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13:17 Uhr - 20.04.2015

KPN Telecom verkauft belgische Mobilfunktochter Base

Der Käufer und Konkurrent Telenet expandiert in Belgien und in Holland.

Der niederländische Telecomanbieter  KPN (KPN 3.265 3.03%) verkauft seine belgische Mobilfunktochter Base zum Preis von 1,325 Mrd. € an die belgische Konkurrentin Telenet, eine Gesellschaft des amerikanischen Kabelkonzerns Liberty Global (LBTYA 50.565 -1.3%) des US-Milliardärs John Malone. Mit der Akquisition von Base wird Telenet in Belgien neben der Belgacom zum führenden Telecom- und Mobilfunkanbieter.

Die Transaktion, die bis Ende des Jahres abgeschlossen werden soll, muss aber noch von der zuständigen Kartellbehörde in Belgien und von der EU-Kommission abgesegnet werden. Der Verkauf von Base kommt nicht überraschend, da die niederländische KPN Telecom schon 2012 mitgeteilt hatte, sie wolle sich von ihren ausländischen Tochterunternehmen trennen. Dieser Trennungsprozess ist nun vollzogen, da die Niederländer auch bereits ihre deutsche Mobilfunktochter E-Plus zum Preis von 8,6 Mrd. € an die spanische Telefónica (TEF 13.475 -0.85%) verkauft haben.

Telefónica ist durch diesen Zukauf von E-Plus in Deutschland mit einem Marktanteil von knapp 40% zum führenden Mobilfunkanbieter aufgestiegen, noch vor der deutschen T-Mobile und der britischen Vodafone (VOD 228.75 1.15%). Eingefädelt wurde der Base-Deal höchstwahrscheinlich von Duco Sickinghe. Er ist seit Februar Verwaltungsratschef der KPN und war von 2001 bis 2013 CEO von Telenet.

Kein Wunschpreis

Aber weder für E-Plus noch für die belgische Base erhielt KPN Telecom den Preis, den die Niederländer eigentlich haben wollten. Auf den E-Plus-Verkauf musste KPN eine Wertberichtigung von 1,3 Mrd. € vornehmen. Für Base wollte sie anfangs 1,5 bis 1,6 Mrd. €, nun sind es 1,325 Mrd. € geworden. Das ist 8,9-mal der Ebitda von Base im Jahr 2014.

KPN-Chef Eelco Blok ist dennoch «zufrieden mit dem Geschäft, das wir mit Telenet abgeschlossen haben», erklärte er. Blok kündigte auch an, dass die KPN-Aktionäre vom Base-Verkauf profitieren werden. In welcher Form, liess er aber offen. Das soll erst bekannt gegeben werden, wenn die Transaktion abgerundet worden ist. Dennoch applaudierten die Anleger, denn der KPN-Kurs legte an der Amsterdamer Börse um 2,52% auf 3.25 € zu.

Stärkere Liberty Global

Dennoch ist der Verkauf von Base an Telenet und damit de facto an Liberty Global, der in der Schweiz auch UPC Cablecom gehört, bemerkenswert. Denn der Konzern stärkt damit seine Position in den Benelux-Ländern erneut erheblich. Erst Anfang des Jahres wurde die Übernahme des niederländischen Kabelnetzbetreibers Ziggo durch die holländische Liberty-Global-Tochter UPC abgerundet. Dadurch wurde Liberty Global/UPC/Ziggo mit rund 5 Mio. Kunden zum grössten Kabelnetzanbieter in den Niederlanden und damit zum wichtigsten und direkten Konkurrenten der KPN Telecom in Holland.

Da sich KPN aber nach dem Verkauf von E-Plus und Base voll und ganz auf den heimischen niederländischen Markt konzentrieren will und hier ausser mit UPC/Ziggo auch noch gegen die deutsche T-Mobile und die britische Vodafone konkurrieren muss, sind die Wachstumschancen nicht gerade rosig. Zwar dürfen die in den vergangenen Jahren nicht gerade verwöhnten KPN-Aktionäre nun nach Abschluss des Base-Verkaufs wohl auf eine kräftige Dividendenerhöhung oder gar auf eine Sonderdividende hoffen, aber es sind durchaus Zweifel angebracht, ob die von KPN-Chef Blok eingeschlagene Strategie Früchte in Form von höheren Gewinnen abwerfen wird.

Intensiver Wettbewerb

Zum einen ist der niederländische Telecommarkt relativ klein, zum anderen ist er hart umkämpft. Und drittens schrumpft das Geschäft aus der Festnetztelefonie ständig, das früher einmal eine der Haupteinnahmequellen der KPN war. Der Anbieter steht also vor einer unsicheren Zukunft. Für eine gewisse Kursfantasie der Telecomtitel sorgen allenfalls immer wieder auftauchende Übernahmegerüchte.

Der mexikanische Milliardär Carlos Slim und sein Telecomunternehmen América Móvil hatten mehrfach Interesse am Kauf von KPN bekundet. Nun, in der schlankeren Form und mit einer gut gefüllten Kasse, ist die Telecomgesellschaft wieder eine attraktive Braut. Das sehen auch 15 von insgesamt 35 Analysten so, die die Titel gemäss Bloomberg zum Kauf empfehlen.

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