Saudi-Arabien will nach Aussagen des Energieministers Khalid al-Falih die Förderquoten im zweiten Halbjahr weiterführen. Der Ölpreis reagiert kaum.
Das Ölkartell Opec gibt sich im Kampf gegen den fallenden Ölpreis nicht geschlagen. Der saudische Energieminister Khalid al-Falih betonte am Montag, die Förderstaaten seien bereit, die Förderkürzung im zweiten Halbjahr aufrechtzuerhalten. Der Preis der Nordseesorte Brent (Marktdaten 49.481 1.02%) erholte sich nur leicht auf 49 $ je Fass.
In den letzten Wochen hatte es vermehrt Hinweise gegeben, dass die Organisation bereit ist, an ihrem Jahrestreffen am 25. Mai die Fortsetzung der Massnahmen ernsthaft zu diskutieren. Dennoch hat sich die Stimmung am Ölmarkt wegen des hohen Überangebots zuletzt wieder eingetrübt. Der Optimismus von Ende 2016 ist grösstenteils verflogen.
Unerwartet hohe Förderdisziplin
Im November hatten sich die Opec-Mitglieder auf nationale Förderquoten geeinigt, um den Ölpreis zu stützen. Von Januar bis Juni wollte die Organisation zusammen mit Russland ihre Produktion um 1,8 Mio. Fass pro Tag senken. Für die Opec bedeutete das einen Rückgang auf täglich 32 Mio. Fass.
Entgegen der Erwartung vieler Analysten setzte die Opec die Ankündigung bisher zu mehr als 90% (gemessen am Fördervolumen) in die Tat um und zeigte damit im historischen Vergleich eine hohe Förderdisziplin. Frühere Massnahmen zur Preisstabilisierung waren gemäss einer Schätzung von Goldman Sachs (GS 225.77 -0.48%) zu weniger als 50% umgesetzt worden.
Unter der Führung des weltweit grössten Produzenten, Saudi-Arabien, hielten sich die Mitgliedstaaten mehrheitlich an ihre Quote. Zuletzt produzierten der Irak und die Vereinigten Arabischen Emirate nach eigenen Angaben sogar etwas weniger, als sie eigentlich dürften. Selbst Russland, das nicht Teil der Opec ist, hielt sich grösstenteils an die Abmachung.
Langsamer Lagerabbau
Dennoch geht der Abbau des globalen Lagerbestands nur langsam vonstatten. Bis Mitte April meldeten die US-Energiebehörde EIA und das American Petroleum Institute (API) praktisch wöchentlich einen Anstieg des Bestands. Damit hatten die Förderstaaten gemäss den Analysten der Commerzbank (CBK 9.429 -1.78%) nicht gerechnet, als sie die Massnahmen auf sechs Monate begrenzten.
Grund für die anhaltende Ölschwemme ist insbesondere der Förderanstieg in den USA. Die dortigen Ölunternehmen haben ihre Produktionskosten in den letzten drei Jahren beinahe halbiert. An gewissen Orten kann heute bei einem Fasspreis von weniger als 30 $ rentabel gefördert werden, wie aus den jüngsten Zahlen des Energiedienstleisters Rystad Energy hervorgeht.
Libyen verdoppelt Produktion
Aber auch einige Mitglieder der Opec sind von der Vereinbarung ausgenommen und haben den Preisanstieg genutzt, um ihr Fördervolumen auszuweiten. So produziert Libyen derzeit mit 660’000 Fass mehr als doppelt so viel wie im Sommer 2016.
Das unerwartet hartnäckige Überangebot wirkte sich auch auf den Preis aus. War er kurz nach Bekanntgabe des Opec-Abkommens auf 57 $ je Fass gestiegen, sank er in den vergangenen Wochen wieder unter 48 $ und damit auf den tiefsten Stand seit Ende November.
Preis dürfte steigen
Mit der Zusage Saudi-Arabiens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Opec-Förderer in gut zwei Wochen auf eine Verlängerung einigen. Bleibt die Förderdisziplin dann weiterhin hoch, könnte sich das mittelfristig positiv auf den Preis auswirken. Die Analysten von Commerzbank erwarten, dass sich Brent in der zweiten Jahreshälfte erholt.
Auch Ole Hansen, Rohstoffexperte bei der Saxo Bank, geht davon aus, dass sich der Fasspreis für Nordseeöl zwischen 50 und 55 $ je Fass einpendeln wird. Ein weiterer Anstieg der Notierung sei angesichts der wachsenden US-Produktion jedoch unwahrscheinlich. Angesichts der Fundamentaldaten dürfte der jüngste Preisverfall also übertrieben gewesen sein.
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