Zurück zur Übersicht
12:48 Uhr - 13.04.2015

Das Angebot an ETF in der Schweiz wird breiter

Der hiesige ETF-Markt, der passives Anlegen ermöglicht, ist klein und dynamisch. Er sollte weiterhin zweistellig wachsen.

Der schweizerische Markt für börsengehandelte Fonds (Exchange Traded Funds, ETF) wächst kontinuierlich. Anfang Jahr wurde die Marke von 1000 an der SIX Swiss Exchange registrierten ETF erstmals überschritten. Dennoch liegt ihr Marktanteil am gesamten Fondsmarkt noch immer unter 10%.

Zum AutorAndreas Homberger ist Leiter Research von Hinder Asset Management.Nach unserer Schätzung dürfte der Markt für börsengehandelte Indexfonds auch in den nächsten Jahren mit rund 20% pro Jahr wachsen. Er ist sehr fragmentiert, mit einer durchschnittlichen Fondsgrösse von etwa 67 Mio. Fr. Einige kleinere Fonds werden schliessen oder mit anderen Fonds zusammengelegt. Auf der Anbieterseite ist der Markt hingegen stark konzentriert und wird von weniger als zehn Anbietern dominiert. Die Analyse umfasst die ETF, welche an der Schweizer Börse kotiert sind.

zoomDas Handelsvolumen aller ETF an der SIX betrug 2014 etwas mehr als 90 Mrd. Fr. und liegt damit leicht unter dem Allzeithoch von gut 100 Mrd. im Jahr 2011. Zum Vergleich: Der Gesamtumsatz aller Schweizer Aktien lag 2014 rund neunmal höher bei 834 Mrd. Fr. Besonders gross war das ETF-Wachstum in den Jahren 2007 bis 2011. Danach haben die ­Anzahl Fonds und das Handelsvolumen nicht mehr so markant zugelegt.

Man darf sich von dieser Entwicklung aber nicht täuschen lassen. Auch bei Aktien ist das Handelsvolumen in den letzten Jahren tendenziell leicht gesunken, so- dass es sich nicht um eine ETF-spezifische Entwicklung handelt. Dass es netto nicht mehr neue Fonds gibt, liegt daran, dass eine erste Konsolidierungswelle bei kleineren Fonds eingesetzt hat und dass die Palette von ETF bereits sehr gross ist.

Ein Bruchteil aller Fonds

Mit einem investierten Vermögen von etwa 67 Mrd. Fr. (Stand Ende 2014) ist der Schweizer ETF-Markt im Vergleich zum gesamten inländischen Fondsmarkt, der ein Volumen von rund 860 Mrd. Fr. aufweist, nach wie vor vergleichsweise klein. Ende 2014 waren also weniger als 8% des gesamten Schweizer Fondsvermögens in ETF investiert. 2009 lag der Anteil noch bei 5%. Die weltweit grössten passiven Fonds – der SPDR auf den S&P-500-Index und der Vanguard Total (FP 48.495 -0.05%) US Stock Market Indexfonds – sind mit 148 Mrd. bzw. 330 Mrd. $ allein jeweils deutlich grösser als der gesamte schweizerische ETF-Markt.

Weltweit verzeichneten börsengehandelte passive Anlagen im Jahr 2014 einen Zufluss von rund 270 Mrd. $. Der Nettozufluss der in der Schweiz domizilierten ETF betrug vergangenes Jahr nur 12 Mrd. Fr.

zoomDer ETF-Markt wächst allerdings deutlich schneller als der gesamte Fondsmarkt. Von 2009 bis 2014 haben sich die Schweizer ETF von rund 35 Mrd. auf 67,3 Mrd. Fr. fast verdoppelt. Im selben Zeitraum stieg der gesamte hiesige Fondsmarkt inklusive ETF lediglich um rund ein Viertel auf 864 Mrd. Fr. Die Wachstumsraten des ETF-Marktes bewegten sich in den letzten Jahren immer zwischen 15 und 30%. Lediglich 2013 hat das Gesamtvolumen leicht abgenommen.

Kleine ETF verschwinden

Aktuell der vermögensstärkste ETF auf dem Schweizer Markt ist der iShares SMI (SMI 9438.25 -0.35%) mit einem Gesamtvermögen von 3,5 Mrd. Fr. Nummer zwei ist der ZKB Gold-ETF mit einem Volumen von rund 2,5 Mrd. Fr. Zieht man angesichts der durchschnittlichen Fondsgrösse von 67 Mio. Fr. in Betracht, dass einige Fonds sehr gross sind, wird ersichtlich, dass der Markt recht fragmentiert ist und viele Fonds unter der kritischen Grösse von rund 50 Mio. liegen. Eine erste Konsolidierungswelle hat begonnen, und weitere werden folgen.

zoomAn der SIX werden derzeit ETF von 18 Anbietern gehandelt. Gemessen an der Anzahl ist UBS (UBSG 19.02 -0.1%) mit 214 ETF der grösste Anbieter. Trotz der verhältnismässig grossen Anzahl von Anbietern ist der Markt sehr konzentriert. Die drei grössten Anbieter UBS, ComStage und ­iShares haben zusammen einen Marktanteil von gut 55%. Danach folgen Lyxor und Deutsche Bank (DBK 33.23 0.39%) (db x-trackers). Die kleinsten neun Anbieter erreichen zusammen einen Marktanteil von knapp 10%.

