegenüber dem Fernsehsender CNBC. Der Wallstreet-Veteran, der in Diensten von UBS den Handel auf dem Trading Floor der New York Stock Exchange überwacht, erwähnte die Lage in Italien, den Wahlausgang in Argentinien sowie die Konfrontation zwischen Pakistan und Indien.
Energieunternehmen befinden sich im Bärenmarkt
Angeführt wurde der Ausverkauf von Energieunternehmen. Weil der Preis von Rohöl im Tagesverlauf 3,5% nachgab, büssten auch die Energieunternehmen an Terrain ein. Seit dem Höchst hat der Sektor mehr als 20% verloren und befindet sie sich nun in einem Bärenmarkt.
Kaum besser erging es wegen den sinkenden Zinsen den Banken. Goldman Sachs und JPMorgan verloren 4,2%, während Bank of America 4,7% und Citigroup gar 5,3% nachgaben.
Keinen Schutz boten die IT-Konzerne. Der iPhone-Hersteller Apple und der Softwaregigant Microsoft verloren 3%, während der Onlinehändler Amazon 3,4% und die Google-Mutter Alphabet 2,7% nachgaben.
Am besten schnitten im Dow defensive Titel wie Coca-Cola (-1%), Wal-Mart (-1,1%) und Verizon (-1,2%) ab.
Besonders abgestraft wurden die Aktien von Macy’s. Der Einzelhändler enttäuschte mit den Quartalszahlen auf ganzer Linie. Die Titel verloren im Tagesverlauf 13% und rissen die Branchennachbarn Kohl’s (-11%), Nordstrom (-11%) und JCPenney (-5%) in die Tiefe.
Trump kritisiert das Fed
Für keine Beruhigung konnte US-Präsident Donald Trump sorgen. Eine halbe Stunde vor Handelsschluss sprach er die US-Wirtschaft stark und kritisierte die Geldpolitik des Federal Reserve.
We are winning, big time, against China. Companies & jobs are fleeing. Prices to us have not gone up, and in some cases, have come down. China is not our problem, though Hong Kong is not helping. Our problem is with the Fed. Raised too much & too fast. Now too slow to cut….
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) August 14, 2019
..Spread is way too much as other countries say THANK YOU to clueless Jay Powell and the Federal Reserve. Germany, and many others, are playing the game! CRAZY INVERTED YIELD CURVE! We should easily be reaping big Rewards & Gains, but the Fed is holding us back. We will Win!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) August 14, 2019
Larry Summers, Ökonom und Finanzminister unter US-Präsident Bill ClintonLarry, bezeichnete die Meldung gegenüber CNBC als «unglaublich inkohärent». Es ergebe doch keinen Sinn, von einer starken Wirtschaft zu sprechen wenn sich gleichzeitig die Zinskurve weiter invertiere.
Die Marktteilnehmer sahen das ähnlich. Die positive Reaktion an den Aktienmärkten verpuffte rasch und der Dow Jones verlor so viel wie noch nie im laufenden Jahr.
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