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07:04 Uhr - 15.12.2015

Pensionskassen konkurrieren mit Banken

Pensionskassen haben bereits für 15 Mrd. Fr. Hypothekarkredite gewährt. Viele Vorsorgeeinrichtungen wollen ihr ­Hypogeschäft noch ausbauen und vermehrt in Wettbewerb treten mit den traditionellen Hauskreditgebern.

Die Pensionskassen wollen selbst mehr ins Hypothekargeschäft eintreten, um der desolaten Zinslage am Kapitalmarkt auszuweichen. Ein Ausbau des Kreditgeschäft hat erste Priorität, wie die Befragung von 35 Vorsorgeeinrichtungen durch die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) ergeben hat. Oft genannt wurde, vermehrt auch sonstige Darlehen zu vergeben, zusätzliche Immobilieninvestments im In- wie dem Ausland zu realisieren oder in Infrastrukturprojekte zu investieren.

Im hiesigen Hypothekargeschäft sind die Vorsorgeeinrichtungen gemäss der Statistik des Bundesamts für Sozialversicherungen mit kumuliert 15 Mrd. Fr. engagiert, was einem Durchschnittsanteil von 2% der gesamten Vermögen von 733 Mrd. Fr. entspricht.

Externe Fachdienstleister beigezogen

FuW-Serie VorsorgeMonatlich blickt «Finanz und Wirtschaft» in einem Sonderbeitrag darauf, wie die Pensionskassen die rund 800 Mrd. Fr. Vorsorgevermögen an den Finanzmärkten investieren und welche Trends das Geschäft der finanziellen Altersvorsorge prägen.

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» Pensions-Kassen-Sturz
» Interview mit Stefan Beiner,
Anlagechef der Bundespensionskasse Publica
Gross im Hypogeschäft ist die Aargauische Pensionskasse APK, die 3,5% des 10 Mrd. Fr. Gesamtvermögens in Hypotheken an APK-Versicherte und -Rentenbezüger angelegt hat. Neu werden auch externen Liegenschaftseigentümern Kredite offeriert. Die Kasse wolle «Vorsorgegelder in einem Bereich anlegen, der eine ­positive Rendite abwirft bei sehr niedrigem Risiko und überschaubaren Kosten», wie Geschäftsführerin Susanne Jäger «Finanz und Wirtschaft» erklärt.

Die APK habe die Abwicklung der Hypotheken mit einem Mandat an die Aargauische Kantonalbank übertragen und dazu auch die Bedingungen für die Kreditvergabe festgelegt. «Der Aufwand für die Finanzierungsprüfung ist damit ausgegliedert», ergänzt sie.

Das wiedererwachte Interesse an der Hypothekengewährung belege, dass die Pensionskassen in Umfeld niedriger Kapitalmarktrenditen alle Ausweichmöglichkeiten prüften, sagt auf Anfrage Hanspeter Konrad, ­Direktor des Pensionskassenverbands ASIP. An den Führungsorganen jeder Kasse liege es, über «interne oder externe Stellen das Fachwissen und die notwendige Governance» sicherzustellen.

Bis 50% Vermögensquote zulässig

Die Beurteilung der mit Hypothekarkrediten verbundenen Gefahren ergebe – unter der Voraussetzung eines zweckmässigen Risikomanagements – ein «im Vergleich zu Bundesobligationen vertretbar höheres Ausfallrisiko», sagt Roman Saidel. Er leitet die Direktaufsicht der eidgenössischen OAK Oberaufsichtskommission berufliche Vorsorge. Die gesetzlichen Anlagerichtlinien erlauben, dass inländische Grundpfandkredite bis zu 50% des Vermögens einer Einrichtung der beruflichen Vorsorge ausmachen dürfen.

Für Vorsorgeträger, die den Aufbau eines eigenen oder ausgelagerten Hypothekenbereichs scheuen, bietet sich als Alternative der Erwerb von Anteilen an verbrieften Hypothekenportefeuilles. Die Credit Suisse (CSGN 20.02 -1.52%) Anlagestiftung, die eine Vielzahl institutioneller Anlagefonds für Pensionskassen führt, hat jedoch das Hypothekenprodukt wegen «massiv gestiegener Nachfrage» schon im Februar für Neuinvestoren geschlossen, wie Banksprecher Tobias Plangg auf Anfrage sagt: «Das Interesse hat die Investitionsmöglichkeiten des Hypothekenfonds um ein Vielfaches überstiegen.»

Die CS-Anlagestiftung hat die Vergabe und Verwaltung der Hypotheken an einen unabhängigen Anbieter von Hypothekendiensten vergeben, um die Geschäftspolitik völlig unabhängig von der der der Bank zu ­halten. Der Spezialfonds verbucht nach letztem Stand 1,3 Mrd. Fr. Hypotheken auf Liegenschaften in allen ­Regionen der Schweiz.

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