Die grossen Anbieter sind auch die grössten Market Maker, die im Handel Geld- und Briefkurse stellen. An der Spitze liegt allerdings erstaunlicherweise die Commerzbank (CBK 13.295 0.68%). Sie stellt Preise für immerhin mehr als 550 Fonds. Der höchste Umsatz wird mit Fonds von iShares (BlackRock) erzielt. Die Geld-Brief-Spannen sind inzwischen in den meisten Fällen sehr tief und liegen bei etwa 0,1%.

zoomDominiert ist der Markt von Aktien-ETF: Gemessen an der Anzahl beziehen sich fast 70% aller ETF auf Aktien.  Danach folgen Obligationen mit einem Marktanteil von etwa 20% und Rohstoffe (inkl. Gold (Gold 1199.545 -0.71%)) mit 9%. Die restlichen Kategorien sind vernachlässigbar.

Indexfonds als Alternative

In der Schweiz gibt es einen grossen Markt für Indexfonds, der von der breiten Öffentlichkeit jedoch kaum wahrgenommen wird. Das liegt daran, dass diese Fonds fast ausschliesslich institutionellen Anlegern vorbehalten sind. Seit einiger Zeit ist es aber auch für Privatpersonen möglich, in diese Fonds zu investieren, sofern sie ein Verwaltungsmandat mit einem Vermögensverwalter oder einer Bank abgeschlossen haben.

Indexfonds haben gegenüber ETF einige Vorteile. Da sie in der Regel Fonds schweizerischen Rechts sind und man sie aus Emission kauft, entfällt der im Vergleich zu den jährlichen Gebühren happige Stempel von 0,15%. Da diese Fonds nicht an der Börse gekauft werden, fallen auch die Kosten der Geld-Brief-Spanne weg. Dafür verlangen einige Fonds aber Kosten für den Ein- oder Ausstieg zum Schutz der bereits investierten Anleger (sog. Verwässerungsschutz). Sie liegen auf einem ähnlich hohen Niveau wie die Geld-Brief-Spanne von ETF. Eine weitere attraktive Eigenschaft der Indexfonds ist, dass aufgrund der Anlegerstruktur weniger Zu- und Abflüsse zu verzeichnen sind und so weniger Transaktionen innerhalb der Fonds notwendig sind. Die grössten Anbieter sind die Credit Suisse (CSGN 27.08 -0.15%), die Zürcher Kantonalbank und die UBS.

Trends für das Jahr 2015

Das Jahr 2015 wird weitere Fortschritte im dynamischen ETF-Markt bringen. Wir sehen folgende fünf Trends: Neue Fonds mit Währungsabsicherung, eine breitere Palette von Obligationen-ETF, wachsende Konkurrenz durch Indexfonds, die Erschliessung neuer Marktsegmente wie Alternative Beta, und die Konsolidierung von kleinen, nicht rentablen Fonds. Die Preise werden 2015 vermutlich nur leicht sinken, da sie in den letzten Jahren bereits deutlich reduziert wurden.

Im vergangenen Jahr wurden bereits einige Fonds mit Währungsabsicherung lanciert. Für die grossen Aktienmärkte gibt es dazu inzwischen ein interessantes Angebot. Da die Währungsabsicherung bei Obligationen noch weit wichtiger ist, hat sich erfreulicherweise auch ein kleiner Markt von währungsgesicherten Obligationen-ETF etabliert. Hier besteht aber noch viel Nachholpotenzial.

Obligationen-ETF bildeten bis vor Kurzem fast ausschliesslich Staatsanleihen ab. Angesichts der tiefen Zinsen sowie der hohen Staatsschulden sind andere Marktsegmente in den Blickpunkt geraten. Inzwischen findet der Anleger eine grosse Auswahl interessanter Obligationen-ETF sowohl auf qualitativ hochwertige Unternehmensanleihen als auch auf mit höherem Risiko behaftete Bonds im Hochzinssegment (High Yield).

Stiefmütterlich sieht es bei anderen Segmenten aus, etwa bei Wandelanleihen, inflationsindexierten Anleihen oder ver­sicherungsbasierten Obligationen (Insu­rance Linked Securities). Inwieweit hier ein Markt entstehen wird, ist ungewiss, da sich die Indizes gar nicht oder nur mit ­hohem Aufwand nachbilden lassen.

Alternative Beta, Faktor-ETF und ähnliche Begriffe finden sich vermehrt bei den kotierten Indexanlagen. Die Anbieter solcher Strategien haben bemerkt, dass ein attraktiver Absatzkanal entstanden ist. Dieses Marktsegment wird 2015 weiter wachsen. Der Anleger sollte sich aber bewusst sein, dass es sich bei diesen Produkten nicht um klassische Indexanlagen handelt, sondern dass immer eine gewisse Wette implizit enthalten ist. Je nach Marktentwicklung kann die Performance deutlich vom Marktindex abweichen.

Der ETF-Markt in der Schweiz ist noch klein, dafür aber recht dynamisch. Der Markt dürfte auch in den nächsten Jahren zweistellige Wachstumsraten verzeichnen. Trotzdem wird auch in fünf Jahren das Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft sein. Für den Privatanleger versprechen die nächsten Jahre eine Reihe von positiven Entwicklungen. Die Preise werden noch etwas fallen, und das Angebot wird sich deutlich verbreitern, sodass praktisch alle wichtigen Marktsegmente mittels ETF abgedeckt werden können.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.